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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kleid. Danach ließ sie ihr Kleid verschwinden und zeigte ihre weiblichen Formen. »Bin ich nicht sexy, Guter Magier?« fragte sie schüchtern.
    »Nein«, gab ich ihr zur Antwort.
    Sie schmollte. »Wieso denn nicht? Sind meine Busen nicht groß genug?«
    »Was du meinst, sind Brüste«, erklärte ich ihr. »Du hast zwei Brüste und nur einen Busen.« Diese Diskussion wäre für einen Jungen tabu gewesen, nicht jedoch für ein Mädchen. Denn es handelte sich um notwendige Informationen, die für Mädchen von der Erwachsenenverschwörung freigegeben worden waren. Selbstverständlich war für sie ein Teil der männlichen Anatomie tabu.
    »Egal«, sagte sie nur. Das verschaffte mir eine Atempause, wie ich sie mit der durchtriebenen Metria bestimmt nicht gehabt hätte. Die Verwendung dieser leicht zu verwechselnden Begriffe war damit geklärt. »Wie groß müssen die Brüste denn sein?«
    »Es gibt keine festgelegte Größe«, antwortete ich. »Das Problem ist, daß deine Brüste keine Brustwarzen haben.« In diesem Augenblick bewölkte sich der Himmel, und in der Ferne war ein Donnern zu hören, weil dieses Wort die Grenze dessen überschritt, was noch erlaubt war. Noch einmal gelang es mir, die Notwendigkeit dessen zu begründen – Manches, was sonst nicht einmal gedacht werden durfte, konnte zu Erziehungszwecken ausgesprochen werden.
    Iris schaute an sich herunter. »Oh.« Plötzlich wuchsen ihr zwei Brustwarzen.
    In der Halle waren Schritte zu hören. Das Trugbild der jungen Frau verschwand, und übrig blieb das kleine Mädchen in seinem schlichten Kinderkleid. »Erzähl mir mehr über die Illusion der Schönheit, Guter Magier«, bat Iris mit einem Lächeln, als Sofia mit belegten Brötchen eintrat. Iris machte mit dieser Bitte deutlich, daß sie die Grenzen dessen, worüber wir sprechen durften, sehr wohl verstanden hatte. Obwohl Sofia eine Mundanierin war, wäre uns ihr heftigster Protest sicher gewesen, wenn sie gesehen hätte, was sich vor kurzem noch vor meinen Augen abgespielt hatte. Die Erwachsenenverschwörung gab es überall. Nur wenige verstanden die Regeln bis in die kleinsten Einzelheiten. Wenn überhaupt jemand, dann am ehesten noch die Mütter.
    Schon bald darauf schickten wir Iris nach Hause. Zu diesem Zeitpunkt war sie ein kleines, siebenjähriges Mädchen, das sich tadellos zu benehmen wußte. Ich hatte ihr eindringlich klar gemacht, daß sie mehr erreichte, wenn sie freundlich war und anderen keine Streiche spielte. Anstatt Mauern aus Trugbildern zu errichten, um dem täglichen Rizinusöl zu entkommen, sollte sie lieber ihrer Mutter dankbar sein und dafür sorgen, daß es nach Vanillesoße schmeckt. Ich war mir sicher, daß ihre Familie mit ihrem veränderten Benehmen sehr zufrieden sein würde.
     
    Sofia beschloß, ihre Verwandten in Mundania zu besuchen. Ich gab ihr einen Zauberspruch, damit sie den Schild passieren konnte, und begleitete sie bis zur Grenze. Ich ging davon aus, daß sie Xanth nach ihrer Rückkehr noch mehr schätzen würde, weil sie erlebt hatte, wie armselig und trostlos Mundania war. Überraschenderweise kehrte sie sehr bald zurück und war sehr aufgeregt.
    »Es ist verschwunden!« rief sie atemlos.
    »Mundania? Das ist doch nicht möglich!«
    »Aber ja! Da ist nur noch ein Nichts.«
    Das mußte ich mir ansehen. Sie hatte recht; dort, wo auf der anderen Seite des Isthmus’ einst Mundania gewesen war, befand sich jetzt nur noch eine gähnende Leere. Mundania war verschwunden.
    Natürlich war das kein großer Verlust. Niemand hatte Mundania gemocht – vor allem nicht die Mundanier, die dort ihr Dasein fristen mußten. Kein Wunder, daß unter ihnen Depressionen weit verbreitet waren, die sie um jeden Preis mit bewußtseinstrübenden Drogen zu betäuben suchten. Aber Sofia blieb unerbittlich: ihre Heimat war verlorengegangen, und ich sollte sie wiederfinden. Seufzend machte ich mich an die Arbeit.
    Es stellte sich heraus, daß die verschiedenen Orte und Regionen Mundanias mit eigentümlichen Nummern gekennzeichnet waren, die ›Zugangscodes‹ genannt wurden. Etwa einmal im Jahr kam eine neue Tabellensammlung mit den aktuellen Zugangscodes heraus. In diesem Jahr hatte der zuständige Ressortleiter im geheimnisvollen Auf- und Zustellamt vergessen, ein neues Nachschlagewerk herauszubringen. Das Auf- und Zustellamt war so mysteriös, daß man nur das hauseigene Emblem von ihm kannte: eine schwarze Schnecke auf gelbem Hintergrund. Diese Abbildung wurde von manchen mit einer

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