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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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den Pilotensitz fallen, riss den Hebel hinter dem Sitz hoch und trat beide Pedale voll durch.
    Die Gewalt, mit der das kleine Schiff plötzlich davonschoss, ließ ihren Kopf gegen die Stütze des Sitzes prallen, und das raubte ihr für kurze Zeit vollends das Bewusstsein.
    Als sie wieder zu sich kam, hätte sie nicht sagen können, wie viel Zeit vergangen war. Sekunden?
    Minuten? Immerhin war ihr Blick wieder halbwegs klar.
    Auf dem großen Leuchtbild vor ihr hatte sich der kurze blaue Balken um ein Vielfaches verlängert.
    Inzwischen war seine Spitze hellgelb geworden.
    Leandras Herz pumpte heftig. War sie den Verfolgern weit genug davongejagt, um sie abzuschütteln? Ohne die Geschwindigkeit zu verringern, stemmte sie sich ächzend hoch, um aus den seitlichen Fenstern noch einmal einen Blick nach hinten zu erhaschen. So sehr sie sich auch über die Instrumententafel beugte und das All mit Blicken durchforschte – sie konnte das Mutterschiff nicht entdecken. Aber es schien auch niemand mehr auf sie zu schießen. »Langsam, langsam!«, flüsterte sie und ließ sich wieder zurück in ihren Sitz fallen. Sie fuhr die Geschwindigkeit herab, bis der Balken wieder ganz kurz und tiefblau war. Gerettet!
    Sie seufzte erleichtert. Nun musste sie nur noch das Schiff herumschwenken und nach Hause fliegen. Die folgende Stunde verbrachte sie damit, in alle Richtungen zu wenden, um die Höhlenwelt oder wenigstens die Sonne wieder zu finden. Es gelang ihr nicht. Sie versuchte es damit, mit hoher Geschwindigkeit einen anderen Ort im All anzusteuern, um dort erneut nach der Sonne oder der Höhlenwelt Ausschau zu halten. Aber sie wusste schon, dass sie sich nur noch weiter verirrte. Die Anzeige, mittels derer sie zum Mutterschiff oder zum Schleusenschacht hätte zurückfinden sollen, war auf dem Leuchtschirm nicht mehr verfügbar. Sie probierte alles aus, hatte aber keinen Erfolg. Während der ganzen Zeit versuchte Leandra krampfhaft, die Beherrschung zu wahren und nicht in Panik zu verfallen. Aber es gelang ihr immer weniger.
    Zuletzt, nach vielen Stunden, hatte sie sich zusammengerollt und hockte weinend und verzweifelt in einer kleinen Ecke unter der Instrumententafel. Sie war verloren. Inzwischen wusste sie genug vom All und vom Fliegen, um zu ahnen, dass sie womöglich nie mehr nach Hause finden würde.
    ***
    Als Victor den Gardisten vor Alinas Gemächern ansprach und um Einlass bat, war er voller Ungewissheit. Die Shaba würde ihn zu sich bitten, war ihm gesagt worden. Den ganzen Tag hatte er mit Abordnungen von Gilden und Zünften der Stadt verhandelt und war nun froh, das hinter sich zu haben. Er freute sich auf Alina – obwohl er leise Zweifel hegte, dass er ihr heute wirklich willkommen war. Sie hatte sich in den letzten Tagen ein wenig zurückgezogen, und vielleicht gab es nur etwas Wichtiges zu besprechen. Als er die Vorhalle ihrer Gemächer betrat, wurde ihm etwas mulmig zumute. Es war immer das Gleiche: Wenn er sich auf Alina freute, und das geschah in letzter Zeit immer häufiger, fühlte er zugleich auch Angst. Die Angst, zurückgewiesen zu werden. Reiß dich zusammen, mahnte er sich. Er hatte wirklich keinen Grund, Schlimmes zu fürchten. In der letzten Zeit hatte sie ihn mit so viel Wärme und Freundlichkeit verwöhnt, dass er mitunter Lust bekommen hatte, sie zu küssen. Als er die Vorhalle durchquerte, überlegte er mit leisem Herzklopfen, ob er es nicht einfach versuchen sollte.
    Wäre da nur nicht diese Angst gewesen, ob sie ihm vielleicht die kalte Schulter zeigen würde. Vielleicht hatte sie ihn längst aufgegeben oder würde wütend werden, wenn er sich ihr nun plötzlich doch näherte. Ich denke, du liebst Leanda!, hörte er sie sagen, oder: Das hättest du dir früher überlegen sollen!
    Und wenn sie ihn nicht verstieße, wie würden die anderen reagieren? Marko, den er so oft geärgert hatte, würde wahrscheinlich hinterlistig grinsen, während er von Jacko oder Hellami ganz sicher eine handfeste Rüge erteilt bekäme. Durfte man das – die eine Frau lieben und plötzlich noch eine andere? Er war völlig durcheinander. Vor der nächsten Tür wurde er von einer Zofe empfangen, einem hübschen jungen Mädchen mit demütig gesenktem Blick. Sie führte ihn durch die zweite Vorhalle zum nördlichen Salon, Alinas Lieblingszimmer. Mit unsicheren Schritten betrat er einen weiten, aber nicht allzu hohen Raum, der neben kostbaren Möbeln und Teppichen mit einer breiten Fensterfront und einem stattlichen Kamin

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