Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
herein.
    »Alina!«, vernahm er Hellamis verzweifelte Stimme. »Es ist etwas Furchtbares geschehen.« Ihr Gesicht war voller Tränen, als sie sich auf die Bettkante setzte. Alina hatte sich bereits aufgesetzt, krabbelte nun mit schreckensbleichem Gesicht über das Bett und nahm Hellami in die Arme. Victor hatte Mühe, sich ausreichend zu bedecken, als Roya seine Umarmung suchte. Jacko baute sich vor dem Bett auf, einen großen Kerzenleuchter in der Hand. Victors Herz pochte wild. Einesteils empfand er unsägliche Erleichterung, dass sowohl Hellami, Roya als auch Jacko keinerlei Befremdung darüber zeigten, ihn in Alinas Bett vorzufinden. Andererseits konnte ein solcher Überfall mitten in der Nacht nur eine Schreckensnachricht bedeuten. »Leandra«, stammelte er. »Ist etwas mit Leandra?« Alle drei sahen ihn mit dumpfen, verzweifelten Blicken an.
    »Nun sagt schon!«, rief er.
    »Sie ist mit dem Schiff, das wir in Thoo gefunden haben, ins All gestartet«, sagte Jacko tonlos. »Vor vier Tagen.«
    »Vor vier Tagen?«
    Jacko nickte. »Roya hat die Nachricht eben aus Malangoor überbracht.« Victor war irritiert. »Und… weiter?«
    »Verstehst du nicht?« klagte Roya. »Sie hätte nach ein paar Stunden wieder da sein sollen. Izeban meint, wenn sie sich draußen im All verirrt hat, sind ihre Chancen, wieder heim zu finden, gleich Null.«
    An einem (sehr) weit entfernten Ort…

10
Die Bestie
    S chön war sie ja.
    Schön wie eine dieser Baumschlangen, schillernd hellgrün, mit trügerisch friedlichem Gesichtausdruck, elegant in der Bewegung, faszinierend in der Erstarrung, gertenschlank und anmutig.
    Sie trug ein ebenso grünes Kleid, rätselhaft knapp geschnitten und figurbetonend für das, was sie war; ihre Brille, ein feines Instrument mit mehr modischem als optischem Nutzen, thronte wie ein Ausrufezeichen von Geschmack und Intelligenz in ihrem scharf geschnittenen Gesicht. Schön war sie wirklich – aber genauso hinterlistig und gefährlich wie eine dieser Baumschlangen.
    Darius Roscoe strich sanft mit dem Zeigefinger über die gelb aufleuchtende Taste auf dem schrägen Pult, vor dem er saß. Er hatte beide Ellbogen aufgestützt und starrte auf den kleinen Bildschirm vor sich. Seine Nasenflügel bebten leicht. Seine Gefühle kreisten irgendwo zwischen Schadenfreude, Zorn, leidenschaftlicher Bewunderung und noch einigen anderen Empfindungen, die ihn durchwallten. Diebische Schadenfreude, dass er sie jederzeit beobachten konnte, dieses Miststück, sogar unter der Dusche, wenn er wollte. Zorn über seine Dummheit, dass er sie mitgenommen hatte, so als wäre die Schönheit einer Frau der Maßstab für ihre Freundlichkeit. Leidenschaftliche Bewunderung für ihren Körper, ihre grazilen Bewegungen und ihre seidigen, dunkelbraunen Haare. Und all der Rest seiner Emotionen für das, was noch vor ihm liegen mochte, bis er sie endlich wieder los war. Diese Bestie.
    Roscoe drückte den gelben Knopf, und das Bild verlosch. Mit einem missgestimmten Brummen ließ er sich in seinen Sitz zurücksinken und wischte sich mit beiden Händen über die Augen. Vielleicht würde er sich so rächen können – indem er sie nackt beobachtete. Kurz überlegte er, ob er vielleicht ein paar Nacktbilder von ihr einfangen und über dunkle Kanäle verbreiten sollte – doch nein, dass sie hier gemacht worden waren, konnte man ihm später womöglich nachweisen. Eine wie sie kannte da sicher keinen Spaß. Sie würde ihm Ärger bereiten, dass ihm Hören und Sehen verginge. »Käpt’n Roscoe?«, plärrte es aus der Bordverbindung.
    »Käpt’n?«, murrte er leise. »Seit wann so viel Respekt, du Miststück?« Er drückte eine Taste. »Was gibt’s, Miss Janica?«, flötete er freundlich. »Hören Sie auf, mich beim Vornamen zu nennen!«, maulte sie. »Wir kennen uns schließlich nicht aus dem Sandkasten! Die Bordküche ist schon wieder aus.«
    Der Schreck fuhr durch seine Glieder. »V-Verzeihung!«, stammelte er. »Ich…«
    »Versuchen Sie nicht, mir irgendeine Lüge über Wartungsarbeiten oder dergleichen aufzutischen! Ich weiß genau, dass Sie das Ding immer wieder abschalten, um mich zu ärgern!«
    »Nicht, um Sie zu ärgern, Miss Vasquez. Wir sind nur zwei Personen an Bord und…«
    »Ich zahle auf Ihrem hässlichen Raumfisch ebenso viel, als hätte ich auf einem Linienschiff gebucht! Also will ich auch wenigstens dann etwas zu essen bekommen, wenn ich Hunger habe, und nicht, wenn Sie geruhen, Ihre verdammte Fraß-Maschine einzuschalten! Sagte

Weitere Kostenlose Bücher