Höllenbote Angela
kam.
Angela warf einen Blick durch die Scheibe. Draußen war so gut wie nichts zu erkennen.
Die Welt hatte sich in Schatten aufgelöst, und diese huschten fließend von außen her an den Fenstern des Autos vorbei, als wollten sie alles in dieser Welt auflösen.
Manchmal dunkelten die Schatten ein. Dann verloren sie ihr Grau, und das Schwarz überwog. Angela dachte daran, daß sie durch ein Waldstück fuhren, das Lücken aufwies, denn das dunstige Grau kehrte immer wieder zurück. Der Weg wurde auch kurviger. Oft genug schleuderten die drei Personen auf den Rücksitzen von einer Seite zur anderen, aber Angela blieb stets im >Blickfeld< der Mündungen.
»Ihr wollt mich also töten?« fragte sie.
»Wir müssen es!« erklärte Edgar. »Es ist unser Job. Wir haben einen Eid geschworen.«
Angela lachte mit fast geschlossenem Mund. »Ja, den kenne ich. Klar, ich weiß Bescheid.«
»Eben. Nur hast du ihn gebrochen. Einmal in der Firma, immer in der Firma. Besonders dann, wenn man zu einem bestimmten Kommando gehört. Du warst mal eine Kollegin.«
»Habt ihr nie daran gedacht, aufzuhören?«
»Nein.«
»Euer Pech.«
»Wir verdienen gut.«
»Das stimmt.«
»Und wir töten nicht immer. Wir schießen nicht wahllos. Wenn wir einen Auftrag übernehmen, gibt es verdammt gute Gründe dafür. Aber das brauche ich dir ja nicht zu sagen.«
Die Sarti hob die Schultern. »Sicherlich nicht. Aber allein habt ihr es nicht geschafft, mich zu finden. So gut seid ihr nicht. Ihr habt Hilfe benötigt. Das ist schon seltsam. Eure Macht scheint begrenzt zu sein.«
»Wir arbeiten manchmal mit vielen zusammen, und wir haben es gern, wenn man uns den Weg ebnet. So halten sich unsere Probleme in Grenzen.« Edgar lächelte. »Vielleicht beruhigt es dich, wenn ich dir sage, daß es mir sogar leid tut, dich zu töten. Ja, das ist ehrlich gemeint. Ich hätte mir mit dir auch etwas anderes vorstellen können, wenn ich ehrlich sein soll.«
»Ich aber nicht.«
»Dazu wird es auch nicht kommen.« Zum erstenmal meldete sich der Fahrer. »Wir sind so gut wie da. Wo soll ich parken?«
»Nicht weit vom Brunnen weg!«
»Okay.«
Es gab keinen Wald mehr. Die Gegend sah anders aus. Leerer. Nur Büsche, Unkraut und alte Wände und Mauern, die darüber hinwegschauten und von Dunstwolken umwabert wurden.
Ein trister Platz, aber auch ein Ort, um zu sterben, denn hierhin verirrte sich niemand. Es war ein Friedhof ohne Gräber und auch ohne Grabsteine. Ein Platz, an dem die Vergangenheit begraben lag und nur noch Mauerreste von einer anderen Zeit zeugten.
Der Fahrer hielt an. Das Licht der Scheinwerfer fiel einen Moment später in sich zusammen.
Noch stieg keiner aus. In der grauen Düsternis warteten sie ab. Das scharfe Atmen der Männer war zu hören. In dieses Geräusch hinein mischte sich kein Atmen der Frau, aber das fiel den drei Agenten nicht auf. Sie hatten die Sarti auch nicht lächeln sehen und deshalb ihre Zähne nicht zu Gesicht bekommen. Uberhaupt war ihnen nicht erzählt worden, wen sie vor sich hatten.
Der Fahrer stieg als erster aus. Er ging ans Heck des Van und öffnete die Türen. Auch er hatte seine Maschinenpistole mitgenommen. Er richtete die Mündung auf Angela Sarti.
»Steig aus!«
»Moment, zuerst ich!« sagte Edgar. Er drückte sich von seinem Sitz hoch und schob sich nach draußen, wo er stehenblieb und mit seiner Ml’i winkte.
Auch Angela erhob sich. Geduckt kletterte sie aus dem Fahrzeug. An ihrer rechten Seite spürte sie den Druck der Waffe. Ihre verkürzte Lanze hatten ihr die anderen nicht abgenommen, und darauf baute sie schon.
Wenig später hatten alle Personen den Wagen verlassen und standen im Freien. Sie befanden sich in einer alten Ruinenlandschaft. Regennaß, dunstumflort, einsam und still.
Die Zeugen einer längst vergessenen Vergangenheit ragten aus dem Boden in die Höhe. Nur wenige Mauern von dieser alten Feste waren stehengeblieben. Und wenn, dann hatten sie auch ihre ursprüngliche Größe verloren und waren auf die Hälfte gekürzt worden. Gras war in die Höhe gewachsen. Unkraut und Sträucher kletterten an den alten Ruinen in die I löhe und hatten sich teilweise in die alten Steine hineingefressen.
Sie hielten sich auf dem Innenhof der ehemaligen Burg auf, und es war auch von einem Brunnen gesprochen worden. Der aber lag so versteckt, daß er nicht zu sehen war.
»Alles klar?« fragte Edgar die beiden anderen.
Sie nickten. Der Fahrer aber setzte noch eine Frage nach. »Mich würde
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