Höllen-Mädchen
natürlichen Funktionen nicht unterdrücken, um ihnen den Spaß zu verderben.
An einem Haken fand ich einen Schlafanzug, in den ich hineinschlüpfte. Er paßte wie angegossen. Wenn Dämonen etwas in die Hand nahmen, dann machten sie es gut.
So bekleidet, betrat ich wieder unser Schlafzimmer und näherte mich mutig dem Bett. Metria, in einem knappen Neglige, war kaum zu übersehen. Sie drehte sich lasziv zu mir herum, als ich mich neben sie legte, wobei sie mir einen tiefen Einblick in ihr Dekollete gewährte. »Zeig mir, wie du es mit Dana gemacht hast«, schmachtete sie mich an.
Ich schloß die Augen und atmete tief durch. Es war nicht gerade leicht für mich, aber ich mußte durchhalten.
»So hast du’s also gemacht?« fragte sie gedehnt, obwohl sie es besser wissen sollte.
»Vor unserer Ehe waren Dana und ich viele Jahre hindurch die besten Freunde«, half ich ihrem Gedächtnis auf die Sprünge, »und in dieser Zeit haben wir auch gemeinsam in einem Bett geschlafen – nur geschlafen, wohlgemerkt. Mit MähreAnne habe ich es genauso gehalten, und da ich mit dir nicht verheiratet bin, werden wir uns dieses Bett ebenfalls nur freundschaftlich teilen, ohne den Storch in seiner wohlverdienten Ruhe zu stören.«
»Ach, papperlapapp!« fluchte sie. Eine kleine schmollende Rauchwolke entwich dabei ihrem hübschen Mund.
»Ha, ha, ha!« dröhnten die Wände, aber dieses Mal war nicht ich der Anlaß der unverhohlenen Freude.
Am nächsten Morgen besuchten wir den ersten Kursus. Eine Gruppe von Dämonen hatten sich dort schon versammelt, männliche wie auch weibliche Exemplare, die allesamt nicht weniger nervös zu sein schienen als ich. Endlich erlebte ich den echten Universitätsbetrieb. Der einzige, der nicht so ganz in das normale Bild passen wollte, war ich, der einzige sterbliche Student, der an diesem Kursus teilnahm. Ich setzte mich in die vorderste Reihe. Am Schreibpult zu meiner Linken räkelte sich Metria. Rechts von mir saß ein Dämon mit Brille. Offenbar gab es doch einige Dämonen, die ein solches Hilfsmittel zum Lesen benötigten. Dieser Dämon besaß nur noch rudimentäre Hörner und einen weichen, pinselartigen Stummelschwanz. Insgesamt betrachtet war er kein besonders beeindruckendes oder furchterregendes Exemplar seiner Spezies.
Ich beschloß, es auf die freundliche Art zu versuchen. »Hallo, du da«, sagte ich zu dem Dämon, »ich heiße Humfrey und möchte mich hier zum Zauberer ausbilden lassen.«
»Hallo«, erwiderte der Dämon, »ich bin Beauregard, und ich studiere das verläßliche und verantwortungsbewußte Handeln der lebenden Spezies.« Er kniff ungläubig die Augen hinter den dicken Brillengläsern zusammen und rief: »Das kann doch wohl nicht wahr sein! Bist du etwa ein Sterblicher?«
»Wirklich und wahrhaftig«, gab ich unumwunden zu.
»Nein, was für ein ausgezeichnetes Studienobjekt. Würdest du mir erlauben, dein Verhalten zu studieren?«
»Von mir aus«, sagte ich gönnerhaft. »Du wärst nicht der erste, und deine Kollegen finden mich ausgesprochen amüsant.«
»Wie unter euch Sterblichen gibt es leider auch unter uns einige äußerst unhöfliche Vertreter. Ich jedenfalls würde niemals…«
Der Dämon gefiel mir. Ich war allmählich froh darüber, daß kein Dämon dem anderen glich. Dieser hier schien ein halbwegs anständiger Kerl zu sein, vorausgesetzt, daß er mir das Ganze nicht einfach nur vorspielte. »Vielleicht solltest du mich auch ein klein wenig beleidigen«, schlug ich ihm vor, »nur, damit du mit den anderen Dämonen keinen Ärger bekommst.«
»Aber das wäre…«, er hielt einen Augenblick inne und überlegte angestrengt. »Heißt das, es würde dir nichts ausmachen?« fragte er zaghaft.
Ich lächelte freundlich. »Nicht im mindesten, solange du nicht meinst, was du sagst. Wir können uns ja gegenseitig einen Haufen freundlichster Beleidigungen an den Kopf werfen.«
»Köstlich, du alter Schmierschädel!« rief er vergnügt.
»Mach dir nichts draus, du armer Hohlkopf«, antwortete ich auf die gleiche Weise.
Das war es. Von nun an grüßten wir einander mit den unglaublichsten Beleidigungen, sobald wir uns nur trafen, und blieben dabei die besten Freunde. Eine lange, innige Freundschaft sollte noch vor uns liegen. Nach dieser kurzen Begegnung fühlte ich mich nicht mehr so allein.
Als der Professor in den Seminarraum rauschte, ging plötzlich ein Räuspern und Rascheln durch die Reihen. Er gab einen großartigen Dämon ab, mit seinen knorrigen
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