Hölle unter Null Grad
Mit solchen Maschinen ausgerüstete Boote wurden durch eine relativ kleine E-Maschine in Fahrt gebracht. Das reichte zum ersten Stauvorgang aus.
Das einströmende Wasser mußte auf seinem Weg durch die langen Rohre die beiden hocherhitzten Wärme-Austauscher passieren, womit das Prinzip schon erklärt wäre.
Das Wasser wurde schlagartig verdampft. Der Dampf mußte einfach expandieren und mit einem gewaltigen Überdruck aus den Düsenenden der beiden Staurohre austreten. Nach vorn konnte er nicht entweichen, da dort der aufgenommene Frischwasser-Strom in die Rohre tobte. Derartige Triebwerke waren von den seit langem bekannten Flugzeug-Staustrahl-Aggregaten übernommen.
Hinter dem spitzen Heck des Kreuzers kochte die See. Wir schoben uns ziemlich schell in die gähnende Öffnung hinein.
Im Boot wurde es allmählich unerträglich heiß. Haefert ließ die Klimaanlage auf Kühlung einstellen, doch eine Milderung der Temperatur trat kaum ein. In welchen unterirdischen Höllenschlünden mochte das eisige Wasser der Antarktis derart aufgeheizt werden?
Auf den drei Bildflächen sah ich nur glatte Felswände, die gelegentlich große Vertiefungen auswiesen. Vielleicht strömte das heiße Wasser schon seit Hunderttausenden von Jahren aus diesem unterirdischen Schlund, der so gar nicht zur weißen Hölle passen wollte. Wo blieb hier der Gedanke an die fürchterlichen Schneestürme des »toten« Kontinents?
Es dauerte fast zwei Stunden, bis der Tunnel langsam breiter wurde. Die unregelmäßige Form verschwand. Plötzlich schien er einen mächtigen Trichter zu bilden. Nach allen Seiten wichen die Wände auseinander.
Wir waren genau 21,08 Kilometer unter einer mehr als tausend Meter starken Felsdecke hindurchgefahren, auf der nochmals eine gigantische Eisschicht ruhte. Oben war eine Hölle, doch hier unten gab es auch etwas, das man mit diesem Ausdruck belegen konnte.
Längst hatten wir die warmen Kleidungsstücke abgelegt. Mein dünnes Hemd war triefend naß. Der Schweiß floß in Strömen.
»Und wie geht es jetzt weiter?« stöhnte ich. »Verflucht, Sie haben sich vielleicht eine Station ausgesucht! Sagen Sie mal, wie kommen Sie eigentlich bei der reißenden Strömung aus dem Tunnel heraus? Da spielen Sie wohl die abgefeuerte Rakete, was?«
»So ungefähr«, erwiderte Haefert. »Denken Sie nur nicht, es wäre einfach. Die Strahlumkehrung der Rohre arbeitet wie bekannt nur mit dreiunddreißig Prozent der normalen Schubleistung. Wir laufen mit voll rückwärts gehenden Maschinen aus. Ohne Robotsteuerung wäre es überhaupt nicht möglich. Wir kommen auf ungefähr hundert Knoten, und das in dem engen Tunnel! Wissen Sie nun, weshalb wir vordringlich Chefingenieure brauchen? Hier hat der Kommandant nicht viel zu bestellen. Besonders dann nicht, wenn er ein ausgesprochener Seeoffizier ohne technische Kenntnisse ist. Vielleicht können Sie sich vorstellen, wie mai nach einer Kollision mit den Felswänden aussieht.«
Ich zog etwas das Genick ein, da ich mir das nur zu gut vorstellen konnte. Diese Leute hatten also auch ihre Probleme. So einfach war die Sache tatsächlich nicht, das mußte ich zugeben.
Mit hoher Fahrt schossen wir in einen weiten, unübersehbarer Kessel hinein. Das mußte der See sein, von dem Sundlay gesprochen hatte. Sein Grund sollte etwa tausend Meter unter dem Meeresspiegel liegen. Während seine Oberfläche mit der des Meeres gleich war.
»Auftauchen«, befahl Haefert.
Der Chefingenieur schaltete. Der Zentrale-Robot blies vorsichtig die Tauchzellen an. Das Arbeitsgeräusch unserer Maschine verstummte fast, doch dafür begann sich der schwere Kreuzer heftig zu
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