Hölle unter Null Grad
vorbestraften Mann einstellen wollte oder nicht.
Mein Gesicht war kaum verändert. Meine Haare hatten einige graue Streifen erhalten, und die Stirnfalten waren vertieft worden. Ich sah um zehn Jahre älter aus, was mit den tatsächlichen Geburtsdaten des echten Wilson Satcher übereinstimmte.
Mein Gepäck bestand nur aus einer großen Kunststofftasche. Die wenigen Dollar in meinen Taschen paßten gut zu einem gerade entlassenen Zuchthäusler, der das in der Strafanstalt verdiente Geld sofort in Alkohol und neue Kleidungsstücke umgesetzt hatte. Wir hatten an die geringfügigsten Kleinigkeiten gedacht.
So besaß ich beispielsweise einen zerknitterten Brief mit dem Eingangs-Stempel der Anstalt. Er stammte von meinem »alter Freund« Gene Bopart, also von Agent MA-23. Die Briefmarken waren von einem Postamt in New Orleans entwertet worden. Aus dem Inhalt des Schreibens ging hervor, daß mich Bopart sofort nach der Entlassung zu sehen wünschte. Der Brief war vom 11. Februar 2005 datiert, so daß er schon vor Wochen in meinen Besitz gekommen sein mußte. Für die GWA war es eine Kleinigkeit gewesen, den entsprechenden Poststempel zu beschaffen.
Das waren alles Dinge, die bei uns grundsätzlich nicht übersehen wurden, wenn ein Schatten in den Einsatz startete. Fehlerquellen durfte es einfach nicht geben. Von dem Brief konnte unter Umständen mein Leben und der Erfolg des gesamten Unternehmens abhängen.
Durch die Meldung des Kollegen hatte ich erst erfahren, daß mich der Alte längst nicht über jede Einzelheit orientiert hatte. So bestand die Besatzung des U-Bootes aus acht Männern, die durchaus keine Polizeibeamten waren. Sie genügten, um das vollautomatisierte Boot einwandfrei zu beherrschen. Ihre Fachkenntnisse schienen ausreichend zu sein.
Diese Männer waren gewissenlose Ganoven, die für hundert Dollar alles taten. MA-23 hatte sie in den Hafenkneipen des alten Stadtteils nacheinander aufgetrieben und angeheuert. Natürlich hatten sie keine Ahnung, daß ihr neuer Kapitän ein GWA-Schatten war. Sie hielten ihn für genau das, was er zu sein vorgab, nämlich einen gerissenen Gauner, der sein Transport-Boot bei passender Gelegenheit auch für dunkle Geschäfte benutzte.
Ich hatte also die angenehme Aussicht, in die Reihen von acht Gesetzesbrechern aufgenommen zu werden, da ich ja ebenfalls zu dieser Kategorie gehörte. Gefallen wollte mir das nicht, aber ich war nun einmal ein GWA-Agent ZBV.
Langsam ging ich durch die Sperre des Flughafens und steckte den mit Magnetdrähten versehenen Kunststoffstreifen in den Schlitz des Kontrollautomaten. Die Flugkarte wurde abgetastet, dann öffnete sich das Gitter vor mir.
Das betonierte Gelände zwischen der Sperre und der weiter hinten liegenden Abfertigungshalle wimmelte von leichtbekleideten Menschen. Lautsprecher brüllten, und die Hupen zahlreicher Lastfahrzeuge verstärkten noch den Lärm. Es war das übliche Treiben und Hasten, in dem ich mir ziemlich verloren vorkam.
Ich schritt auf die links von mir befindliche Parkfläche zu, wo die Reisenden eine angenehme Wartezeit verbringen konnten. Dicht daneben erstreckte sich ein großer Parkplatz, der den vielen privaten Hub- und Flugschraubern vorbehalten war.
Mein neuer, angeblich von dem Anstaltsgeld erworbener Anzug war viel zu warm für das subtropische Klima der großen Stadt. Wir schrieben bereits den 13. März 2003. Leise fluchend stellte ich die Tasche mit meinen wenigen Habseligkeiten ab und lüftete den Hut etwas an. Dicht vor mir ging eine exotische Schönheit. Sie erntete bewundernde Blicke aus zahlreichen Männeraugen. Dieses Aufsehen schien ihr
Weitere Kostenlose Bücher