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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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selbst aus Seelen bestanden. Anscheinend verloren die losgelösten Seelen, wenn sie sich zur Ausformung eines Körpers hergeben mußten, einige ihrer edleren Eigenschaften wie beispielsweise Liebe und Mitgefühl. Diese Dinge rechneten sie offenbar nicht zu einem vollständigen Körper, und der Umwandlungsprozeß von Seele zu Körper setzte ihnen hart zu. Wenn jedoch ein Körper von einer Seele übernommen wurde, so kehrten diese Eigenschaften zu ihm zurück, selbst, wenn es sich bei diesem Körper nur um eine entartete Seele handelte.
    Ich ging quer durch den Saal an die Theke. Dort standen hohe Barhocker, von denen ich einen mühselig erklomm. Selbstverständlich erschien kurz darauf eine Kellnerin, natürlich ebenfalls eine Dämonin, die nur diese Rolle spielte. Dieses ständige Theaterspielen schien überhaupt eine der wenigen Freuden der Dämonenrasse zu sein, von der sie nie genug bekommen konnten. »Ein kleines Stück Apfelkuchen hätte ich gerne«, sagte ich. »Und einen Krug violette Sprudelbrause.« Ich hatte während meiner Rundreise den Sprudelbrausesee in der Nähe des Norddorfs entdeckt und mit der Zeit eine rechte Vorliebe für das spritzige Zeug entwickelt.
    Sie zauberte das Gewünschte unter der Theke hervor. »Vielen Dank«, sagte ich freundlich. Sie lächelte ebenso freundlich zurück. Allerdings konnten Dämonen ihre Gefühle nicht auf die gleiche Weise zum Ausdruck bringen, wie es Sterbliche tun, und so wirkte ihr Lächeln aufgesetzt.
    Ich ließ mir den wirklich ausgezeichneten Apfelkuchen schmecken. Offenbar zeigten die Dämonen sich diesmal von ihrer fairen Seite. Vielleicht würden sie so bleiben, wenn auch ich mich weiterhin fair verhielt. Schließlich wollte ich hier meinen Magister machen und hatte deswegen ausschließlich Metria das Recht gegeben, alles zu versuchen, mich davon abzubringen. Die anderen Dämonen waren nur Randfiguren. Möglicherweise mußten auch sie mit Minuspunkten rechnen, wenn sie aus der Rolle fielen.
    Nachdem ich erfolgreich meine Mahlzeit beendet hatte, erhob ich mich. »Läßt du mich leer ausgehen?« fragte die Kellnerin leicht pikiert.
    Von solchen Nebensächlichkeiten hatte Dana nie gesprochen. Nun gut. »Wenn du das nächste Mal einen Kunden anlächelst«, gab ich ihr den guten Rat, »dann solltest du nicht nur den Mund verziehen, sondern auch mit den Augen lächeln. Das Ganze wirkt dann nicht mehr so leer.«
    »Oh, vielen Dank!« sagte sie und lächelte diesmal wesentlich echter.
    Ich kehrte in meine Studentenbude zurück. Metria wartete schon auf mich – in einer atemberaubend durchsichtigen Bluse und einem ebensolchen Rock. Sie beherrschte die Kunst der Nachahmung wahrhaft meisterlich. Ohne mein Wissen über diese Dinge hätte sie meine Standhaftigkeit wahrscheinlich auch ins Wanken gebracht. Ihre besondere Art, den Körper zu bedecken, ohne wirklich etwas zu verhüllen, war noch viel reizvoller und aufregender, als wenn sie vollkommen nackt gewesen wäre. Vielleicht deshalb, weil es einem das Gefühl vermittelte, einen Blick in verbotene Sphären zu tun. Ich durfte dabei jedoch dreierlei nicht vergessen: l. Sie war in keiner Weise an meiner Person, sondern nur an meinem Versagen interessiert. 2. Wir wurden von einem Haufen Dämonen beobachtet, die nur darauf lauerten, daß ich mich vergaß und irgend etwas Anrüchiges tat – beispielsweise mit Metria zusammen den Storch beschwören. 3. Es gab noch einen weiteren Beobachter, nämlich Rose, die jeden meiner Schritte via Wandteppich verfolgen konnte. So hieß es für mich: Achtung, stillgestanden, Hand an der Hosennaht.
    Nachdem ich nun gesättigt war, hatte ich andererseits noch einiges zu tun. Ich suchte nach einem Ort, um mich frisch zu machen, konnte aber nichts dergleichen entdecken. »Wo ist denn das…«, erkundigte ich mich.
    »Ach, das«, rief sie aus. »Entschuldige, ich hatte die natürlichen Bedürfnisse von euch Sterblichen völlig vergessen.« Sie wies auf die Wand, und im selben Augenblick erschien eine Tür.
    Ich ging darauf zu, legte die Hand auf die Klinke, drückte sie nieder, und siehe da, die Tür öffnete sich. Dahinter befand sich ein kleinerer Raum mit den üblichen Einrichtungen für meine Bedürfnisse. Ich testete sie und fand sie zu meiner Zufriedenheit.
    Unvermittelt erscholl aus den Wänden des Örtchens ein donnerndes, dämonisches »Ha, ha, ha«. Nun ja, irgendwann würde vielleicht auch diese Art der Unterhaltung langweilig für sie werden – ich jedenfalls würde meine

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