Höllen-Mädchen
mir dann die Mühe einer Antwort.
Ich hatte den magischen Spiegel auf Hugo ausgerichtet, weil ich ahnte, daß er die Sache an irgendeinem Punkt verpatzen würde. Nur wenn er mit Ivy zusammen war, erwies er sich als einigermaßen tauglich. Das lag daran, daß Ivy in ihm einen Ritter in glänzender Rüstung sah. Wie sehr wünschte ich, wir könnten uns eine Scheibe von ihrem Talent abschneiden und unseren Sohn dauernd in seinen guten Eigenschaften verstärken. Könnte er doch immer so sein, wie er sich unter Ivys Einfluß gab! Meine Bücher sagten Hugo ein gutes Schicksal voraus. Es stand geschrieben, daß er sein Glück finden und etwas wirklich Gutes für einen anderen Menschen tun würde; wir brauchten uns lediglich zu gedulden. Ich wußte aus Erfahrung, daß die vielversprechenden Kinder gelegentlich in die Irre gingen, während die weniger begabten Kinder durchaus ihren Weg machten. Die Zeit würde es zeigen.
Aber es war nicht Hugo, der diesmal alles verdarb. Es war der Elf. Die Sache ging schief, weil ich ihn sträflicherweise nicht beaufsichtigte. Hugo war mit den Drachen fertig, zog sich in sein Zimmer zurück und studierte weiter daran, Früchte zu zaubern. Der Spiegel blieb auf ihn gerichtet. Die Gorgone hatte den Käse mittlerweile fertiggestellt und richtete einen versteinerten Käsesalat an, zu dem sie ein paar von Hugos Früchten verwendete. Da die verschiedenen Früchte aber überreif waren, konnte ihnen ein bißchen Versteinerung nicht schaden. Die Arbeit lief leidlich gut, denn man kann nicht mehr erwarten, wenn mehrere so unterschiedliche Wesen zusammenarbeiten. Nur der Elf tanzte aus der Reihe.
Heiliger Rauch war schwierig zu handhaben. Am besten erzeugte man ihn in kleinen Mengen, die dann sofort in Flaschen abgefüllt wurden. Später wurde jede Flasche einzeln geöffnet, was eine genaue Dosierung ermöglichte. Bei der Herstellung des Rauchs mußte zuvor ein mächtiger Bannzauber gesprochen werden, ähnlich dem, der einen herbeigerufenen Dämon an einen Platz band. Gerade das hatte der Elf vergessen. Er legte einfach ein Astlochholz in die Kohlepfanne und entzündete es mit einem Blitzkäfer. Der Elf hatte wohl vorgehabt, das Holz langsam abbrennen zu lassen und dabei den aufsteigenden Rauch in Flaschen zu füllen.
Statt dessen ging der gesamte Holzstoß in Flammen auf, und blitzartig breitete sich eine aufwogende Rauchwolke aus. Der Elf hätte den Brand sofort mit einem Kübel Wasser aus einem versiegenden Wasserloch löschen müssen, aber er geriet in Panik und zog sich hustend zurück. Ihn überfiel die Angst, vom Rauch eingeschlossen zu werden und in einem der Löcher zu verschwinden. Schließlich war ja noch nicht festgelegt worden, wohin die Löcher führen sollten. Es hätte ihn also irgendwohin in Xanth verschlagen können.
Der Rauch füllte das ganze Zimmer aus, was er sichtlich genoß. Dem Unbeseelten haftete bekanntlich immer ein eigenwilliger Zug an, doch Astlochholzrauch war noch um vieles eigenwilliger. Außerdem verfügte er auch über eine größere Macht, Schaden anzurichten. Er hatte es darauf abgesehen, den Elf zu fangen und ihn unbarmherzig in einem Loch verschwinden zu lassen.
Der Rauch erreichte die empfindliche Nase der Gorgone. Sie unterbrach ihre Arbeit, schnüffelte im Wind, erkannte den Geruch und warnte mich mit lauten Rufen.
Augenblicklich veränderte ich die Einstellung des Spiegels und sah das Unglück. Eiligst stürmte ich hinunter. Unten traf ich auf Hugo, der ein Bündel blaugesprenkelter Bananen trug, die er gerade gezaubert hatte.
Der Rauch dachte gar nicht daran, uns Zeit zu lassen, sondern verdoppelte seine Anstrengungen und stob entfesselt von Zimmer zu Zimmer, füllte alle Räume und blieb dem flüchtenden Elf dicht auf den Fersen. Beide rannten wir auf den Elf zu, der wild gestikulierte und dabei Satzfetzen hervorstieß: »Das Holz… es hat auf einmal ganz und gar Feuer gefangen… und der Rauch ist hinter mir her…«
»Hör auf zu stottern, verdammt noch mal!« herrschte ich den Elf verärgert an. Verzweifelt kramte ich in meinem Gedächtnis nach einem Bannspruch für den Rauch, aber natürlich fiel mir in diesem Moment der Spruch nicht ein.
In Windeseile wirbelte der Rauch mit der ihm eigenen Listigkeit herum und füllte auch das Zimmer hinter uns. Mir wollte auch mein Freiatmer-Tunnelzauberspruch nicht in den Sinn kommen. Dreimal verflucht sei mein verkalktes Gehirn! Es blieb uns nichts anderes übrig, als zunächst in eines der noch
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