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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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ob er diesen Auftritt wiederholen konnte, besonders mit dem lädierten linken Knie. Doch das lag im Ratschluß der Götter.
    Jagos Haar war jetzt viel heller, nahezu strohfarben. Beim Fönen kämmte er es sorgfältig aus der Stirn zurück. Das Spezi­ algel zur Sofortbräunung, mit dem er sich das Gesicht einge­ rieben hatte, entfaltete bereits seine Wirkung: Die Haut war jetzt dunkel getönt und die Narbe vollständig verschwunden. Er wählte einen blonden Schnurrbart, klebte ihn behutsam an und stutzte ihn ein wenig. Die blaue Hornbrille, die er aussuch­ te, war leicht getönt. Er rückte sie zurecht und verglich sein Spiegelbild mit dem Paßfoto. Ein erstaunlicher Effekt. Mehr als zufriedenstellend.
      Er hatte es jetzt eilig, räumte alles auf und zog sich dann das karierte Sportsakko mit Flanellhose an. Er nahm nur eine Rei­ setasche und einen leichten hellbraunen Regenmantel mit. Bei den heutigen Sicherheitsvorkehrungen auf den Flugplätzen war an eine Schußwaffe natürlich gar nicht zu denken, also würde er ein wenig nackt und bloß in Palermo ankommen. Doch diese Hürde ließe sich an Ort und Stelle überwinden. Er eilte die Treppe hinunter.

    12

    Die Maschine aus London landete zehn Minuten zu früh in Punta Raisi. Sarah ging vor den übrigen Passagieren, lauter Touristen, durch die Sperre und zeigte ihren Paß vor.
      Der Beamte war die Höflichkeit in Person. Er prüfte ihren Paß und versah ihn mit einem Stempel. »Willkommen in Sizi­ lien, Mrs. Talbot. Sind Sie geschäftlich hier oder privat?«
      »Wohl eher geschäftlich«, erwiderte Sarah und fügte, halb­
    wegs wahrheitsgemäß, hinzu: »Ich besuche Freunde. Ein To­ desfall in der Familie.«
      »Wie traurig. Mein Beileid, Signora.«
      Er gab ihr den Paß zurück, und als sie sich entfernte, nickte er einem kleinen Mann in gelbbraunem Anzug zu, der an der Wand lehnte und eine Illustrierte las. Der Mann eilte vor Sarah durch die Halle und durch die Glastüren hinaus zum Taxistand. Die Fahrer hatten sich zusammengeschart, rauchten und schwatzten. Der Mann im gelbbraunen Anzug machte ein Zeichen, woraufhin einer aus der Gruppe auf ihn zuschlenderte, ein junger, muskulöser Bursche in kurzärmeligem weißen Hemd, mit dunklem, lockigem Haar, das sich unter einer Tweedmütze hervorringelte.
      »Ist sie da, Bernardo?« fragte er.
      »Als erste abgefertigt. Sie hat kein Gepäck. Gutaussehend. Bei der kannst du Dollars absahnen, Nino. Die Frasconis wer­ den sich sehr dankbar zeigen.«
      »Kannst dich auf mich verlassen, Bernardo.«
      Als Bernardo sich entfernte, tauchte Sarah vor der Eingangs­
    halle auf und blickte sich zögernd um. Nino kam auf sie zu.
    »Kann ich behilflich sein, Signora?« fragte er auf italienisch.
    »Ich spreche nicht Italienisch«, erwiderte sie.
      »Aha, Amerikanerin«, sagte er auf englisch und nahm die Mütze ab. »Ich habe drei Jahre in New York gelebt. Mein Onkel hat ein Restaurant in Manhattan. Kennen Sie Manhat­ tan?«
      Er griff bereits nach ihrer Reisetasche. »O ja, ich kenne Manhattan, das kann man wohl sagen«, entgegnete sie und hielt die Tasche fest.
      »Wohin wollen Sie, nach Palermo? Ich bringe Sie zu einem guten Hotel.«
      »Nein. Ich möchte in ein Dorf namens Bellona.«
      Er gab sich überrascht. »He, das ist ganz schön weit, Lady. Bellona liegt bei Monte Cammarata. Siebzig, vielleicht auch achtzig Kilometer.«
      »Wie lange würde das dauern?«
      »Die Hauptstrecke ist okay, aber mit den Nebenstraßen ins Bergland ist das so ‘ne Sache.« Er zuckte die Achseln. »Zwei Stunden. Ja, ich bring Sie in zwei Stunden hin, für hundert Dollar.«
      »Man merkt, daß Sie in New York gelebt haben«, meinte sie. »Also gut, fahren wir.« Und sie gab ihm die Reisetasche.
      »Sie werden es nicht bereuen. Ich hab ‘nen tollen Wagen für Sie. Klimaanlage. Sehen Sie selbst.« Sie überquerten die Straße zum Taxistand. Er blieb neben einem schwarzen Mercedes stehen und öffnete die Tür. »Mein Name ist Nino, Signora. Nino Scacci.«
      »Ich heiße Talbot.« Als er sich hinter das Lenkrad klemmte, fügte sie hinzu: »Sie kennen Bellona?«
      »Freilich. Ich bin schon dort gewesen.«
      »Dann kennen Sie auch das Haus von Don Rafael Barbera?«
      Er schnellte herum. »Fahren wir dahin? Sind Sie mit Don Rafael befreundet?«
      »Ja.«
      »Das hätten Sie mir gleich sagen sollen. Für Sie hätte ich’s für fünfzig Dollar gemacht.«
      »Machen Sie sich

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