Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes
wird ganz komisch zumute«, gestand sie mit verzweifeltem Gesichtsausdruck, während er sie zu sich heranzog.
»Ich hab mir das so leicht vorgestellt…«
»Schon gut«, sagte er und schloss sie sanft in die Arme. »Ich mache dir einen Vorschlag, ja?«
Mit hochgezogenen Brauen blickte sie ihn an.
»Du behältst dein… Dingsda an und verführst mich nicht. Einverstanden?«
Sie schluckte. »Und dann?«
»Und dann gehst du in dein Bett, und ich komme nach. Du hast doch ein großes Bett, oder?«
»Du willst… nachkommen?«
Er schüttelte den Kopf. »Keine Angst. Mir genügt es, wenn ich deine Hand halten darf. Irgendwie hast du mir in den letzten Wochen ein bisschen den Kopf verdreht. Ich… ich würde heute Nacht gern in deiner Nähe sein.«
Sie sah ihn lange an. Ihr anfangs verschreckter Gesichtausdruck löste sich, und schließlich stand ein zuversichtliches Lächern auf ihren Zügen. Sie hob die Hand an seine Wange und küsste ihn sanft auf die Lippen. »Das war die süßeste Liebeserklärung, die ich je gehört habe, Victor.«
Ihr Lächeln verminderte sich um eine Winzigkeit.
»Es war doch eine, oder?«
Er zog die Brauen in die Höhe und nickte ganz leicht.
Ein Strahlen überzog ihr Gesicht. Sie wandte sich um und eilte auf eine Tür zu. »Wann kommst du?«, fragte sie, bevor sie verschwand.
»So schnell ich kann. Ich will mir nur den Muff und den Staub des Sitzungssaals abwaschen.«
Sie winkte ihm noch einmal und war verschwunden.
Mit einem selten verspürten Hochgefühl im Herzen eilte er aus dem Zimmer und begab sich zu seinen eigenen Gemächern, die auf der anderen Seite des Ganges lagen. Er hegte die Hoffnung, bald nicht mehr jede Nacht zum Schlafen dort allein hinübergehen zu müssen.
Innerhalb kürzester Zeit hatte er sich erfrischt und machte sich auf dem Weg zurück zu Alina. Der Gardist vor ihrer Tür erlaubte sich ein freches Grinsen. Victor verzichtete auf den fälligen Anpfiff und boxte ihn dafür kräftig auf den Oberarm. Der Gardist verzog vor Schmerz das Gesicht, behielt aber sein Grinsen bei. Kurz darauf stand Victor vor Alinas Schlafzimmertür und klopfte.
Sie rief ihn herein, und er betrat den Raum. Er war opulent ausgestattet, mit den feinsten Möbeln, Wandbehängen, Teppichen und natürlich einem riesigen Bett. Er kannte es schon, obwohl er noch nie darin gelegen hatte. Hier schlief gewöhnlich auch Marie, aber der war heute Nacht fort. »Ist er bei Hilda?«, fragte Victor mit einem Blick auf die leere Wiege.
Alina lag wie eine Verheißung unter der seidenen Bettwäsche.
»Ja. Ich hatte vorgesorgt«, sagte sie frech. »Nun komm schon.«
Er schlüpfte unter das große Seidenruch und entledigte sich brav erst dort seiner Oberbekleidung. Alina trug nichts, da musste er nicht lange raten. Auch er streifte sehr bald den Rest seiner Kleider ab; sie umarmten und küssten sich, aber sie schliefen nicht miteinander. Das hatten sie früher bereits so gehalten. Es war wie eine stille Übereinkunft, zuerst andere Dinge nachzuholen. Stunden vergingen, in denen sie miteinander redeten und scherzten; Victor fühlte sich unendlich wohl bei ihr. Sehr spät in der Nacht zeigte sie ihm dann doch noch ihren Drachen. »Willst du ihn sehen?«, flüsterte sie. Er nickte.
Sie schlug die Decke zurück, sprang aus dem Bett, und er begriff, dass er ihr folgen sollte. Vor dem Kamin fand er sie wieder, wo sie sich auf einen dicken Fellteppich niedergekniet hatte. Den Oberkörper hatte sie dem Feuer zugewandt, das jedoch schon sehr weit heruntergebrannt war und nur noch ein tief orangefarbenes Glühen aussandte. Victor kniete sich zwei Schritt entfernt von ihr nieder und betrachtete sie im schwachen, warmen Schein der Glut. Tränen stiegen ihm in die Augen. Alina war so schön, dass es fast schon ein bisschen wehtat. Sie gewährte ihm Minuten, sie anzusehen; schließlich rutschte er auf Knien zu ihr und küsste sie. Sie blieben noch lange dort; erst als die Glut nicht mehr genügend Wärme verstrahlte und sie zu frösteln begannen, begaben sie sich wieder ins Bett. Victor war sicher, diese Nacht niemals im Leben vergessen zu können. Irgendwann trieb er ins Reich sanfter Träume davon; Alina schlief bereits, ihr warmer Körper lag eng an ihn geschmiegt.
Tief in der Nacht geschah es dann. Er schreckte hoch, als plötzlicher Tumult im Raum aufkam. Schlaftrunken kämpfte er sich hoch, sah Kerzenleuchter und die offene Tür. Hellami und Roya waren da, Jacko kam in diesem Moment zur Zimmertür
Weitere Kostenlose Bücher