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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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fragte ich unverbindlich.
    »Habt Ihr einen Zauber für mich, der das schönste Mädchen im Dorf vor Liebe nach mir verrückt werden läßt?«
    Ich betrachtete ihn genauer. Er war ein Bauerntölpel und roch nach Mist. Nur ein Kuhfladen würde sich in ihn verlieben. Kurz zuvor hatte ich einige Flaschen Zaubertrank gefunden, von denen eine mit dem Schild Liebe versehen war. Daher nahm ich an, daß es sich um ein Elixier aus einer Liebesquelle handelte. Da ich nicht wußte, wie lange es schon gelagert war und ob seine Wirkung sich nicht mit der Zeit verflüchtigt hatte, kam es mir nicht ungelegen, den Trank bei dieser Gelegenheit einmal zu testen.
    Ich füllte einige Tropfen in ein kleineres Gefäß. »Schütte es in ihr Getränk oder besprenkle sie damit«, wies ich den Bauern an. »Du mußt unbedingt darauf achten, daß du der erste bist, den sie erblickt.«
    »Prima!« freute sich der Kerl. »Was bekommt Ihr dafür?«
    Ich hatte eigentlich nicht vorgehabt, ein Geschäft daraus zu machen, doch schaden konnte es wiederum auch nicht. Schließlich mußte ich verhindern, daß alle Dorfbewohner zu mir kamen, um einen Gratis-Liebestrank zu verlangen. »Wir haben ein Stückchen Garten, das umgegraben werden muß«, sagte ich, weil ich mich daran erinnerte, daß Sofia den Wunsch geäußert hatte, Pflanzen aus Mundania anzubauen. Den Grund dafür verstand ich nicht. Es war wohl wieder eines jener Geheimnisse der Frauen, die zu ergründen mir nie gelänge. Aus meinen begrenzten Erfahrungen mit ihr wußte ich, daß es das Beste war, ihre merkwürdigen Einfalle zu tolerieren. Ansonsten konnte es geschehen, daß sie meine Socken durcheinanderbrachte.
    So nahm der Bauer seinen Spaten und machte das, was er am besten konnte: Innerhalb eines Tages hatte er ein beachtliches Stück Garten umgegraben. Sofia war begeistert, und in der folgenden Woche waren nicht nur meine Socken weich und anschmiegsam – sie war es auch. Gute Taten werden eben belohnt. Der Bauer kehrte in sein Dorf zurück, und einige Zeit später hörten wir die Hochzeitsglocken läuten. Da wußte ich, daß der Trank gewirkt hatte.
    Von nun an kamen mehr Dörfler zu mir. Einige baten um Heilung, die ich ihnen mit Hilfe meiner Elixiere verschaffte. Andere wünschten sich einen magischen Schadenszauber für ihren Nachbarn oder stellten andere Gesuche. Obwohl ich durchaus in der Lage gewesen wäre, sie alle zufriedenzustellen – denn Bauern hatten ihrem Wesen nach nur sehr einfache Bedürfnisse –, erhöhte ich nach und nach meine Forderungen, um sie von ihren Bittgesuchen abzubringen. Diese Entwicklung setzte sich über viele Jahre fort, bis sie sich schließlich auf einem bestimmten Niveau einpendelte: Um überhaupt das Schloß betreten zu dürfen, wurde von jedem verlangt, drei schreckliche Prüfungen zu bestehen. Darüber hinaus mußte sich jeder verpflichten, mir ein Jahr lang zu dienen oder etwas Gleichwertiges zu leisten, bevor ich überhaupt bereit war, ihm Gehör zu schenken. Auf diese Weise wurde die Flut der Bittsteller eingedämmt, und die Anzahl der Anfragen bewegte sich in einer Größenordnung, die mir recht war – ungefähr eine Anfrage pro Monat. Sofia bestärkte mich in meinem Ansinnen, denn als Mundanierin fühlte sie sich in Xanth nie ganz zu Hause und zog deshalb die Abgeschiedenheit für die Erziehung ihres Sohnes vor.
    Auf diesem Gebiet ergaben sich mehr Schwierigkeiten als erwartet. Immerhin war Sofia eine Mundanierin. Zwar bemühte sie sich, Xanths Magie zu studieren, doch es entsprach nicht ihrem Naturell. Weder besaß sie ein eigenes magisches Talent, noch war sie mit den Tücken der Zauberei vertraut. Ich war zu sehr mit meinen eigenen Vorhaben beschäftigt und kam daher noch nicht einmal auf den Gedanken, mich nach meinem Sohn zu erkundigen. Sofia wäre auch nicht in der Lage gewesen, mir zu erzählen, was vor sich ging, denn sie hatte keinerlei Grund, überhaupt Mißtrauen zu entwickeln. Die Folge davon war, daß eine ganze Menge schiefging. Besäße ich die Möglichkeit, diesen Teil meines Lebens noch einmal zu leben, würde ich besser darauf achten, meinem Sohn Kummer und Einsamkeit zu ersparen. Doch zu meinem Bedauern bleibt mir nichts weiter übrig, als zu berichten, was im folgenden geschah.
    Als Crombie drei Jahre alt war, kam ein acht Jahre alter Junge mit einem Anliegen zu mir. Ich wußte sofort, daß er über das Talent eines Magiers verfügte. Unter dem Vorwand, ihn ein Jahr bei mir dienen zu lassen, verfeinerte ich seine

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