Hölle unter Null Grad
Meter ab. Nach unseren Informationen mußten wir also den tiefsten Punkt des Grabens und damit auch den Tunneleingang erreicht haben.
Das war aber nicht der Fall, was ich gleich darauf bemerkte. Der Graben lief in dieser Tiefe noch eine gute Meile weiter und wurde laufend enger.
Während Hannibal leise fluchte, zeigte Manzo wieder seine starre Haltung.
Unser Staustrahl-Triebwerk lief mit höchster Kraftentfaltung. Trotzdem sank unsere Fahrt auf sechsundzwanzig Meilen. Der Strom mußte immer gewaltiger werden.
»Den Riß haben wir zufällig gefunden«, erläuterte der Chinese. »Sie werden überrascht sein.«
Ich lachte gezwungen auf, da mir die Sache tatsächlich langsam unheimlich wurde. Wir hingen nun dicht unter der 1.100-Meter-Grenze. Die Felswände traten noch enger zusammen. Ich hätte hier nicht mit dem Handruder steuern mögen. Mit den Tücken der Strömung konnte praktisch nur ein mit Lichtgeschwindigkeit reagierender Robotautomat fertigwerden.
»Was wollen Sie aber unternehmen, wenn der Graben auch von anderen Leuten zufällig entdeckt wird?« fragte ich. »Das könnte doch eines Tages passieren, nicht wahr? Da ich nun wohl oder übel bei Ihnen einsteigen muß, wäre es mir gar nicht recht, wenn hier plötzlich Kreuzer der Navy auftauchten.«
Hannibal schluckte hastig, da er anscheinend der Ansicht war, ich wäre zuweitgegangen. Ich hatte aber genau das Gegenteil erreicht.
Haefert hustete bedeutungsvoll, und der Chinese erklärte beinahe liebenswürdig:
»Oh, machen Sie sich darüber keine Sorgen. Uns ist das auch nicht recht. Der Graben ist sogar schon zweimal von U-Kreuzern der Navy entdeckt worden. Leider hatten die Leute nicht genügend Zeit, ihre wichtige Nachricht abzusetzen. Es gibt hier zehn Kontrollpunkte mit zehn verschiedenen Kodeschlüsseln. Wenn der Schlüssel in der Form zerhackter Ultraschall-Impulse nicht rechtzeitig abgestrahlt wird, sieht sich der betreffende Kontrollrobot gezwungen, einen eigengesteuerten Torpedo mit leichter Atomladung abzufeuern. Das geschieht bereits, wenn ein fremdes Boot zur ersten neugierigen Erforschung ansetzt. Das System hat sich zehn Jahre lang hervorragend bewährt, es wird sich weiterhin bewähren.«
Ich mußte ziemlich blaß geworden sein, da mich sogar Manzo warnend anblickte. Jetzt wußten wir also, was mit den vermißten Kreuzern geschehen war. Wir mußten uns eingestehen, daß wir von falschen Annahmen ausgegangen waren.
Haefert informierte mich kurz, daß die Kontrollpunkte in der Form von Panzerbojen auf dem Grund der Schlucht eingebaut waren. Sie wurden regelmäßig von kleinen Spezialbooten gewartet. Eventuell verschossene Aale wurden dabei ersetzt.
Manzo verstand mein Wimpernzucken. Können Sie sich einen besseren Nachrichtenübermittler vorstellen? Ich nicht!
Die letzte Panzerboje wurde passiert. Dann tauchte auf dem vorderen Bildschirm eine riesige Höhlung auf. Sie war unregelmäßig geformt, aber groß genug für den Kreuzer, ohne modernes Staustrahl-Triebwerk wären wir allerdings niemals hineingekommen.
Der schwere Plutonium-Reaktor im hinteren Drittel des Bootes arbeitete mit der höchstzulässigen Arbeitstemperatur von 8.200 Grad Celsius. Natürlich bestanden die Leitungen der Wärmeaustauscher aus einem bestrahlten Edelstahl, der diese Temperaturen ohne Verformungen auszuhalten vermochte. Sonst gab es ja nichts, was an dem Triebwerk erheblichen Belastungen ausgesetzt gewesen wäre.
Mit einem unheimlichen Druck schoß das bereits warme Wasser in die klaffenden Trichter-Mäuler der beiden Staustrahl-Rohre, die sich über die gesamte Rumpflänge erstreckten.
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