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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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hätte sie ihn sofort und mit aller Macht angreifen sollen, mit dem Ziel, ihn auf der Stelle zu töten. Doch ein Schatten lag auf ihren Gedanken – sie wusste, dass ihr so etwas nicht gegeben war.
    »Oho!«, machte er spöttisch. »Das kleine Gör packt ein paar magische Tricks aus!« Seine Miene verfinsterte sich innerhalb von Sekunden so sehr zu Hass und Boshaftigkeit, dass sie erschrak.
    »Glaubst du etwa, du kleine Hure, du könntest dich mit einem Altmeister Ötzli messen?«
    Leandras Herzschlag dröhnte, ihr Puls raste, kalter Schweiß trat auf ihre Stirn. Ötzli schien es nicht einmal für nötig zu halten, selbst eine Gegenmagie zu wirken.
    »Ihr wollt Euch wieder mit den Drakken zusammentun!«, schrie sie durch den Lärm, der gerade einen neuen Höhepunkt erreichte.
    »Wozu?
    Unsere Welt ist frei!«
    »Frei?«, brüllte er zurück. »Du dummes Ding! Was hast du denn für eine Ahnung!«
    Leandra keuchte, als hätte sie gerade ein gewaltige Last geschleppt. »Greift mich nicht an!«, warnte sie ihn. »Ich…«
    Mit einem fast hörbaren Rumms! öffnete sich ein riesiges Aurikel im Trivocum. Entsetzt wich Leandra zurück. Es musste in der achten oder neunten Stufe liegen – genug magische Gewalt, um einen ganzen Häuserblock zu verwüsten.
    »Warum soll ich warten, bis ich das Amulett habe?«, rief er.
    »Ich werde dich gleich jetzt und hier vernichten!«
    Leandra pumpte alles an Kraft in ihr Aurikel, was sie aufbringen könnte. Sie sah, dass Ötzli eine Feuermagie anstrebte – einen gewaltigen Schlag der Hitze und der Flammen – und setzte verzweifelt einen Schlüssel der Erdmagie, um ihm standhalten zu können.
    Augenblicke später brach Ötzlis Magie los. Leandra taumelte zurück und schloss voller Furcht die Augen, denn sie erwartete den Tod.
    Doch nichts geschah.
    Als sie sich mit ihrem Inneren Auge einen Blick auf den rötlichen Schleier des Trivocums verschaffte, sah sie, dass Ötzlis Magie nicht zu ihr durchzudringen vermochte. Die Finger stygischer Energie leckten in ihre Richtung, konnten sich jedoch nicht entfalten. Das Trivocum ist zu fest!
    Ein Blick durch das Fenster sagte ihr, warum. Das wallende Funkennetz war verebbt, die Halle angefüllt von weißlichem Nebel. Das Gestein jedoch war fort. Das Amulett ist fertig! Es muss in der Mitte der Halle liegen!
    Das Lächeln, das in diesem Moment über ihr Gesicht glitt, mochte ebenso boshaft sein wie jenes, das Ötzli ihr zuvor geschenkt hatte. Sie griff mit dem rechten Arm über die Schulter und zog ihr Schwert. Mit einem hellen Singen glitt es aus der Scheide. Ötzlis Gesicht war eine verzerrte Grimasse aus Wut und der betroffenen Erkenntnis, dass er ihr mit Magie nichts anhaben konnte. Obwohl er ein alter Mann war, hätte er sie zur Not vielleicht mit seiner bloßen Körperkraft angreifen können – doch er war unbewaffnet, und sie besaß ein Schwert! Er reagierte erstaunlich schnell. Sein gewaltiges Aurikel verschloss sich geräuschlos, und einen Moment später stürzte er nach rechts davon.
    Schon war er draußen auf der kleinen Treppe. Leandra reagierte nicht schnell genug. Sie kämpfte noch mit ihrem Schrecken und der Erleichterung, dem Tod entkommen zu sein, bevor ihr klar wurde, dass sie ihn nicht entkommen lassen durfte. Der Mann war eine unermessliche Gefahr. Sie riss sich zusammen und nahm die Verfolgung auf.
    Als sie nach zwei großen Sätzen über das Treppchen unten im Gang angelangte, sah sie ihn rechter Hand davoneilen; er hatte etwa fünfundzwanzig Schritt Vorsprung. Sie setzte ihm hinterher, war sich aber noch immer nicht schlüssig, was sie überhaupt tun sollte. Ihn töten?
    Mit dem Schwert war sie ihm weit überlegen, aber die Vorstellung, ihn mit gezielten Hieben niederzustrecken, verursachte ihr ein flaues Gefühl im Magen. Auf der anderen Seite hatte sie keine Gnade von ihm zu erwarten. Sie wäre längst nicht mehr am Leben, hätte seine überlegene Magie dort oben in dem Raum funktioniert. Sie hatte bereits die Hälfte die Weges zu ihm aufgeholt, als er das Ende des Korridors erreichte, dort eine leiterartige Treppe hinaufeilte und oben verschwand. Ich werde ihn bewusstlos schlagen!, sagte sie sich.
    Wie sie das anstellen sollte, wusste sie nicht. Mit der blanken Faust würde ihr das kaum gelingen. An der Treppe angekommen, hastete sie hinauf, stürzte durch die schmale Türöffnung… und erhielt einen derben Schlag mitten ins Gesicht. Sie heulte auf, stürzte zu Boden, verlor das Schwert.
    Der Faustschlag war so hart

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