Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes
flachen Schale auf der Oberseite war aus dem Hallenboden aufgetaucht. Eine kleine, glatte graue Scheibe lag darin.
Keuchend hielt sie inne und betrachtete das Amulett. Es sah so unscheinbar aus… Zögernd streckte die Hand aus. Doch da spürte sie schon die kräftige Aura und griff zu. »Ich habe es!«, rief sie und wandte sich um. Stille.
Kein Ötzli war zu sehen, und auch Schritte waren keine zu vernehmen.
Mit bebender Brust blickte sie sich um. Wie damals schon herrschte hier dämmriges Licht, dessen Herkunft nicht zu bestimmen war. Um sie herum gab es nichts als Grau. Wo war Ötzli? Was hatte er vor? Wenn er tatsächlich Wochen benötigt hatte, das Wolodit hier herauf schaffen zu lassen, würde er vermutlich alles tun, um an das Amulett zu kommen. Er hatte Drakken!
Schon damals hatte sie einige Drakken in Schutzanzügen gesehen, die sie vor der salzgeschwängerten Luft geschützt hatten.
Wahrscheinlich wollte Ötzli diese Bestien herbeiholen und sie, Leandra, mit ihrer Hilfe erwischen.
Nun gab es nur noch eins: sie musste schneller sein.
Jetzt, da sie das Amulett besaß, brauchte sie den Bogen nicht mehr. Sie ließ ihn fallen und setzte sich in Bewegung. Sie musste ihr kleines Schiff erreichen und von hier fliehen, ehe Ötzli seine Drakken auf sie hetzen konnte. Zum Glück kannte sie sich hier gut aus. Abermals rannte sie mit Höchstgeschwindigkeit und erreichte schon nach kurzer Zeit den Ort, an dem sie Ötzli gestellt hatte. Ihr Schwert lag dort. Zuerst wollte sie es liegen lassen, doch dann bremste sie ab und hob es auf. Um seinen Griff hatte sie eine dünne Lederschnur gewickelt, die sie noch brauchte. Hastig machte sie sich wieder auf den Weg. Einen allzu großen Vorsprung konnte Ötzli noch nicht haben; wenn sie sich beeilte, mochte sie längst fort sein, ehe er seine Drakken auf den Weg gebracht hatte.
Sie hastete durch die Korridore, benutzte Transporterröhren und erreichte in erleichternd kurzer Zeit die Ebene, in der ihr Schiff auf sie wartete. Eine letzte Angstsekunde war zu überstehen, als sie in ihr Schiff stieg – doch niemand erwartete sie dort. Rasch schloss sie die Luke und setzte sich auf den Pilotensitz. Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihr, dass noch immer keine Verfolger aufgetaucht waren. Sie aktivierte die Steuerung, startete den Antrieb und löste das Schiff von seinem Landepunkt. Noch immer pumpten ihre Lungen heftig, und ihr Herz schlug viel zu schnell. Dann war das kleine Schiff herumgeschwenkt, und der Schacht, der ins freie All hinausführte, lag offen vor ihr. Sie gestattete sich ein vorläufiges Aufatmen, während sie langsam die beiden mittleren Pedale nach vorn drückte und das Schiff Fahrt aufnahm. Erst in dem Augenblick, da ihr Schiff ins All hinausschwebte, atmete sie wirklich auf. Ich hob’s geschafft!
Sie mahnte sich zur Ruhe und versuchte ihre Atmung und ihren Herzschlag zu beruhigen. Was für eine verfluchte Überraschung!
Ötzli lebte noch, und man konnte davon ausgehen, dass er ein noch viel größerer Störfaktor sein würde als Rasnor. Dann kam ihr ein noch viel schlimmerer Gedanke in den Sinn – womöglich arbeiteten die beiden zusammen! Ein wütendes Schnauben entfuhr ihr. Wollte denn dieser leidige Kampf überhaupt kein Ende mehr nehmen? Mit Ötzli hatte sie längst nicht mehr gerechnet.
Wie nur war er hierher gekommen? Gab es vielleicht an Bord des Mutterschiffes noch ein zweites dieser kleinen, schnellen Kurierschiffe?
Zahllose Fragen kreisten ihr durch den Kopf, als ihr Schiff plötzlich einen Stoß von hinten erhielt.
Das Blut sackte ihr aus dem Leib, sie schoss in die Höhe. Vorn war nichts zu sehen, nach hinten hatte sie keinen freien Blickwinkel. Was war da nur gewesen? Wurde sie etwa verfolgt?
Als ihr klar wurde, dass die Drakken sie durchaus auch im All jagen konnten, wurde ihr übel vor Angst. Alarmiert stemmte sie sich hoch und beugte sich über die Instrumententafel zu den kleinen Fenstern, die seitlich lagen, um wenigstens einen kurzen Blick nach hinten zu werfen.
In diesem Moment schoss etwas Glühendes, von hinten kommend, knapp an ihrem Schiff vorbei. Sie fuhr entsetzt hoch und schlug mit der rechten Schläfe gegen die Bordwand.
Ein furchtbarer Schmerz stob durch ihren Schädel, augenblicklich verschleierte sich ihr Blick. Sie stöhnte auf, führte die rechte Hand an ihre Stirn und spürte Blut. Sekunden später wurde das Schiff abermals getroffen und erbebte schwer.
Halb betäubt fiel ihr nur noch eines ein. Sie ließ sich in
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