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Hölle unter Null Grad

Hölle unter Null Grad

Titel: Hölle unter Null Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ei­ni­ger­ma­ßen si­cher kom­bi­nie­ren ließ.
    Aus dem ver­quol­le­nen Mund des Man­nes war ein tie­fes Seuf­zen zu hö­ren. Der Al­te warf mir einen auf­merk­sa­men Blick zu. Als wir vor­tra­ten, zo­gen sich die Me­di­zi­ner an das an­de­re En­de des La­bors zu­rück. Re­ling ließ auch jetzt kei­ne Vor­sichts­maß­nah­me au­ßer acht.
    Es dau­er­te noch ei­ni­ge Mi­nu­ten, bis hin­ter den zu­cken­den Li­dern weiß­li­che Au­gäp­fel sicht­bar wur­den. TS-19 schal­te­te das klei­ne Band­ge­rät ein und schob dem Er­wa­chen­den die bei­den Kehl­kopf­mi­kro­pho­ne über den Hals.
    Die Sze­ne war ner­ven­auf­rei­bend. Sie er­in­ner­te mich an einen Fall, der mit dem Ab­wurf ei­ner schwe­ren H-Bom­be ge­en­det hat­te. Auch da­mals hat­ten wir einen Ster­ben­den ver­hört.
    Der Al­te be­gann so­fort mit der Be­fra­gung.
    Wie­der und wie­der sprach er die glei­chen Sät­ze, die nur lang­sam einen ver­ständ­nis­vol­len Schim­mer in den star­ren Au­gen auf­glim­men lie­ßen.
    Es wa­ren Sug­ge­s­tiv­fra­gen, die um so ein­dring­li­cher wur­den, je öf­ter er sie wie­der­hol­te.
    »Sie sind Car­der Sund­lay. Sie hei­ßen Car­der Sund­lay, Sie wa­ren Fre­gat­ten­ka­pi­tän in der US-Na­vy. Warum ha­ben Sie nicht zu­rück­ge­schos­sen, als Ihr Boot an­ge­grif­fen wur­de? Warum wur­den Sie an­ge­grif­fen? Sie ka­men von der Ant­ark­tis, nicht wahr? Sie ka­men von der Pack­eis­gren­ze. Wer hat Sie an­ge­grif­fen? Sie wol­len mir sa­gen, wer Sie be­schos­sen hat! Sie wol­len mir die Na­men nen­nen. Sie sind Car­der Sund­lay. Sie hei­ßen Car­der Sund­lay. Sie wa­ren …«
    Der Al­te ließ nicht lo­cker. Die Sät­ze klan­gen mo­no­ton. Er »häm­mer­te« die Wor­te in das Ge­hirn des strah­lungs­ge­schä­dig­ten Man­nes, des­sen Ge­sicht wei­ter an­schwoll. Je­de Zel­le schi­en mit ih­rem längst ab­ge­stor­be­nen Kern zu strah­len. Es war rich­tig, daß wir die Schutz­an­zü­ge an­ge­legt hat­ten. Der in den Blut­kreis­lauf ein­ge­häng­te Gam­ma­zäh­ler pfiff. Ti­cken konn­te man zu dem Ge­räusch nicht mehr sa­gen. Es grenz­te an ein Wun­der, daß Sund­lay schließ­lich doch die Lip­pen öff­ne­te.
    »Sie – sie ha­ben mich doch noch er­wi­scht«, stöhn­te er.
     
     

3.
     
    Ich saß im Ar­beits­zim­mer der mo­dern ein­ge­rich­te­ten Zim­mer­flucht, die man mir groß­zü­gig zur Ver­fü­gung ge­stellt hat­te.
    Un­ser Haupt­quar­tier in Wa­shing­ton war von au­ßen ein häß­li­cher, gi­gan­ti­scher Ge­bäu­de­kom­plex mit ge­wal­ti­gen Hoch­häu­sern, die teil­wei­se aus zehn Me­ter star­ken Stahl­be­ton­wän­den be­stan­den. Es han­del­te sich um bun­ker­ähn­li­che Bau­ten – und das hat­te sei­nen Sinn.
    Das ar­chi­tek­to­nisch schö­ne Hoch­haus mit den Ap­par­te­ments für die ak­ti­ven GWA-Agen­ten wur­de rings­um von Bau­wer­ken ein­ge­schlos­sen, in de­nen das Rä­der­werk un­se­rer Ab­wehr­or­ga­ni­sa­ti­on lief. In der Wohn­ein­heit war so­gar der Ein­bau von Fens­tern ge­neh­migt wor­den, was ei­gent­lich schon ei­ne Be­son­der­heit dar­stell­te.
    Sonst fand man kaum Fens­ter­öff­nun­gen in den grau­wei­ßen Wan­dun­gen der Be­ton­ko­los­se. Sie wa­ren von vorn­her­ein dar­auf ein­ge­rich­tet, even­tu­el­len Luft- und Fern­waf­fen­an­grif­fen zu wi­der­ste­hen.
    Mein Ap­par­te­ment be­saß drei kom­for­ta­bel ein­ge­rich­te­te Räu­me. Au­to­mat­lifts ver­ban­den die ein­zel­nen Quar­tie­re mit der zen­tra­len Kü­che. Das Ver­pfle­gungs­pro­blem war aus­ge­zeich­net ge­löst. Man gab uns al­les. Man ge­stat­te­te uns je­den Lu­xus auf Staats­kos­ten, aber man ver­lang­te auch här­tes­te Ein­sät­ze, bei de­nen fast im­mer Le­bens­ge­fahr be­stand.
    Ich drück­te auf den Knopf der Kli­ma­an­la­ge und sprach et­was geis­tes­ab­we­send ins Mi­kro­phon:
    »Fri­schluft. Tem­pe­ra­tur sen­ken auf acht­zehn Grad Cel­si­us.«
    Das in der Schalt­ka­bi­ne ein­ge­bau­te Ro­bot­ge­hirn emp­fing mei­ne Wor­te, wer­te­te sie aus und gab die ent­spre­chen­den Im­pul­se. Zu­gleich er­tön­ten die elek­tro­nisch er­zeug­ten Wor­te aus dem Laut­spre­cher:
    »Fri­schluft.

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