Hölle unter Null Grad
Temperatur senken auf achtzehn Grad Celsius. Jawohl Sir.«
Das Robotgehirn schaltete ab. Zugleich begann die Entlüftung stärker zu arbeiten. Mein Tabaksqualm verschwand. Ein frischer Luftstrom erfüllte das Arbeitszimmer. Die Temperatur sank auf den geforderten Wert. Die modernen elektronischen Hilfsgeräte waren wirklich recht nützlich.
Der Duft von Fichtennadeln breitete sich aus. Da mich dieser würzige Geruch an die Wälder der Bighorn-Berge erinnerte, warf ich einen ärgerlichen Blick auf den Rufknopf des Robotautomaten, bis mir einfiel, daß ich vor zwei Stunden selbst die Anweisung gegeben hatte, meine Frischluft mit dieser Duftnote anzureichern.
Meine schweißbedeckte Stirn trocknete ab. Ehe ich mich erneut über den Stereo-Betrachter beugte und meinen Kopf gegen die Kunststoffeinfassung der Sichtöffnung preßte, fuhr ich mir mit dem Handrücken über den Haaransatz. Wie oft hatte ich das schon während der letzten drei Tage getan!
Dicht neben dem Mikrofilm-Betrachter stand ein Tonbandgerät mit einer Kopie jener Aufnahme, die wir beim Verhör des inzwischen verstorbenen Carder Sundlay angefertigt hatten. Jede der unwirklich anmutenden Aussagen stand mir also zur Verfügung. Aber ich war noch nicht schlau daraus geworden.
Entweder hatte Sundlays Gehirn nicht mehr normal arbeiten können, oder die Aussagen entsprachen der Wahrheit. Wenn das stimmte, schien diese Wahrheit aber an die Wahngebilde eines geistesgestörten Menschen zu grenzen.
Sie wissen natürlich, daß wir unter dem Begriff Antarktis jene eisbedeckten Landmassen, Meere und vorgelagerten Inseln verstehen, die sich um den Südpol herum gruppieren. Schon früh hatte man dort gewaltige Bodenschätze vermutet. Im Laufe der letzten Jahrzehnte waren sie einwandfrei festgestellt worden.
Es gab exakte geologische Karten, auf denen gigantische Lager an Kohle, Erdöl, Kupfer, Blei, Zink, Thorium und sogar Uranium verzeichnet waren. Die wenigen, hier aufgeführten Bodenschätze bildeten nur einen Bruchteil der natürlichen Kostbarkeiten, die sich unter einer teilweise 3,5 Kilometer dicken Eisdecke verbargen.
Es hatte eine Zeit gegeben, da man krampfhaft bemüht gewesen war, den antarktischen Kontinent zu erforschen. Unter einer gründlichen Erforschung verstand ich allerdings nicht nur einige Flüge quer über das eiserstarrte Gebiet. Größer als Europa, Nordafrika noch hinzugerechnet, dehnte sich der Kontinent am Südpol aus. Er barg noch unzählige Geheimnisse.
Natürlich war die Technik nicht stehengeblieben. In Zusammenarbeit mit den Europäern hatten wir einige Projekte in Angriff genommen, die zu den technischen Großtaten der Menschheit gehörten. Siebzig Prozent der von der westlichen Erdbevölkerung benötigten Erdölmengen wurden seit vielen Jahren den beinahe unerschöpflichen Quellen eines Landes entrissen, das als das kälteste und menschenfeindlichste Gebiet der Erde galt. Einige der Ölfelder lagen weit im Landesinnern. Man hatte erst die kilometerstarke Eisdecke durchbohren müssen, um auf den eigentlichen Felsuntergrund zu stoßen.
Vor vielen Millionen Jahren mußte die Antarktis ein blühendes Land gewesen sein. Es stand fest, daß sich vor nicht genau ermittelten Zeiträumen eine Verschiebung der Erdachse ergeben hatte, so daß der Südpol des Planeten praktisch ausgewandert war. Der Kontinent begann zu vereisen, und so war es bis heute geblieben. In den Museen der Weltstädte konnte man urzeitliche Tiere und Echsen bewundern, die man zweitausend Meter unter der Eisdecke vollkommen
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