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Hoellenfeuer

Hoellenfeuer

Titel: Hoellenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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mit uns messen, Niemand! Wie sollte einem Menschen gelingen, was wir selbst nicht zu tun vermögen?“
    Samael sah sich fragend um. Er blickte in die Gesichter aller Engel und wartete auf ihre Antwort. Es war ausgerechnet Asasel, der schließlich sprach.
    „An Uriels Gedanken könnte dennoch etwas dran sein“, sagte er zögernd. „Wir Engel sind Teil der Weltordnung, die Gott vorgegeben hat. Er hat uns aufgetragen, die Welt mit Bösem und Versuchungen zu überziehen, auf das die Menschen sich beweisen könnten. Wir können nicht anders, als seinem Befehl zu folgen. Einige von uns halten sich hierbei zurück…“, er blickte vielsagend einige Engelspaare an, wie auch einige jener Engel, die seit Jahrtausenden zu apathisch waren, um Menschen in Versuchung zu führen. Dann sprach er weiter. „Aber keiner von uns könnte Gottes Befehl zuwiderlaufen und den Menschen bewusst machen, dass es uns gibt. Dass es Gott gibt! Unsere Versuchungen basieren alle darauf, dass im Menschen stets ein Zweifel an der Existenz Gottes bleibt. Daher zeigt Gott sich nicht auf der Erde – ihr alle wisst das! Aber wir Engel sind alle treue Gefolgsleute des Einen Herrn. Keiner von uns würde Gottes Auftrag verraten und deshalb können wir diese Ordnung auch nicht umstürzen indem wir uns den Menschen offenbaren. Die Menschen aber sind nicht Teil dieses Systems. Würden sie diese Zusammenhänge von allein erkennen, träfe uns keine Schuld. Vielleicht benötigen wir Engel tatsächlich ein Wunder, dass nur von den Menschen ausgehen kann…“
    Ein erregtes Murmeln lief durch die Reihen der Engel. Asasels Worte hatten gut und richtig geklungen. Vielleicht hatte er Recht und ihre Erlösung stand unmittelbar bevor. Man müsste die Menschen nur gewähren lassen.
    Samael indes sah sich zornig um.
    „Wir Engel sollten auf die Menschen angewiesen sein? Diesen Abschaum?“, sprach er geringschätzig. „Und selbst, wenn es so wäre – du sprichst davon, dass uns keine Schuld träfe, wenn wir dies zuließen. Aber wer sagt uns denn, dass Gott uns nicht dieses Mädchen geschickt hat, um unsere Treue zu testen? Vielleicht will er unsere Stärke prüfen, indem er uns in Versuchung führt. Vielleicht ist das Menschenkind Eleanor unsere Prüfung, anhand derer Gott sehen will, ob wir seiner wieder würdig sind?“
    Stille breitete sich auf dem Berg aus. Die Engeln standen reglos da. Der warme Wind fegte über den Gipfel des Berges und die Täler zu seinen Füßen. Samaels Verdacht schien bestechend. Auch in seinen Worten mochte Wahrheit liegen. Ja, es schien offensichtlich, dass Gott ihnen einen Fingerzeig gegeben hatte, dass ihrer aller Erlösung bevorstand. Aber welcher Weg würde sie in Gottes Himmelreich zurückbringen? War Eleanors Erscheinen ihrer aller Prüfung, mit der Gott ihre Loyalität testen wollte? Dann mussten sie dieses unscheinbare Menschenmädchen aufhalten, koste es was es wolle. Oder war sie der Weg zur Erlösung, indem sie Gottes Weltenordnung zum Einsturz brachte und so der Engel Aufenthalt auf der Erde überflüssig machte? In beiden Fällen musste sie von Gott gesandt worden sein – die Frage war nur: Wie sollten die Engel sich verhalten?
    Ein leises Raunen setzte wieder ein. Beide Seiten hatten ihren Standpunkt dargelegt. Nun musste eine Entscheidung getroffen werden. Eine Entscheidung, die in jedem Fall über das Schicksal der gefallenen Engel entscheiden würde.
     
    Ganze sieben Tage und sieben Nächte sprachen die Engel miteinander. Und als die Sonne am Morgen des achten Tages aufging und den einsamen Berg auf dem Sinai in ein rötliches Licht tauchte, war es Samael, der erneut sprach.
    „Wir sind einer Lösung weiter entfernt, als je zuvor “, hob er an. „Seit dem Tag, da wir aus Gottes Himmeln verstoßen wurden, sind Engel nicht so uneins gewesen. Die Einen sind der Ansicht, dass das Mädchen Eleanor eine Prüfung Gottes ist und vernichtet werden muss. Die Anderen hingegen halten sie entweder für gefahrlos oder für Gottes Werkzeug, um unsere Verbannung auf der Welt zu beenden. Ich vermag nicht zu sagen, was die Wahrheit ist. Aber ich werde es herauszufinden wissen.“
    Mit diesen Worten erhob er sich in die Luft und verließ das Konzil. Er ließ sich von den warmen Winden der Wüste emportragen, glitt sanft auf den Strömungen und sah tief unter sich die Erde liegen. Wie lange noch würde er hier leben müssen?
    Es schien nicht allzu viele Möglichkeiten zu geben. Gott sprach nicht zu seinen Engeln. Er würde ihnen

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