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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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nämlich einsam, weil es hier nichts für sie zu tun gibt. In schlechten Träumen kommen eben keine niedlichen Hirsche vor.«
    Hugo nickte. »Ich hatte vergessen, daß wir hier im Traumreich sind. Aber die Träume sind doch nicht alle schlecht, oder? Wir sind doch hier nicht im Kürbis.«
    »Aber die aufregendsten Dinge ereignen sich meistens in schlechten Träumen«, fuhr sie fort, »und sie werden sehr sorgfältig zusammengestellt, um den Leuten schlechte Gefühle zu bereiten. Wenn der Hengst der Finsternis kommt und die Besetzung zusammenstellt, melden sich hier viele freiwillig für eine kleine Rolle. Es vertreibt die Langeweile. Die kleinen Hirsche aber haben nie eine Chance bekommen. Nicht einmal im Schlaf sind sie wirklich glücklich. Da ich selbst nicht besonders unterhaltsam bin, kann ich nicht viel für sie tun.«
    »Ich finde dich mehr als unterhaltsam«, tröstete Hugo sie.
    »Findest du!« Wira errötete, und ihr Gesicht nahm fast die Farbe ihrer Augen an. Beide schwiegen verschämt. Mir kam dabei in den Sinn, wie der Dämon Beauregard vor langer Zeit einmal die rosa Schlüpfer von Metria rot färbte. Das hatte einen gefälligen Eindruck hinterlassen.
    »Und das ist seine Mutter, die Gorgone«, machte Electra sie bekannt.
    Die Gorgone trat vor, als Wira sich ihr zuwandte. Zur gleichen Zeit tat Hugo einen Schritt zurück und stieß in seiner unbeholfenen Art mit der Gorgone zusammen. Dabei verhakte sich seine Jacke in ihrem Schleier. Da der Schleier im Traum aber kaum gesichert war, fiel er herunter und entblößte ihre Augen gerade in dem Moment, als Wira sie anblickte. Die Gorgone überkam eisiger Schreck, denn ihr Gesicht war nicht mehr unsichtbar. Jede Person und jede Kreatur, die ihrem Blick begegnete, wurde auf der Stelle versteinert.
    »Ich bin erfreut, dich kennenzulernen, Mutter Gorgone.« Wira streckte ihre Hand aus.
    Hastig zog die Gorgone ihren Schleier zurecht, bevor irgendein anderer ihr Gesicht sehen konnte. Für die beiden Schmetterlinge hinter Wira allerdings kam es zu spät. Wie zwei kleine Steinchen plumpsten sie hinunter und trafen mit einem ›Pling-Plong‹ auf den Boden.
    »Oh, du… du bist am Leben!« rief die Gorgone.
    »Ich schlafe, aber ich lebe«, stimmte Wira ihr zu. »Ist irgendwas nicht in Ordnung?«
    »Du hast mir ins Gesicht geblickt und bist nicht zu Stein erstarrt!«
    Wira blinzelte. »Entschuldige bitte, ich möchte dich nicht verletzen, aber ich habe dich gar nicht angesehen.«
    »Wie bitte?« fragte die Gorgone verwirrt.
    »Ich habe wohl vergessen, es zu erwähnen«, erklärte Electra. »Sie ist blind und kann dich überhaupt nicht sehen. Sie richtet sich nach deiner Stimme.«
    »Blind!« stieß die Gorgone hervor. Nun wurde auch verständlich, warum die Augen des Mädchens rosa waren: Sie war ein Albino. Das Blut schimmerte durch die farblosen Linsen. Das konnte ein Grund für ihre Blindheit sein. Und das erklärte auch, warum eine Liebesquelle keinerlei Wirkung auf sie hätte. Ein Mädchen verliebte sich in den ersten Mann, den es erblickte, nachdem es das Wasser berührt hatte. Doch Wira würde nie einen Mann sehen können. Aus dem selben Grund war sie auch gegen eine Haßquelle gefeit.
    »Es tut mir leid«, entschuldigte sich Wira. »Es lag nicht in meiner Absicht, euch zu täuschen. Ich kann verstehen, daß du aufgebracht bist.«
    Die Gorgone hatte sich wieder gefaßt. »Mein Liebes, ich bin dir nicht böse! Vielmehr erstaunt! Deine Blindheit hat dir das Leben gerettet!«
    Wira zuckte gleichgültig die Schultern. »Was hätte das schon ausgemacht? Ich bin für niemanden nützlich. Deshalb haben meine Angehörigen mich auch in den Schlaf geschickt.«
    Die Gorgone war von neuem bestürzt. Obgleich sie die fürchterlichste Macht in Xanth besaß, hatte sie zugleich das gütigste Herz. Ich mußte das schließlich am besten wissen. Sie war zunehmend von der jungen Frau eingenommen. »Willst du damit sagen, daß es kein Unfall oder Unglück war, was dich hierher verschlagen hat, sondern daß deine Familie dich loswerden wollte, weil du blind bist?«
    »Das haben sie natürlich nicht so gesagt, aber ich weiß es. Sie waren es leid, immer auf mich aufzupassen, und wußten, daß ich mich niemals um sie kümmern könnte. Die Jungs gingen mir aus dem Weg, und es war sehr unwahrscheinlich, daß ich jemals heiraten würde. So entschieden sie, mich solange in den Schlaf zu versetzen, bis sie etwas Besseres für mich gefunden hatten. Ich bin sicher, daß sie sich noch darum

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