Hölle unter Null Grad
gewaltig sein. Ferner hatte er von »Hackern« gesprochen. Aus seinen Worten ging hervor, daß diese Hacker wahrscheinlich Menschen waren, die unter Zwang arbeiten mußten.
Die Schilderung ergab ein unvollständiges Bild. Ich sollte nun dafür sorgen, daß die Angelegenheit durchschaubar wurde.
Leise fluchend griff ich nach dem Hefter, den mir der Alte überreicht hatte. Ich war der erste Spezialagent ZBV der GWA, der die streng geheimen Akten über einen aktiven Kollegen einsehen durfte. Es handelte sich um Unterlagen, die von unserem Kartei-Roboter angefertigt worden waren.
Aus dem Inhalt ging hervor, daß der Kollege vor einem halben Jahr zum Sondereinsatz in der Antarktis befohlen worden war. Er hatte auf einem Gletscher der Sentinel-Range im Atlantischen Quadranten eine Beobachtungsstation errichtet, da von der amerikanisch-europäischen Raumstation Terra I zufällig einige Flugzeuge beobachtet worden waren, die dieses nur flüchtig bekannte innerantarktische Gebirge überflogen hatten.
Nach außen hin war der Stützpunkt meines Kollegen als Wetterstation getarnt gewesen. Er hatte einen Meteorologen namens Dr. Pinth verkörpert. Da sein natürliches Gesicht und auch sein wirklicher Name in der Akte festgehalten waren, wußte ich, daß es sich um den GWA-Leutnant l. Klasse, Schneider, handelte. Er war deutsch-europäischer Abstammung.
Seine letzte Meldung über Sup-Ultra-Welle hatte von der Ortung eines schweren Transport-Flugschraubers gesprochen, dem er unbedingt folgen wollte. Von da an hatte der Kollege nichts mehr von sich hören lassen.
Wo war er geblieben? Was war mit ihm geschehen? Lag er tot in den Trümmern seiner abgeschossenen Maschine?
Es gab viele Punkte, die beachtet und in das Puzzlespiel eingereiht werden mußten. Unsere Experten arbeiteten fieberhaft, da sie sowohl von mir als auch von General Reling laufend mit neuen Fragen konfrontiert wurden.
Wahrscheinlichkeitsberechnungen wurden von unserem gigantischen Elektronengehirn durchgeführt. Die Maschine war unfehlbar, wenn man ihr annähernd richtige Daten eingab.
Heute sollte die Lösung kommen. Aber darauf hatte der Alte nicht gewartet. Längst waren Vorbereitungen getroffen worden, die mich in die weiße Hölle der Antarktis führen sollten! Diesen Planungen hatte ich auch meine Abberufung aus den Urlaub zu verdanken.
Ich notierte mir noch einige grundsätzliche Gedanken und wahrscheinliche Lösungen. Dann klappte ich die Akte zu. Wir hatten alles getan, was sich an Hand der Unterlagen überhaupt unternehmen ließ.
Ich wollte gerade den Alten anrufen, als der Türsummer aufklang. Zugleich leuchtete eine kleine Bildfläche auf, die mit die vor meiner Tür stehenden Personen zeigte.
Ich musterte den hochgewachsenen Mann, in dem ich trotz der Maske TS-19 erkannte. Nach einem Blick auf meine Kalenderuhr stellte ich überrascht fest, daß der Tag seiner Abreise bereits gekommen war.
Er hielt die Hand eines kleinen, etwa elfjährigen Mädchens, dessen, große, ausdrucksvolle Augen selbst auf der Bildfläche zu brennen schienen. Das war Kiny Edwards, auf dem irdischen Mond geboren.
Es ist bezeichnend für die Arbeitsweise der GWA, daß die dunkeläugige Kleine eine aktive Mitarbeiterin unserer weltumspannenden Organisation war. Der Chef fragte grundsätzlich nur nach den Fähigkeiten eines Menschen.
Kiny, unser aller Liebling, besaß eine wertvolle, stark ausgeprägte Para-Begabung. Ihre Eltern waren auf dem Mond umgekommen. Dort war sie auch von einem unserer Leute entdeckt worden. Erst später hatten unsere
Weitere Kostenlose Bücher