Hölle unter Null Grad
nicht, daß die angeblich schlecht fundierte Firma schon immer ein Tarnunternehmen der GWA gewesen war! MA-23 hatte nur auf unseren Sonderfonds zurückzugreifen brauchen, um die Reederei aufzukaufen.
Ich nickte beeindruckt und stellte verschiedene Fragen, wie es sich für einen gerade entlassenen Häftling auch gehörte, zumal ich vier Jahre lang von der Außenwelt isoliert gewesen war.
Akrul erzählte. Er gab mir Informationen, die unsere Experten speziell für ihn vorbereitet hatten. Das war GWA-Maßarbeit, wie ich sie gewohnt war.
Akrul bekleidete den Rang eines Ersten Offiziers, da er das Steuermannspatent für Untersee-Transporte erworben hatte. MA-23 hatte sich genau die Leute ausgesucht, die wir für unseren Einsatz benötigten.
Mein Kollege hatte schon vor Wochen die Anweisung erhalten, die acht Besatzungsmitglieder in versteckter Form darauf aufmerksam zu machen, daß sie bei einem gefährlichen Untenlehmen mitwirken sollten. Sie hatten angenommen, obwohl sie natürlich nicht ahnten, worum es sich wirklich handelte. Sie mußten jedoch darauf gefaßt sein, von einem amerikanischen U-Kreuzer geortet und vernichtet zu werden. Es war streng verboten, die Antarktis ohne Sondergenehmigung anzulaufen.
Insofern hatten wir dafür gesorgt, daß die Männer die Wahrheit wußten, auch wenn es nicht die ganze Wahrheit war. Sie hatten sich bereit erklärt, mit der »Skorpion« in die gefährlichen Gewässer vorzudringen, den Treib- und Packeisgürtel vor der Weddell-See zu untertauchen und die antarktische Küste anzulaufen. Für ein nicht gemeldetes U-Boot bedeutete das eine Fahrt mit erhöhtem Risiko.
Während wir in den kleinen Hubschrauber kletterten und Akrul die Gasturbine anlaufen ließ, fühlte ich ihm vorsichtig auf den Zahn. Schließlich hatten wir einen Auftrag auszuführen, nach dessen Planung wir erst einmal in die südpolaren Gewässer kommen mußten. Besonders die modernen, vollautomatisierten U-Boote beanspruchten eine gutgeschulte Besatzung, die zwar klein, dafür aber zuverlässig sein mußte.
Es stellte sich heraus, daß er früher für eine große Unterwasser-Reederei gefahren war, bis er dort wegen einiger Delikte entlassen worden war.
Mit leise laufender Turbine bogen wir in die Luftstraße Nord ein. Sie war in einer Höhe zwischen 350 und 400 Meter vorgeschrieben und breitenmäßig durch automatische Radarfeuer markiert. Er hielt sich genau an die Luftverkehrsvorschriften, die praktisch jedes Jahr noch verschärft werden mußten. Seit etwa achtzehn Jahren mußte jede Maschine, angefangen vom preiswerten Kunststoff-Schrauber bis zum schwersten Lufttransporter mit dem sogenannten Ausweich-Taster ausgerüstet sein. Dieses Gerät verhinderte die Annäherung an einen anderen Flugkörper, selbst wenn das der Pilot gewollt hätte. Das Gerät schaltete sich automatisch ein, sobald eine fremde Maschine näher als bis auf dreißig Meter herankam.
Diese Ausweich-Taster arbeiteten auf einer störsicheren Spezialfrequenz und strahlten außerdem Kontrollimpulse aus, die von jeder Bodenstation und jeder Maschine der Luftpolizei empfangen werden konnten. Wurden die Impulse nicht aufgenommen, so stand fest, daß der betreffende Pilot seinen Taster nicht eingeschaltet hatte. Nach dem neuen Verkehrsgesetz wurde das Vergehen mit dem sofortigen Entzug der Fluglizenz auf Lebenszeit geahndet.
Jim Akrul war deshalb sehr vorsichtig. Wir umflogen New Orleans in weitem Bogen und gingen erst tiefer, als unter uns der Ponchaptrain-See auftauchte.
Das Gewässer liegt nördlich der Stadt. Während der
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