Höllen-Mädchen
hielten diese Wesen auch einfach nur für verschroben oder für besonders starrköpfig. Jedenfalls hatte Trent mit seinem Kunststück keinen Erfolg. Daher ging er zum zweiten Teil seines Plans über, indem er die von ihm geschaffenen Leuchtkäfer ausschickte, um die Zentauren erneut zu beunruhigen. Dazu verwandelte er die umherschwirrenden Mücken in lauter Rokh-Vögel und befahl ihnen, sich auf dem Boden niederzulassen und kräftig mit den Flügeln zu schlagen. Dadurch erzeugten sie einen Wind, der die über dem Fluß schwebenden Leuchtkäfer bis in das Dorf der Zentauren blies. Die Vögel gehorchten Trent, weil sie darin ihre einzige Chance sahen, zurückverwandelt zu werden. Und so geschah es – nachdem die Leuchtkäfer das Dorf erreicht hatten, hob Trent den Vogelzauber wieder auf.
Völlig verwirrt ob der Tatsache, durch die Luft geblasen zu werden, ließen sich die aufgebrachten Leuchtkäfer in einem riesigen Schwarm auf den Zentauren nieder. Wo immer sie auf einen Zentauren trafen, feuerten sie ihre kleinen Leuchtblitze in dessen Körper. Sobald die Zentauren sie zu zermalmen suchten, flogen sie Ausweichmanöver und griffen erneut mit Erfolg die ungedeckten Flanken an. Wie wild schlugen die Zentauren mit den Schweifen um sich. Doch angesichts der erdrückenden Übermacht nützte ihnen das nichts. Trent hatte zweifellos darauf spekuliert, daß die Zentauren jetzt aufgäben. Doch er hatte sich verrechnet, denn die Zentauren suchten mich auf, um sich nach irgendeiner Möglichkeit zu erkundigen, diese Plage wieder loszuwerden. Da ihr Anführer Alpha-Zentaur alle Aufgaben auf dem Weg ins Schloß bewältigte, konnte er mich fragen.
Um nicht in die politischen Ränkespiele verwickelt zu werden, setzte ich einen so hohen Preis fest, daß die Zentauren ihn mit Sicherheit zurückwiesen. Als Gegenleistung für meinen Rat sollte jeder Zentaur ein Jahr in meine Dienste treten. Das wären dreihundert Dienstjahre – eine unvorstellbar lange Zeit! Ich staunte nicht schlecht, als Alpha-Zentaur diese Bedingung akzeptierte.
Also blieb mir nichts anderes übrig, als ihn zur Haßquelle in Nord-Xanth zu schicken. Aus dieser Quelle sollte er einen Tropfen schöpfen, ihn mit tausend Wassertropfen verdünnen und diese Mixtur dann auf die Zentauren versprühen. Haßelixier war für alle, die damit in Berührung kamen, gefährlich. Doch hochverdünnt machte es den Betreffenden nur vorübergehend für andere abstoßend. Für die Leuchtkäfer war das besprühte Fell unerträglich. Sie konnten das Elixier nicht abschütteln und sich nicht mehr ernähren, so daß sie nach kurzer Zeit eingingen.
Aus diesem Grunde waren die dreihundert Zentauren verpflichtet, mir ein Jahr lang zu dienen. Was sollte ich bloß mit ihnen anfangen?
Nun ja, da ließ sich schon was finden. Eine Gruppe Zentauren hatte Brücken zu bauen… ich weiß zwar nicht mehr wo, aber es waren wirklich nützliche Brücken. Die Brücken waren nur in eine Richtung passierbar. Deswegen gab es neben ihnen stets eine weitere, die jedoch unsichtbar war, so daß nur Eingeweihte sie benutzen konnten. Der Brückenbau erforderte viel Sinn für gute Gestaltung, einiges an Kunstfertigkeit und handwerkliches Geschick – und genau das waren die besonderen Fähigkeiten der Zentauren. Diese Arbeit war ein echter Dienst an der Gemeinschaft, obwohl sich später niemand mehr daran erinnerte.
Der größte Teil der Zentauren renovierte das Schloß. Noch aus den alten Zombiezeiten hing ein gewisser Verwesungsgeruch in der Luft, der vor allem Sofia peinigte. Bei den Renovierungen konnte das größtenteils behoben werden. Inner- und außerhalb des Schlosses wurden spezielle magische Vorrichtungen angebracht, so daß man nun mit einem einfachen Befehl Räume und Wände bewegen, den Burggraben in Form und Tiefe verändern (als das zum ersten Mal geschah, wäre Souffl vor Schreck beinahe in die Luft gesprungen) und im Park Bäume versetzen konnte. Auch die Eingänge sowie die äußere Fassade des Schlosses konnten in vielfältiger Weise variiert werden. Kurz gesagt, im Handumdrehen hatte man ein ganz neues Schloß – und zwar innen wie außen. Für Sofia wurde dadurch der Frühjahrsputz zu einem Fest, denn sie konnte alles so verändern, daß das Schloß nicht mehr wiederzuerkennen war. Der Traum einer jeden Hausfrau.
Die Zentauren beendeten ihre Arbeiten planmäßig und reisten auf den Tag genau nach einem Jahr wieder ab. Ich hatte daraus eine Lehre gezogen: Versuche nie, einen Zentauren
Weitere Kostenlose Bücher