Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
nette Tierchen mütterlich umsorgen.«
    »Sie sollen mich nicht Gnädigste nennen!«, maulte sie.
    Schlecht gelaunt trat er auf den Führerstand des Schlittens, warf die Servos an und dirigierte ihn mit heulenden Aggregaten an die Steuerbordseite des kleinen Schiffes. Absichtlich ließ er den Schlitten mit einem heftigen Krach an die Seite des Hoppers knallen – zum Zeichen für Vasquez, wie sehr er ihre Obrigkeitstreue schätzte, und gleichermaßen zum Zeichen für den Insassen des Schiffs, wie erpicht er auf seine Gesellschaft war. »Hoppla!«, murmelte er.
    Er zog das Steuerpult zu sich heran und programmierte den Roboterarm. Er würde die Luke tatsächlich aufschweißen müssen, denn die gesamte Backbordseite des Schiffs war verbeult.
    Nach einer Weile trat Vasquez näher an ihn heran, in fordernder Haltung, so als wäre sie hier der Befehlshaber und Roscoe nur ein ausführendes Organ. »Geht das nicht schneller?«
    »Halten Sie den Mund! Ich muss mich konzentrieren!«
    Als er mit der Programmierung fertig war, schaltete er das sensorische Kabinett ein und startete den Laserbrenner. Während der Roboterarm in Position schwenkte und seine Arbeit aufnahm, fragte sich Roscoe unzufrieden, ob ihm die Bewirtung des Drakken vielleicht einen Extra-Verdienst einbringen könnte. Aber das würde man ihm sicher als Pflichtleistung eines GalFed-Bürgers auslegen. Vielleicht fiel etwas für die medizinische Versorgung ab, falls eine solche nötig war. Ob seine Krankenstation jedoch einen Drakken zusammenflicken konnte, wusste er nicht. Missmutig brummelnd und mit verschränkten Armen verfolgte er das Werk des Roboterarms, der zischend eine Öffnung in die verbeulte Außenluke des Hoppers schnitt. »Irgendwelche Gefahren, Sandy?«, fragte er überflüssigerweise. Sie hätte ihn auf der Stelle informiert.
    »Nein, Boss. Keine Keime, Bakterien, toxischen Stoffe. Innendruck ist bereits ausgeglichen, Sauerstoffanteil normal, Innentemperatur… minus eins Komma vier Grad, ansteigend.« Der Laserschnitt war fast fertig. Sandy fuhr die Hallenbeleuchtung etwas herab, und eine kleine Scheinwerferbatterie schwenkte heran. Mit einem metallisch scheppernden Nachhall fiel der aufgeschnittene Kera-Stahl-Deckel der Luke auf den Boden des Frachtdecks. Roscoe holte tief Luft, beugte sich etwas über das Geländer des Robolifters und starrte in das dunkle Viereck, das ins Innere des Hoppers führte. Kein Drakken trat heraus.
    Sein Herzschlag hatte sich etwas beschleunigt; gebannt starrte er in das Loch… als ihn plötzlich von schräg hinten etwas berührte. Beinahe hätte er vor Schreck aufgeschrien, aber es war nur Vasquez. Sie hatte sich regelrecht an ihn herangeschlichen, doch offenbar nur in dem Bedürfnis, sich in seiner schützenden Nähe aufzuhalten – falls dem Loch irgendetwas Grauenhaftes entsteigen sollte.
    »Bitte, Gnädigste!«, zischte er und wies auf die Öffnung. »Tun Sie Ihrem Fürsorgebedürfnis Genüge!« Diesmal beschwerte sie sich nicht über die Anrede, sondern schwieg einfach nur und warf ihm dabei einen angstvollen, fragenden Blick zu. Plötzlich schien sie doch ganz auf seiner Seite zu stehen. Mürrisch wandte er sich von ihr ab und sah nach dem Loch. Noch immer war dort nichts zu erkennen. »Daten, Sandy!«, flüsterte er.
    »Unverändert, Boss«, kam es ebenso leise zurück. Roscoe hatte gar nicht gewusst, dass Sandy flüstern konnte. »Schwache biometrische Werte, keine Bewegung im Schiff. Innentemperatur neun Komma fünf Grad, rasch ansteigend.« Roscoe brummte ärgerlich. »Können wir nicht…«
    »Moment, Boss!«, kam es von Sandy. »Ich habe soeben aus alten Datenbeständen des Systems Vergleichswerte interpoliert.
    Demnach kann die Lebensform in dem Schiff kein Drakken sein.«
    »Was? Kein Drakken?«
    »Definitiv nein, Boss. Drakken sind Kaltblüter. Ein Drakken müsste nach einer gewissen Zeit bei unter null Grad Außentemperatur völlig andere Biometriedaten aufweisen.«
    Roscoes Verunsicherung wuchs. Angesichts Vasquez’ ängstlichem Verhalten überlegte er jedoch, ob es nicht klug wäre, die Gunst des Augenblicks zu nutzen. Er könnte vielleicht weitere Punkte bei ihr machen und so seinen drohenden Untergang abwenden. Er straffte sich, warf ihr ein betont lässiges »Warten Sie hier, Schätzchen« zu und sprang vom Robolifter auf den Boden des Frachtdecks.
    Als Nächstes holte er sich einen Krypton-Stabstrahler von einer magnetischen Werkzeugtafel und ließ ihn erst einmal in einem doppelten Salto

Weitere Kostenlose Bücher