Hölle unter Null Grad
Mutant. »Das Licht ist nicht gut. Solches Licht bringt Unheil.«
»Wie meint er das?« fragte der GAS-Beamte aufmerksam.
Das konnte ich ihm allerdings auch nicht sagen, jedoch hatte ich eine Antwort zu finden.
»Er meint die UV-Lampen. Irgendwie bringt er sie mit der Sonne in Verbindung. Er sagte eben, der Himmel würde böse werden, sobald das licht so eigenartig scheint. Könnte es sein, daß er an radioaktive Niederschläge im Amazonas-Gebiet denkt? Vielleicht verschleiert sich vorher die Sonne.«
Der Asiate zuckte unmerklich mit den Schultern.
»Das sollten Sie besser wissen. Kann er gefährlich werden?«
»Kaum«, wehrte ich ab. »Er ist ein harmloses Geschöpf, wenn er nicht angegriffen wird. Den Zwischenfall in unserem alten Boot haben die Männer provoziert. Sie wollten ihn über Bord gehen lassen, da man Sie für ein Wachboot der Navy hielt.«
Haefert hatte die Worte gehört. Sein Gelächter ging mir auf die Nerven, doch ich mußte mich beherrschen.
»Das Wasser brennt«, erklärte Manzo wie geistesabwesend. »Es brennt, wenn es vom Himmel kommt. Es kommt immer, wenn das große Licht so scheint. Der Alte sagt, das wäre Säure. Sehr giftig! Kommt hier auch Wasser vom Himmel?«
Manzo hatte verstanden. Er war sofort auf meine improvisierte Erklärung eingegangen. Aufatmend warf ich ein:
»Ah, sehen Sie, ich habe richtig vermutet. Es soll im Amazonas-Gebiet Säureniederschläge geben. Davor hat er Angst. Die Radioaktivität macht ihm nichts aus. Ich habe ihn auf der ›Skorpion‹ getestet. Er hat eine halbe Stunde lang sechshundert Röntgen-Einheiten ertragen. Anschließend zeigte er keine Spur von Wirkung. Es muß an seiner Haut liegen.«
»Was, sechshundert Einheiten dreißig Minuten lang?« wunderte sich Haefert. »Das gibt es doch nicht. Ein Mensch stirbt sofort, wenn er eine solche Ladung aufnimmt.«
»Er nimmt sie nicht auf. Die Gammastrahlung wird reflektiert. Wenn wir es schaffen könnten, ihm einige rein handwerkliche Kenntnisse beizubringen, möchte ich ihn gerne an Bord des Bootes haben, auf dem ich als Chefingenieur eventuell fahren werde. Ich weiß, daß es noch nicht beschlossen ist, aber es könnte ja sein, Manzo wäre bei Reparaturen in der heißen Zone eine unersetzliche Hilfskraft. Das gilt besonders bei den schweren Reaktoren der großen Boote. Was halten Sie davon?«
Während Haefert bedächtig nickte, bildeten sich auf der Stirn des Chinesen Falten.
»Hmm …, der Gedanke ist nicht schlecht, wenn auch ungewöhnlich. Meinen Sie, Ihr Einfluß würde ausreichen, ihn zu einem guten Werkzeug zu machen?«
»Ich bin davon überzeugt. Wenn Sie hier im Stützpunkt einige Meiler laufen haben, könnte man ihm schon beibringen, wie Kernbrennstoff auszuwechseln ist. Mir würde es schon genügen, wenn er direkt vor dem strahlenden Reaktor stehen könnte, um die Arbeit der Ferngreifer zu überwachen. Sie werden wissen, daß da schon allerhand Unfälle passiert sind. Ich werde ihn schon anlernen.«
»Satcher ist ganz gut. Ich bleibe bei ihm, eh …?«
Manzo sah uns fragend an. Haefert senkte schaudernd den Blick, da Manzo seine Pranke beteuernd ausgestreckt hatte.
Der Chinese griff unwillkürlich zur Waffe, zog jedoch die Hand sofort zurück.
»Wir werden sehen. Ich werde die Angelegenheit zur Sprache bringen. Machen Sie sich mittlerweile fertig. Haefert kann Ihnen leichte Kleidungsstücke geben.«
Nach diesen Worten drehte er sich um und ging über die breite Laufplanke. Er stieg in einen kleinen Elektrowagen und fuhr davon. Diese günstige Gelegenheit benutzte ich sofort für eine unverfängliche Frage:
»Wo fahrt er hin? Der Hafen ist großartig, aber der Felsstreifen zwischen der Wand und dem See scheint doch recht schmal zu sein. Er genügt
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