Höllen-Mädchen
einer Regelung kommen«, beschwichtigte ich sie. »Zunächst einmal muß ich Rose überhaupt finden.«
»Vielleicht ist es am besten, wenn Hugo und ich irgendwo auf dich warten«, wandte sie ein. »Wir sind nicht besonders wild auf die Hölle.«
»Dort ist es auch viel zu heiß«, stimmte Hugo zu, »und die Früchte verderben zu schnell.«
Das war ein Argument. »So, so. Sollen wir vielleicht einen Handel mit dem Hengst der Finsternis abschließen, daß er dir bis zu meiner Rückkehr einen schönen Traum bereitet?«
»Vielleicht«, entgegnete die Gorgone unsicher. Ich begriff, daß ihr die Träume des Kürbis’ nicht gerade angenehm waren. »Wie lange wirst du voraussichtlich fortbleiben?«
Darüber hatte ich mir bisher keine Gedanken gemacht. »Vielleicht einen Tag.«
»Einen Tag werde ich einen schlechten Traum schon aushalten können«, stimmte sie zu. Sie sah sich um. »Wir müssen uns einen geschützten Platz suchen, und dann sollten wir uns eine Strategie überlegen.«
»Eine Strategie?«
»Mein geliebter Mann, mit dem Hengst der Finsternis zu verhandeln ist eine Sache, denn er ist dir noch einiges schuldig. Aber die Hölle gehört nicht zum Traumreich. Sie untersteht, soweit ich das verstanden habe, direkt der Herrschaft des Dämons X(A/N) th . Und der schuldet dir keinen Gefallen.«
Das war ein Punkt für sie. »Ich muß nur vernünftig mit ihm reden. Sicherlich werden wir einen Handel machen können.«
»Was denn für einen Handel? Du weißt doch genau, daß ihm die Belange so niederer Wesen wie wir schnurzegal sind.«
»Belästige mich jetzt nicht weiter!« stieß ich mit berechtigtem Zorn hervor. »Mir wird auf dem Weg nach unten schon was einfallen.«
Es hatte keinen Sinn, mit mir darüber zu streiten. »Na gut. Laßt uns einen Schlafplatz suchen, und dann werden wir uns mit dem Hengst der Finsternis treffen. Sind Hugo und ich erst einmal gut untergebracht, kannst du dich frei bewegen, ohne dich um uns zu sorgen.«
»Genau.« Sie war schon immer schneller, meine Gedanken zu formulieren, als ich selbst.
Wir sahen uns auf der Insel um. Zu unserer Überraschung fanden wir einen geschützten Ort, an dem mehrere Särge lagen. Als die Zauberin Iris hier noch lebte, hatte sie diese wahrscheinlich als Baustoff für die Wände ihres Schlosses benutzt. Ihre Illusionskraft hatte bewirkt, daß ein Palast oder irgend etwas anderes, das sie sich wünschte, in Erscheinung trat. Es spielte keine Rolle, was sie dafür in der wirklichen Welt verwendete, solange es nur fest genug war.
»Wozu sind all diese Kisten da?« fragte Hugo.
Es war mir früher nie in den Sinn gekommen, diese oder irgendeine andere Insel zu besichtigen, deshalb konnte ich nichts darüber sagen. Aber immerhin konnte ich Mutmaßungen anstellen: »Offensichtlich bin ich nicht der einzige, dem dieser Ort eine Zuflucht bot. Irgend jemand wird die Särge hier abgestellt haben.« Sie waren gut erhalten und wirkten solide und wetterfest.
Hugo versuchte vergeblich, den Deckel von einem der Särge zu heben, denn der war zugenagelt.
»Vielleicht ist da jemand drin«, witzelte die Gorgone, wobei hinter ihrem Schleier ein Lächeln zu vermuten war. Sie hatte durchaus ein ausgeprägtes Mienenspiel, wenn man die Falten des Schleiers entsprechend deutete. Sie konnte sogar blinzeln. Das mußte sie auch damals getan haben, als ihr Gesicht noch unsichtbar gewesen war, obwohl ich mich nicht mehr genau daran erinnerte, wie das ausgesehen hatte.
Hugo ließ schnell von dem Sarg ab. Er war nicht begierig darauf, in das Gesicht eines Toten zu blicken.
»Einige sind sicherlich auch leer«, bemerkte ich.
Schließlich fanden wir mehrere unverschlossene Särge und auch die dazugehörigen Deckel. Wir schleppten sie zu einer abgelegenen Stelle, legten sie mit Kissen von einem Kissenbusch aus und prüften, ob sie die richtige Größe hatten. Sie paßten. »Ihr braucht das alles nicht mitzumachen«, erinnerte ich die beiden. »Ich gehe davon aus, daß ich höchstens ein oder zwei Tage unterwegs sein werde. Ihr könnt hier warten oder aber zum Schloß zurückkehren…«
»…während du in die Hölle marschierst, um deine frühere Frau zu holen«, ergänzte die Gorgone mißlaunig. Irgendwie verhielt sie sich in diesem Punkt unvernünftig. »Ich werde dich soweit begleiten, wie das im Traumreich möglich ist.«
»Ich auch«, setzte Hugo hinzu.
»Gut. Dann werde ich euch beide mit einem Zauberspruch in den Schlaf versetzen und mich auf den Weg machen«, entschied
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