Hölle unter Null Grad
Weddell-See hineinzukommen, Sir, ist nicht schwer. Herauszukommen dürfte entschieden problematischer sein. Das Boot ist unbewaffnet. Wenn wir geortet werden, was zweifellos geschehen wird, haben wir vielleicht schneller einen Fernlenktorpedo im Rumpf, als uns lieb ist.«
»Der Faktor ist uns genau bekannt«, räumte er freimütig ein. »Es läßt sich aber nichts daran ändern. Irgendwie müssen Sie mit den Leuten in Verbindung treten. Wir haben für Ihr Renommee im schlechten Sinne gesorgt. Ausschlaggebend für diese Art der Einsickerung ist die Tatsache, daß der ebenfalls unbewaffnete U-Transporter nicht angegriffen worden ist. Sie wissen, daß keine Beben registriert wurden. Wenn fremde Boote erscheinen, tauchen Sie schleunigst auf und strecken die Hände über den Kopf. Wie Sie zu schauspielern haben, brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Ihre Gehirne sind präpariert. Man kann Sie gegen Ihren Willen nicht ausfragen. Wenn das aber geschieht, spielen Sie eben mit. Das können Sie ja.«
Ich starrte verbissen auf den von Geräten überladenen Schreibtisch. Leise fuhr Reling fort:
»Konnat, ich weiß, daß ich Sie in eine Hölle schicke. Ich kann für nichts garantieren.«
»Schon gut, Sir«, unterbrach ich ihn. »Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht. Sonst noch etwas?«
»Nein, nichts. MA-23 ist genauestens informiert. Daten über das Boot, die Scheinfirma und so weiter erhalten Sie von ihm. Wenn Ihnen die Verbindung zu den – sagen wir – Unbekannten gelingt, sind Sie gut abgesichert. Sie sind ins Weddell-Meer vorgedrungen, weil Sie von einigen verbrecherischen Wissenschaftlern angeheuert wurden, einen natürlichen Mutanten aus dem verseuchten Amazonas-Gebiet zu Versuchszwecken zu überbringen. Manzo ist praktisch Ihr Gefangener. Das zieht bestimmt, zumal man dort unten garantiert Leute mit ausgezeichneten Fachkenntnissen gebrauchen kann. Ihre Spezialausrüstung für diesen Einsatz ist bereits in New Orleans. Sie starten in vier Stunden. Nochmals, Konnat, Sie haben alle erdenklichen Vollmachten und alle Hilfsmittel. Ihre Befehle werden sofort und ohne Rückfragen befolgt. Die Sache ist ernster, als Sie annehmen mögen. Uran im asiatischen Besitz kann den Untergang der westlichen Menschheit bedeuten. Bereiten Sie dem Spuk ein Ende. Ich wünsche Ihnen eine glückliche Heimkehr. Das wäre alles, Major!«
Mit diesen Worten entließ mich der Alte in den Einsatz.
5.
Der planmäßige Liner war auf die Minute pünktlich. Ich hatte die normale Flugverbindung deshalb gewählt, um nicht unnötig Verdacht zu erwecken.
Im letzten Augenblick war eine Nachricht von MA-23 eingetroffen. Er beauftragte mich, einen Mann seiner U-Boot-Besatzung auf dem Flughafen von New Orleans abzuholen.
Die Schlußworte der Information lauteten:
»Äußerste Vorsicht! Jim Akrul hat ein umfangreiches Vorstrafenregister. Zu allen Schandtaten fähig. Unbedingt den gleichgesinnten Charakter spielen, aber Distanz wahren. Er ist über Wilson Satcher orientiert.«
Nun, Wilson Satcher war ich. In meiner Tasche befanden sich die Entlassungspapiere der Strafanstalt. Sie waren mit dem Stempel des Washingtoner FBI versehen, wo ich mich angeblich nach der Entlassung nochmals zu melden hatte. Damit war auch mein Kommen aus dieser Stadt erklärt. Außerdem besaß ich einwandfreie Papiere als Diplom-Ingenieur mit dem Zulassungszeugnis der staatlichen Prüfstelle. Ich durfte also jederzeit als Chefingenieur auf einem atomar angetriebenen Transport-U-Boot einsteigen. Meine angebliche Zuchthausstrafe war dabei nicht entscheidend, da es jedem Unternehmer freigestellt war, ob er einen
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