Höllen-Mädchen
das Beste daraus zu machen, und zu hoffen, daß es nicht allzu unerträglich wurde. Immerhin mußte es vorher schon so schlimm gewesen sein, daß ich mich entschlossen hatte, den Trank des Vergessens zu mir zu nehmen.
Nun begann ich das Schloß zu erkunden und stellte fest, daß ich mich nicht auf Schloß Namenlos befand, sondern auf dem legendären Schloß Zombie. Ich mußte es auf meinen Reisen entdeckt haben, nachdem ich Schloß Roogna verlassen hatte. Dann hatte ich mich offensichtlich dazu entschlossen, das Bauwerk auszubessern, um darin leben zu können. Doch alles machte einen zu gepflegten Eindruck. Es war deutlich zu spüren, daß hier die Hand einer Frau gewirkt hatte. Ich mußte eine Haushälterin gehabt haben. Was mochte mit ihr geschehen sein? Ganz offensichtlich war sie nicht mehr hier. Wer auch immer sie war, sie mußte sehr geschickt gewesen sein, denn alles war viel besser hergerichtet, als ich es je hätte zustandebringen können.
Dann entdeckte ich das Schlafzimmer. Hier stand nur ein Bett, das allerdings genug Platz für zwei Menschen bot. Auf der einen Seite befanden sich meine Sachen, zum Beispiel eine liegengelassene Socke, auf der anderen Seite die persönlichen Dinge einer Frau, unter anderem ein Rosen-Parfüm. Ganz offensichtlich hatten wir uns sehr nahe gestanden.
Ich wandte mich an den magischen Spiegel an der Wand. »Was für eine Frau hat hier gewohnt?« wollte ich von ihm wissen.
»Bevor du den Trank des Vergessens nahmst, hast du mir verboten, darauf zu antworten, Guter Magier«, erwiderte er.
»Jetzt befehle ich dir aber, zu antworten«, fuhr ich ihn schroff an. Ich war jetzt kürzer angebunden, als zu der Zeit, als ich noch ein Gedächtnis besaß, das nicht um neunundzwanzig Jahre gekürzt war.
»Damals warst du noch im Besitz all deiner Fähigkeiten«, entgegnete er spitz. »Doch jetzt wird dir keiner der magischen Gegenstände diese Frage beantworten.«
Ich mußte mir eingestehen, daß er recht hatte. Wenn ich mir nicht sicher gewesen wäre, irgend etwas wirklich zu vergessen, hätte ich das Vergessenselixier nicht genommen.
In einer geheimen Kammer entdeckte ich einen dicken Wälzer, der mit Buch der Antworten betitelt war. Das war ein interessanter Fund. Ich fragte mich, wie es in meinen Besitz gelangt war. Doch als ich in dem Buch blätterte, erkannte ich die Handschrift: Es war meine eigene – mit Querverweisen, die offensichtlich von einem Assistenten stammten.
Vielleicht konnte das Buch mir weiterhelfen. Ich brauchte eine Frau, die meine Socken wegräumte und auch wiederfand. Wo konnte ich so eine Frau finden? Ich versuchte mit Hilfe des Buchs herauszufinden, welche Frau hier gelebt hatte. Doch wie erwartet, weigerte es sich mir zu helfen. Ich war also gründlich vorgegangen, wie es sich für einen Magier geziemte. Dennoch sollte ich in der Lage sein, dieses Buch und auch die anderen magischen Gegenstände so zu nutzen, daß ich mit meinem Leben zurechtkam.
Ich blätterte schnell die Seiten durch und stieß bald auf den Begriff Frau. Hier waren seitenweise verschiedene Frauentypen aufgelistet, doch einen Untertitel Socken fand ich nicht. Das war schade. So suchte ich nach dem nächsten geeigneten Begriff. Da stand er auch schon: Ehefrau.
Ich entdeckte, daß es sich um ein Stichwort handelte, das mit einem Zauber versehen war: Während ich es betrachtete, veränderte sich die Seite. In ständig wechselnder Folge wurden Namen und Beschreibungen von Frauen im heiratsfähigen Alter aufgelistet. Bei jeder, die mich interessierte, konnte ich diesen Vorgang stoppen, indem ich die entsprechende Eintragung mit dem Finger berührte. Sobald ich den Finger fortnahm, ging die Auflistung weiter.
Doch ich wollte meine Wahl nicht dem Zufall überlassen. Deshalb versuchte ich das Wissen des Buchs zu nutzen. »Zeige mir die beste Sockenfinderin, die es gibt«, sagte ich und tippte ohne hinzusehen mit dem Finger auf die Seite. Wenn das Buch so funktionierte, wie es eigentlich sollte, dann mußte jetzt der gewünschte Name erscheinen.
Und da stand er: Sofia Sockensammler. In der Beschreibung stand nichts Auffälliges, und sie lebte in…
Hoppla! Das war ein Problem: Sie lebte in Mundania!
Nun ja, schließlich hatte ich die Beste gewollt. Wo war mein Unternehmungsgeist geblieben? Also entschloß ich mich trotz allem, Sofia zu holen.
Ich rüstete mich mit den Zaubersprüchen aus, die ich aus den frühen Tagen meiner Sammlertätigkeit kannte. Dabei entdeckte ich auch einen
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