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Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Titel: Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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und… sterben?«
Ullrik hieß seinen Versprecher insgeheim willkommen, um mit
dieser Heiligen-und-Götter-Masche aufzuräumen. »Natürlich sterben! Dachtet ihr, wir wären unsterbliche Wesen? Wir stammen
aus einer anderen Welt und verfügen über Fähigkeiten, die euch
göttlich und heilig vorkommen mögen – so wie ihr geglaubt habt,
dass die Abon’Dhal es sind.« Er hob den Arm und deutete nach
rechts, in die Richtung, wo draußen über dem Tal der Felsen von
Okaryn schwebte. »Aber das ist nichts als ein riesiger Betrug
euch gegenüber! Sie haben eure Bereitschaft zu glauben ausgenutzt, euch haarsträubende Geschichten über ihre Macht und ihre
Herkunft aufgetischt, und vermutlich haben sie einen niederträchtigen Bund mit eurem damaligen Anführer abgeschlossen, diesem
Mandalor!«
»Aber er lebt!«, warf Azizh ein. »Ich habe ihn selbst gesehen!
Seit vierhundert Jahren lebt Mandalor als die rechte Hand Gottes
auf Okaryn und regiert von dort aus das Tal und den Mhorad!«
»Woher willst du wissen, dass es derselbe ist?«, schnauzte Ullrik. »Und selbst wenn er es ist – mich würde es nicht wundern,
falls er noch lebt, denn die Abon’Dhal verfügen über mächtige
Magie. Was sie aber keineswegs zu Heiligen macht!«
Die Männer starrten ihn ungläubig an.
»Ich verfüge auch über Magie!«, fügte Ullrik aufgebracht hinzu.
»Aber heilig bin ich deswegen wohl kaum!«
Unruhe kam auf; die Männer tauschten irritierte Blicke und maßen Ullrik und Azrani mit gerunzelter Stirn, so als hätte sich nun
alles geändert.
»Dann… seid ihr überhaupt keine Götter?«, fragte Bordo, der
sich wieder erhoben hatte. Azrani hob ihre Arme. »Versteht ihr
denn nicht? Ihr seid es, die aus anderen Götter machen!« Sie
musterte der Reihe nach die Gesichter der Männer. »Wir stammen tatsächlich aus einer fremden Welt, auch Ullriks magische
Fähigkeiten sind echt. Unsere Geschichte ist wahr, wie auch die
eure. Unsere Drachenfreunde sind wirklich – und auch die Gefahr,
in der eure Frauen schweben. Nur eines ist ein großes Trugbild:
euer falscher Glaube. Eure Bereitschaft, hinter allem, was erstaunlich und schwer zu erklären ist, etwas Heiliges und Göttliches
zu sehen. Damit haben euch euer Anführer Mandalor und die
Abon’Dhal betrogen und euch zu Werkzeugen ihrer niederträchtigen Absichten gemacht.«
»Dann habt ihr uns aber auch betrogen!«, brauste einer der
Männer auf.
Azrani schüttelte entschieden den Kopf. »Betrogen? Nein.
Der Unterschied liegt wohl darin, welche Beweggründe man hat,
nicht wahr? Wir wollten und wollen euch noch immer helfen. Nie
hatten wir im Sinn, euch gegen euren Willen zu unseren Zwecken
auszunutzen.«
»Und deine Schwester? Braucht ihr uns nicht, um sie zu befreien? Ist sie überhaupt deine Schwester?«
Ullrik spürte Wut in sich aufsteigen, denn schon ließ der Erste
den neu gewonnenen Respekt wieder fallen und schnauzte Azrani
wie eine Dahergelaufene an. Da trat plötzlich Azizh nach vorn,
hob die Hände und wandte sich den eigenen Leuten zu.
»Sie hat Recht«, rief er laut. Seine Miene spiegelte leise Wut,
und die war gegen sich und seine Leute selbst gerichtet. »Wir
haben uns selbst betrogen! Azrani und Ullrik haben uns nur den
Spiegel vorgehalten, indem sie sich als Götter darstellten – anders hätte man uns verblendeten Dummköpfen gar nicht beikommen können!« Er warf die Arme in die Luft. »Hätten wir ihnen
geglaubt, wären sie mit freundlichen Erklärungen zu uns gekommen? Seht euch doch an, was draußen im Dorf los ist! Sie schlagen sich die Köpfe ein, weil die einen verbissen an dem festhalten
wollen, was sie ihr Leben lang geglaubt haben, und weil die anderen an eine neue Göttin glauben wollen, die sie vom Joch der anderen Götter befreien könnte!«
Er wandte sich um, kniete sich vor Azrani nieder und nahm ihre
Hand. »Ich danke dir, Herrin Azrani. Du hast mir die Augen geöffnet. Ich folge dir, wohin du willst.« Er küsste ihre Hand und
blickte lächelnd auf. »Zwar nicht mehr als Göttin, aber als Herrin
allemal.«
Azrani lächelte verlegen und sah unsicher zu Ullrik.
Es vergingen atemlose Sekunden, während derer Ullrik sich auf
das Schlimmste gefasst machte.
Leute, die ein Leben lang zutiefst religiös gelebt hatten, würden
es einem nicht leicht verzeihen, wenn man sich den Titel eines
Gottes unrechtmäßig anhefte. Nach kurzer Überlegung aber erkannte er, dass es im Grunde nur davon abhing, ob diese Leute
noch immer bereit waren, den

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