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Hoellenfeuer

Hoellenfeuer

Titel: Hoellenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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nicht sagen, was er beabsichtigte . Vielleicht aber würde Eleanor ihm etwas über ihre eigenen Absichten verraten. Wenn er nur einen Blick in ihre Seele werfen könnte, würde er sicherlich erkennen, mit was für einem Menschen er es zu tun hatte.
    Samael flog nun höher und höher. Er ließ sich weiter hinaufgleiten, bis in jene eisigkalten Höhen des Himmels, in denen man auch am Tage bereits die ersten Sterne sehen kann. Dann schloss er die Augen und konzentrierte sich auf die kleinen flackernden Seelenlichter der Menschen weit unter sich. Es waren Milliarden von Lichtern, doch er suchte ein Bestimmtes. Ein Licht, das anders war als alle anderen. Stark und zugleich doch so schwach, dass es beständig zu erlöschen drohte. Er würde sie finden, dessen war er sich sicher. Niemand vermochte sich vor dem Teufel zu verstecken. Niemand.
     
    Eleanor und Raphael versuchten gar nicht erst, sich zu verstecken.
    „Er wird dich überall auf der Welt finden können “, hatte Raphael gesagt. „Auf dieser Erde gibt es keine Grenzen für ihn und keine Orte, zu denen er nicht gelangen kann. Uns bleibt nichts weiter zu tun, als es ihm so schwer wie möglich zu machen, dich in die Hände zu bekommen.“
    Eleanor sah ihn dankbar an. Sie fürchtete sich nicht, da sie ihn an seiner Seite wusste. Doch sie war mehr als besorgt, dass Raphael in diesem Konflikt mit Samael den Kürzeren ziehen könnte. Nicht umsonst war Samael der Erste der Seraphim gewesen. Er war stark und mächtig, er würde kaum aufzuhalten sein. Zumindest nicht von einem einzigen Engel.
    „Ich hoffe, dass Uriel, Naral, Belial und Marahel wieder zu uns stoßen werden“, sagte Raphael. „Ich werde sie zu uns rufen, sobald wir angekommen sind.“
    „Wo bringst du mich hin?“, fragte Eleanor.
    „Ich denke nicht, dass es richtig wäre, dich nach Stratton Hall zurückzubringen“, antwortete Raphael. „Das Haus ist durch Samael schwer beschädigt worden. Es wird für die Menschen dort sicherer sein, wenn du in nächster Zeit nicht dort lebst. Bis die Sache geklärt ist…“
    „Aber man wird mich dort vermissen.“
    „Ich werde die Menschen in Stratton Hall heute Nacht in ihren Träumen besuchen und dafür sorgen, dass sie einige Tage lang nicht an dich denken werden.“
    „Du kannst mich einfach so aus dem Bewusstsein der Menschen verschwinden lassen?“, fragte Eleanor amüsiert. „Eine praktische Gabe.“
    Raphael grinste. „Ich mache so etwas nicht gern. Den Geist eines Menschen zu verwirren, habe ich immer als abstoßend empfunden. Aber in diesem Fall sollte ich einmal skrupellos sein. Es ist zu unser aller Besten. Im Prinzip ist diese Gabe dieselbe, mit der ein Engel sich selbst aus der Wahrnehmung und den Gedanken eines Menschen verschwinden lassen kann. Ohne diese Gabe hättet ihr Menschen uns wahrscheinlich längst enttarnt.“
    Eleanor nickte. Raphael dürfte mit seiner Vermutung Recht haben, dass es am besten wäre, sie für einige Zeit von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Dann jedoch nahm eine Frage in ihrem Kopf Gestalt an.
    „Sag, Raphael. Wenn ihr Engel unseren Geist so leicht beeinflussen könnt, müsste es euch doch eigentlich leicht fallen, uns zu sündhaften Taten zu verführen.“
    „Nein, so ist es nicht“, erwiderte Raphael. „Zur Sünde gehört die Absicht, der böse Gedanke. Ihr müsst euch eurer Taten bewusst sein, damit es eine Sünde darstellt. Wenn du etwas Böses tätest, ohne dir dessen bewusst zu sein und ohne, dass es sich um deine eigene Entscheidung handelt, wäre es keine Sünde. Wir Engel können euren menschlichen Geist brechen, wenn wir wollen. Wir können euch schlimme Dinge tun lassen. Zur Sünde wird aber nur, was ihr selbst an bösen Taten von euch aus tut. Wenn wir euch also sündigen lassen wollen, dürfen wir euch nur beeinflussen, euch die Richtung vorgeben. Entscheiden müsst ihr euch selbst!“
    Wieder nickte Eleanor und nun endlich durchbrachen sie die Wolkendecke. In den letzten Minuten hatte Eleanor in den sie umgebenden Wolkenmassen mehrmals riesige Schatten an sich vorbeigleiten sehen. Jetzt waren sie unter die Wolkengrenze gesunken und nun endlich sahen sie, dass sie von gigantischen Bergen umgeben waren, deren höchste Gipfel bis weit in die Wolken hineinreichten. Eleanor wusste sofort, dass dies der Himalaya sein musste.
    Es war kalt und windig zwischen diesen Bergen und nur Raphaels Körperwärme verhindert e, dass sie fror.
    „Wir sind gleich da “, sagte Raphael beruhigend. „Dort vorn

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