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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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den Mundwinkel, als sie daran dachte, sich selbst ein Wolodit-Amulett zu erschaffen. Möglicherweise genügte ein Druck auf diese Taste!
    So recht konnte sie sich nicht vorstellen, wie das gehen sollte.
    Sie hatte selbst einmal mittels Magie eine riesige Ladung Salz verdichtet und erst danach festgestellt, dass es sein ursprüngliches Gewicht beibehalten hatte. Nur mit Mühe und magischen Tricks war es ihr gelungen, es transportfähig zu machen. Die Drakken hingegen, so hatte es Rasnor ihr damals erklärt, hatten es geschafft, das Gewicht des verdichteten Wolodits so weit zu verringern, dass man die Scheibe bei sich tragen konnte.
    Soll ich es wagen?
    Unentschlossen sah sie sich um, musterte jede Einzelheit des Raumes. Irgendwie wusste sie bereits, dass sie es tun würde, doch noch zögerte sie. Langsam streckte sie die Hand nach der gelb blinkenden Taste aus.
    Eines Tages wird mich meine Neugier noch umbringen, dachte sie in bissiger Selbstkritik.
    Dann war es plötzlich passiert.
    Sie hatte die Taste gedrückt und war rasch zurückgetreten.
    Nun leuchtete sie orangefarben, aber im Moment tat sich noch nichts. Unruhig musterte sie den Raum.
    Hatte sich der Rhythmus der blinkenden Lichter verändert? Sie war nicht sicher.
    »Du musst noch einmal draufdrücken«, hörte sie eine Stimme.
    Vor Schreck hätten ihr beinahe die Knie nachgegeben. Sie kannte diese Stimme… aber… nein, es war nicht die von Rasnor! Sie wirbelte herum. Ötzli!
    Ein entsetztes Röcheln entfuhr ihr. Der Altmeister des Cambrischen Ordens stand lächelnd da, ein paar Schritt entfernt, und war offenbar gerade in den Raum eingetreten. Instinktiv tastete sie nach dem Trivocum. Doch es war nur schwach vorhanden. Sie verstand, dass man sich wirklich im Zentrum einer großen Woloditansammlung befinden musste, wenn man eine Magie wirken wollte.
    Ötzli setzte sich in Bewegung, umrundete sie, wobei er ihr ein weiteres freundliches Lächeln zuwarf, und drückte auf die orangefarben leuchtende Taste. Ihre Farbe änderte sich in ein strahlendes Rot.
    Ötzli drehte sich herum. »Herzlichen Dank, meine Liebe, dass du die Herstellung meines Amuletts in Gang gesetzt hast. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis wir all das Wolodit hier herauf geschafft hatten.«
    Leandra kämpfte um ihre Fassung. »Wir…?« Im nächsten Moment veränderte sich die Umgebung. Laute summende und dröhnende Geräusche ertönten, und die Lichter an den Wänden veränderten sich dieses Mal dramatisch. Auf den Pulten flammten Leuchtscheiben auf, und die Halle unter ihr wurde in rhythmisch blinkendes, rotes Licht getaucht. »Ja!«, rief Ötzli durch den Lärm.
    »Als ich vor vier Monaten hier herauf kam, fand ich in einem großen Frachtschiff, das kurz vor der Katastrophe noch angedockt hatte, ein paar Drakken. Ich befreite sie daraus, und sie sind mir daraufhin freundlicherweise zur Hand gegangen.« Er deutete hinaus. »Und nun mache ich mir ein Amulett. Es dauert nicht lange.«
    Leandra starrte durch die Fenster und sah, wie die Woloditbrocken von einem Netz knisternder gelber und grüner Funken überzogen wurden. Ein dicker, weißlicher Nebel entstand in den Ritzen zwischen den einzelnen Brocken und sank rasch zu Boden. Und dann geschah das Unglaubliche: Der ganze Berg schrumpfe! Sie konnte nur den Beginn des Vorgangs sehen, denn das Funkennetz verdichtete sich so sehr, dass man nichts anderes mehr erkennen konnte. Es verdichtete sich zu einem wirbelnden Sturm, der in der Halle auf und ab wogte, ein blendendes, gelbgrünes Licht verstrahlend. Ein Orkan von knackenden und knisternden Geräuschen erfüllte die Umgebung. Bald wurde das Schauspiel so heftig, dass Leandra zurücktrat; selbst Ötzli wich einen Schritt nach hinten. Was geht hier vor? Warum ist der Kerl hier? Mit einem entschlossenen inneren Ruck mahnte sie sich, alle Hoffnung zu begraben, dass Ötzli plötzlich wieder ein freundlicher, alter Mann geworden wäre, der seine Taten bereute – nur weil er sie angelächelt hatte. Leandra wich von ihm zurück.
    »Was tut Ihr hier, Altmeister?«, rief sie scharf durch den Lärm.
    »Ich?« Er hob unschuldig die Achseln. »Was soll ich hier schon tun? Ich stellte ein Amulett für mich her.«
    »Das sagtet Ehr bereits. Was habt Ihr damit vor?« Wieder lächelte er – diesmal jedoch war seine Bosheit unübersehbar.
    »Nun…«, antwortete er, »wenn es fertig ist, werde ich dich als Erstes damit töten.«
    Instinktiv ließ Leandra ein Aurikel im Trivocum aufploppen. Vielleicht

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