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Hölle unter Null Grad

Hölle unter Null Grad

Titel: Hölle unter Null Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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dre­hen. Ich muß­te mich krampf­haft fest­hal­ten.
    Hae­fert mein­te see­len­ru­hig:
    »Nichts zu ma­chen, Sat­cher. Der Rie­sen­see ist lau­fend in tur­bu­len­ter Be­we­gung. An ver­schie­de­nen Stel­len bil­den sich ge­wal­ti­ge Stru­del – ver­mut­lich dort, wo die Zu­flüs­se lie­gen. Die ha­ben wir näm­lich noch nicht ge­fun­den. Ich moch­te aber nicht der Mann sein, der mit ei­nem Boot zu na­he an die Teu­fels­schlün­de her­an­geht. Der See ist auf dem Grund noch im­mer vier Mei­len Breit. Oben hat er sechs Mei­len Durch­mes­ser. See­mei­len, mei­ne ich. Al­ler­hand, nicht wahr? Hät­ten Sie das ver­mu­tet?«
    Ich schüt­tel­te stumm den Kopf und blick­te auf die Bild­flä­chen, auf de­nen nur stru­deln­des Was­ser zu se­hen war. Wir schos­sen ge­nau im Mit­tel­punkt des Trich­ters nach oben. Es wa­ren et­was mehr als tau­send Me­ter, die wir mit stark an­ge­bla­se­nen Tauchtanks senk­recht zu­rück­leg­ten. Der Ra­dar-Breit­strahl­tas­ter reich­te nicht aus, um die um­lie­gen­den Fels­wän­de zu er­fas­sen.
    Über­gangs­los wur­de es hell. Ich fiel völ­lig un­vor­be­rei­tet auf den Rücken. Han­ni­bal er­ging es nicht bes­ser. Das Boot war durch den star­ken Auf­trieb aus dem Was­ser ge­schleu­dert wor­den. Wie ein Stück Holz war es hoch­ge­kom­men und an­schlie­ßend zu­rück­ge­fal­len.
    Ich fluch­te und lös­te mit mei­ner Re­ak­ti­on bei Hae­fert ein scha­den­fro­hes la­chen, aus.
    »So, mei­ne Her­ren, da wä­ren wir. Das Werk er­war­tet Sie.«
    Ich zuck­te un­will­kür­lich zu­sam­men und hoff­te nur, daß er es nicht rich­tig aus­leg­te.
    Das Werk! Da war wie­der die­se Be­zeich­nung, die mir schon schlaflo­se Näch­te be­rei­tet hat­te, als ich noch im GWA-Haupt­quar­tier in mei­nen kom­for­ta­blen Räu­men saß.
    Das »Werk«! Wel­ches Werk?
     
     

9.
     
    Ich sah strah­len­de Leucht­röh­ren, blin­ken­de Bo­jen und wal­len­des Was­ser. Weit über mir, schät­zungs­wei­se fünf­hun­dert Me­ter hö­her, muß­te et­was sein, das man viel­leicht als »De­cke« hät­te be­zeich­nen kön­nen. Dort oben hin­gen rie­si­ge UV-Strah­ler, die wahr­schein­lich das Son­nen­licht er­set­zen soll­ten.
    Der gi­gan­ti­sche Fels­dom war hell er­leuch­tet. Das Licht spie­gel­te sich auf den war­men Flu­ten ei­nes Sees, der nur des­halb un­ter­ir­disch war, weil sich hoch über ihm ein mäch­ti­ges In­land-Ge­bir­ge er­hob. Ge­nau be­trach­tet be­fand sich der See­spie­gel auf glei­cher Hö­he mit der Mee­res­ober­flä­che. Das war ein phy­si­ka­li­sches Ge­setz.
    Ei­ne Sei­te die­ser durch vul­ka­ni­sche Ge­wal­ten ent­stan­de­nen Ge­steins­bla­se war im Lau­fe von zehn Jah­ren zu ei­nem der­art voll­kom­me­nen U-Boot-Ha­fen aus­ge­baut wor­den, daß ich nur stau­nen konn­te.
    »Ich wer­de ver­rückt«, mur­mel­te Han­ni­bal, der dicht ne­ben mir auf dem Turm des Kreu­zers stand.
    Ich sah vor­bild­li­che Kais mit mo­der­nen Ver­la­de­ein­rich­tun­gen. Wei­ter hin­ten stan­den lang­ge­streck­te Ge­bäu­de aus stumpf­glän­zen­dem Kunst­stoff.
    Der Ha­fen be­her­berg­te zur Zeit et­wa zwan­zig mit­tel­große und schwe­re Boo­te an den mit er­leuch­te­ten Num­mern ver­se­he­nen Kais. Es war ei­ne Stadt un­ter dem ewi­gen Eis der Ant­ark­tis. Wir hat­ten nur durch einen Zu­fall da­von er­fah­ren.
    Wir wur­den von ei­nem star­ken Tur­bi­nen­schlep­per an Kai 18 bug­siert und dort ver­täut. Ei­ne Lauf­brücke schob sich zur Turm­platt­form her­über, aber ich war noch nicht fä­hig, an Land zu ge­hen.
    Der Ein­druck war zu über­wäl­ti­gend. Al­les hat­te ich er­war­tet, nicht aber der­art groß­ar­ti­ge Ein­rich­tun­gen.
    In dem Fels­dom schi­en die Luft zu ko­chen. Die Hit­ze stieg nicht nur aus dem Was­ser auf, son­dern drang auch aus den Fels­wän­den. Die Tem­pe­ra­tur lag bei plus 41 Grad Cel­si­us. Das ge­nüg­te, um mir den Schweiß aus den Po­ren zu trei­ben.
    Die auf den Kais be­schäf­tig­ten Leu­te tru­gen dün­ne Som­mer­klei­dung. Teil­wei­se lie­fen sie mit nack­tem Ober­kör­per her­um. Das er­schi­en mir nun nicht mehr ver­wun­der­lich. Ich hat­te ge­glaubt, in ei­ne Höl­le un­ter Null Grad zu rei­sen,

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