Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
finden, haben wir vielleicht eine Möglichkeit, nach
Hause zurückzukehren. Vielleicht funktioniert er noch.«
Marina war nicht überzeugt. »Ich glaube, ich muss dich enttäuschen. Spricht nicht die Legende, von der du mir erzählt hast,
davon, dass dieser Turm von den Abon’Dhal zerstört worden sei?
Und selbst wenn noch etwas von ihm übrig sein sollte – ich fürchte, er ist unter dem Schwarzen Nichts verborgen.«
Azrani nickte. »Ja, das denke ich auch. Aber ich habe eine .
Idee, wie wir es vielleicht… verschwinden lassen können.«
»Was?«, rief Marina überrascht. »Das Schwarze Nichts?« Azrani
nickte bitter. »Ja, genau. Allerdings fehlen mir noch ein paar Informationen. Deswegen wollte ich…«, sie blickte mit verweintem
Gesicht in die Höhe, »… mich hier umsehen. Ob es hier noch
mehr dieser Reliefs gibt.«
Marinas Gesicht spiegelte plötzlich Zuversicht. »Ist das wahr?
Du weißt, wie wir nach Hause kommen könnten?«
»Ja. Vielleicht.«
»Aber… was ist mit dir los? Hätten wir nicht allen Grund, sofort
loszurennen und nach diesen Reliefs zu suchen? Du siehst nicht
so aus, als wärst du begeistert von deiner Idee.«
Azrani fing wieder an zu schluchzen. »Wenn wir das Schwarze
Nichts verschwinden lassen können… dann… dann…«
Marina glaubte zu verstehen. »Du meinst die Leichname von
Ullrik und Laura.« Sie nahm ihre Freundin tröstend in die Arme.
»Wir müssten sie suchen, und du fürchtest den Moment, da wir
sie finden.«
Azrani schluchzte nur.
»Es tut mir Leid, Azrani, dir das sagen zu müssen, aber ich
glaube, wir können sie gar nicht finden.« Azrani ließ Marina los.
»Wie kommst du darauf?«
Marina zuckte die Schultern. »Nun, wegen des Sees.
Hier unter uns muss ein See liegen. Wie auch in Okaryn.«
»Was? Ein See?«
»Aber ja. Die Mhorads wurden aus dem Boden gerissen und haben ein riesiges Loch hinterlassen.
Meilen tief. In Okaryn hat es sich im Lauf der Zeiten mit Wasser
gefüllt. Hier wird es ebenso sein, selbst unter dem Schwarzen
Nichts. Da unten im Tal fließt sogar ein kleiner Fluss entlang.«
Azranis Miene war erstarrt. »Bist du sicher? Ein See? Aber dann
könnte ja…«
Marina runzelte die Stirn. »Du meinst…?« Sie schüttelte den
Kopf. »Nein. Das kann nicht sein.«
»Warum nicht?«, fragte Azrani, plötzlich aufs Äußerte erregt.
Marina war anzusehen, dass sie gern einen Hoffnungsfunken
geschürt hätte, aber sie schüttelte den Kopf. »Das ist… kaum vorstellbar. Aus fünfzig Ellen Höhe kann man einen Sturz ins Wasser
überleben. Vielleicht sogar aus hundert.
Aber aus drei oder vier Meilen?«
»Warte!«, rief Azrani, und sie war beinahe wütend.
»Ullrik! Unser Ullrik! Ist er ein Typ, der sich umbringt? Aus verzweifelter Liebe?«
Marina starrte Azrani mit gerunzelter Stirn an. Langsam schüttelte sie den Kopf. »Nein, eigentlich nicht. Ich… ich hätte eher
erwartet, er würde Meados angreifen.
Notfalls mit bloßen Händen, um Laura zu rächen.«
Azrani zitterte förmlich vor Erregung. »Aber er hat sich trotzdem hinabgestürzt! Absichtlich! Ich hab’s selbst gesehen!«
Marina starrte eine Weile ins Leere. »Du hast Recht«, sagte sie
leise. »Er ist gesprungen. Wie ein Selbstmörder.«
Azrani schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre Halswirbel knackten. »Nein!«, rief sie laut. »Nein! Nicht unser Ullrik! Dass er gesprungen ist, kann nur eines bedeuten: Er wollte Laura retten!«
»Retten? Aber wie?«, rief Marina aus.
Jetzt war Azrani wütend. »Was weiß ich!«, schrie sie aufgebracht. »Er ist ein Magier! Er hat Kreuzdrachen getötet und weckt
ganze Dörfer mit Blitz und Donnerschlag!
Er muss etwas versucht haben! Wenn dort unten Wasser ist, hat
er es vielleicht auch gewusst. Er wollte Laura retten und hat etwas versucht!«
Marina zuckte erschrocken zusammen, als über ihnen ein helles
blaues Licht aufflammte. Es beleuchtete die Wand. Azrani starrte
hinauf. »Kein Reliefbild!«, stieß sie zornig hervor.
Sie packte Marina grob am Arm und zog sie mit sich. »Komm!
Wir durchsuchen diesen verfluchten Mhorad, und wenn wir den
letzten Stein umdrehen müssen. Und dann vernichten wir das
Schwarze Nichts. Ullrik lebt! Ich weiß es! Ich kann es spüren!«
Marina ächzte leise. In einer solchen Stimmung hatte sie ihre
Freundin noch nie erlebt. Doch auch sie spürte plötzlich ein leises
Gefühl der Hoffnung in sich aufkeimen.
*
Gespenstische Stille umgab ihn und vollkommene Dunkelheit.
Er versuchte, sich so wenig wie möglich zu bewegen,
Weitere Kostenlose Bücher