Hölle unter Null Grad
endgültige Zerfall muß dann eintreten. Er wird hinüberdämmern. Es tut mir leid, aber …«
»Schon gut, Doc«, winkte der Chef ab. »Müssen wir die Kappen aufsetzen?«
»Es ist besser. Der Körper strahlt gefährlich. Was unter Gamma-Radioaktivität zu verstehen ist, brauche ich Ihnen ja nicht zu erklären.«
Ich streifte die Hülle über meinen Kopf und befestigte die Ränder an den Magnethalterungen des Anzuges. Über ein Sauerstoffgerät brauchte man bei diesem Modell nicht zu atmen, zumal es in dem Labor keine verseuchten Staubteilchen gab, die man hätte einatmen können.
Wir kamen in einen großen, strahlendweißen Raum. Rechts bemerkte ich eine Absorberdusche zur Säuberung verunreinigter Kleidungsstücke und Schutzanzüge. Dort lag die Froschmann-Ausrüstung, die der Exkapitän getragen hatte. Sie strahlte nicht mehr.
Sundlay lag im Hintergrund des Labors auf einem niederen Tisch. Kunststoffleitungen führten von dem Herz-Lungen-Aggregat zu seinen Venen und Arterien. Ein elektronisches Robotgerät sorgte für die Synchronschaltung mit dem Pumpvorgang des Herzmuskels. Der Blutstrom wurde ständig erneuert, außerdem mit Sauerstoff und anregenden Medikamenten angereichert. Über den Körper war eine strahlungssichere Hülle aus Potronin-Plast gebreitet. Sie reichte bis zum Hals des Verletzten.
Das Gesicht des Mannes war aufgedunsen und grünlich verfärbt.
»Wir spülen den Körper durch«, erläuterte der Arzt mit dumpfklingender Stimme, »dem Blutstrom werden strahlenabsorbierende Chemikalien zugesetzt. Normalerweise müßte das seine Rettung bedeuten, wenn er die hohe Dosis nicht in einem so geringen Zeitraum aufgenommen hätte. Wie Sie wissen, bestrahlt man beispielsweise bösartige Wucherungen im Punktbeschuß mit vier- bis fünftausend Röntgeneinheiten. Hier ist aber der ganze Körper betroffen.«
Vor mir lag ein Opfer des Atomzeitalters. Carder Sundlay war rettungslos verloren. Es war fraglich, ob die Gehirnzellen noch einen korrekten Denkprozeß erlaubten. Er mußte im Zentrum des verseuchten Seewassers gelegen haben. Wodurch war es aber verseucht worden? Es gab nur zwei Möglichkeiten, die sich noch miteinander kombinieren ließen.
Von der Voraussetzung ausgehend, daß er sich in einem U-Boot mit Atomtriebwerk befunden hatte, war er entweder mit atomar geladenen Unterwasserwaffen angegriffen worden, oder der Ato-Meiler seines Bootes war durch einen anderen Umstand aus der Kontrolle geraten. Das hätte eine starke Strahlung verursachen können.
Gegen die Mutmaßung sprach aber die Tatsache der registrierten Unterwasser-Erschütterungen. Ein Reaktor konnte sich niemals in eine Atombombe verwandeln. Er konnte nur heftig strahlen, nicht aber spontan explodieren.
Infolgedessen mußten die Detonationen eine andere Ursache haben. Das hatte wahrscheinlich zu einer Vernichtung seines Bootes geführt. Wenn der Reaktor bei der Zerstörung bis zur heißen Zone aufgebrochen war, hatte es zwei verschiedenartige Strahlungsquellen gegeben, in deren unmittelbarer Nähe sich der Exkapitän befunden haben mußte.
Die schwere Verseuchung des gesamten Zellgewebes war dann nicht verwunderlich. Seine Froschmann-Ausrüstung hatte ihn zwar vor dem Ertrinken, nicht aber vor der Radioaktivität schützen können. Ferner lag der Schluß nahe, daß sein Boot, dicht unter der Wasseroberfläche angegriffen worden war. Hätte er sich nur einige hundert Meter unter dem Meeresspiegel befunden, wäre er von dem Wasserdruck zermalmt worden.
Das war aber auch alles, was sich aus der vorliegenden Sachlage
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