Hölle unter Null Grad
offensichtlich zu gefallen.
Amüsiert beobachtete ich die Szene. Plötzlich erklang hinter mir ein rauhes Gelächter.
Als ich mich langsam umdrehte, sah ich einen breitschultrigen, untersetzten Mann mit kurzgeschnittenen Haaren und einer typischen Boxernase. Er trug eine zerknautschte Schirmmütze mit weißem Bezug und eine Kunstfaserkombination von uniformähnlichem Aussehen.
Nach der äußeren Erscheinung mußte es sich um Jim Akrul handeln, der mir ziemlich genau beschrieben worden war.
Natürlich durfte ich ihn nicht kennen. Höflichkeit konnte auch nicht zu meinem Charakter passen. Deshalb sagte ich gedehnt:
»Ich habe etwas gegen Leute, die sich zu dicht hinter mir aufstellen. Verschwinden Sie schleunigst. Ich bin unberechenbar. Los, Beeilung!«
Er starrte mich verblüfft an.
»He, ich schätze, daß ich den richtigen Mann erwischt habe. Sind Sie Satcher? Wilson Satcher?«
Mein Gesicht wurde noch drohender. Er war es also. Ich hatte mich nicht geirrt.
»Haben Sie etwas dagegen?«
»Nicht die Spur«, grinste er. »Sie kennen mich wohl nicht, was?«
Ich sah ihn nachdenklich an, ehe ich antwortete:
»Nein. Ich weiß aber aus einem bestimmten Brief, daß mich hier jemand abholen soll. Kennen Sie den Mann, der einen solchen Brief geschrieben hat?«
»Ich denke schon.«
»Dann möchte ich seinen Namen aus Ihrem Mund hören.«
»Sie sind aber verflucht vorsichtig«, lachte er erneut. »Sie halten mich wohl für einen Bundesbullen, he?«
»Den Namen«, beharrte ich eisig.
Während er mich abschätzend musterte, verschwand das Grinsen von seinen Lippen.
»Na schön, von mir aus. Sie sind Satcher, das steht fest. Bopart schickt mich. Ich soll Sie hier abholen. Sie haben ihn gestern über Bildsprech angerufen und durchgegeben, mit welcher Maschine Sie eintreffen. Das ist alles.«
»Stimmt«, nickte ich und entspannte mich. »Die Nummer wußte ich aus seinem Brief. Seit wann ist er denn in New Orleans? Er hat sich früher doch nur an der Westküste herumgetrieben.«
»Da drüben steht meine Maschine«, wich er aus. »Wir verschwinden hier besser. Von den Tecks haben Sie zwar nichts mehr zu befürchten, aber man braucht uns nicht unbedingt zu sehen. Der Chef ist übrigens erst vor ein paar Wochen nach New Orleans gekommen. Er hat hier eine kleine Reederei aufgekauft. Die ›Skorpion‹ ist zwar ein alter Kasten von nur 850 Tonnen, aber man kann schon etwas damit anfangen.«
Ich spielte den Erstaunten. Meine Reaktion schien ihn zu erheitern.
»Was … was hat Gene gekauft? Eine kleine Reederei? Untersee-Transporte? Ich werde wahnsinnig! Woher hat er das Geld? Er ist doch immer in Heuer gefahren. Außerdem hatte er nur das Steuermannspatent.«
Akrul lachte so zweideutig, daß ich mich nur mühsam beherrschen konnte. Welche Überraschung würde ich wohl mit den übrigen Besatzungsmitgliedern erleben!
Mich beruhigte dabei nur der Gedanke an das Unternehmen, das mit diesen Männern noch einen zusätzlichen Sicherheitsfaktor erhalten hatte. Wenn wir planmäßig im Weddell-Meer gestellt werden sollten, konnte es nur vorteilhaft sein, solche Leute an Bord zu haben. Da sie nichts wußten, konnten sie auch nichts verraten, Allmählich sah ich ein, wie geschickt der Alte wieder einmal vorgegangen war. Natürlich ging das wieder auf Kosten meiner ohnehin strapazierten Nerven. Aber danach fragte niemand.
»Tja …, der Chef versteht eben etwas vom Geschäft«, stellte Akrul fest. »Die Firma war ziemlich pleite, und das Boot mußte dringend überholt werden. Hat ihn genau hundertachtzigtausend Grüne gekostet, aber dafür ist er jetzt der alleinige Eigentümer. Das schaffen wir nie.«
Aufrichtige Bewunderung lag in seinen Worten. Natürlich wußte er
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