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Hoellenflirt

Hoellenflirt

Titel: Hoellenflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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Thor auf den Plan rufen wird.
    Ich schaue mich um. Versuche, ob ich gehen kann. Das ist so, als müsste man in gehockter Haltung mit Gewichten am Hintern vorwärts schleichen.
    Von Kati ist mittlerweile kein Laut mehr zu hören. Ich muss schleunigst etwas tun.
    Auf dem Sofa liegt eine Kutte, aber die wird das Geräusch auch nicht dämpfen. Ich bräuchte einen Teppich – oder schaffe ich es vielleicht sogar bis zur Tür? Aber die Treppe komme ich so nie im Leben runter. Verdammter Mist!
    Warum ist Kati auf einmal so still?
    Was machen sie mit ihr?
    Oh nein, ich rutsche nach hinten, meine Oberschenkelmuskeln zittern, ich schaffe es nicht mehr, mich zu halten, und falle um. Rückwärts.
    Der Stuhl drückt sich schmerzhaft in mein Steißbein. Es kracht, als ich am Boden aufkomme. In die Schulter bohrt sich etwas Spitzes. Ich bleibe so liegen und warte mit Herzrasen darauf, dass einer von den beiden auftaucht. Aber niemand kümmert sich um mich.
    Das kann nichts Gutes bedeuten. Sie sind wahrscheinlich abgelenkt, weil sie mit Kati beschäftigt sind. Schnell verdränge ich die Bilder, die vor meinen Augen aufziehen, die Schnitte auf Valles Haut...
    Ich zerre an den Fesseln und kann meine Arme bewegen, zuerst reiße ich mir das Geschirrtuch aus dem Mund, dann drehe ich mich um. Die gebogene Lehne ist gesplittert. Am Boden sitzend mache ich hektisch meine Beine los. Meine Hände zittern so stark, dass es eine Ewigkeit dauert, bis ich die Knoten des Seils lockern kann. Aber noch bevor ich fertig bin, höre ich eilige Schritte näher kommen.
    Was jetzt?
    Ich stopfe mir das Tuch in den Mund, lege die Arme wieder nach hinten um die geborstene Lehne und tue so, als wäre ich noch immer gefesselt.
    Die Hexe lacht, als sie mich sieht.
    Wer zuletzt lacht...
    Wenn sie sich zu mir herunterbeugt, werde ich sie packen und dann fesseln, und zwar nicht so lächerlich schlampig, wie Thor das bei mir getan hat.
    Aber was, wenn sie sich nicht runterbeugt?
    Sie geht vor mir in die Knie, um den Schaden genau zu betrachten. »Auf diesem Stuhl hat schon meine Oma gesessen«, sagt sie ganz ruhig. »Dafür wirst du mir büßen.«
    Das ist meine einzige Chance. Ich packe ihre Haare und ziehe daran. Sie schreit auf und kämpft, aber ich lasse nicht los, stehe auf, ein schrecklicher Schmerz durchzuckt mein linkes Bein, weiter, Toni, du musst Kati retten. Ich stopfe Giltine das Tuch in den Mund und zerre sie zu einem anderen Stuhl, aber der sieht genauso windig aus wie der, auf dem ich gefesselt worden bin. In dieser Sekunde schafft Giltine es, sich loszuwinden, aber zum Glück verliert sie das Gleichgewicht, stolpert und fällt mir vor die Füße.
    Ich muss sie ausschalten, damit ich nur noch Thor als Gegner habe, schaue mich schnell nach einem Gegenstand um, packe den Stuhl und schlage ihr, ohne zu zögern, damit über den Kopf.
    Sie fällt um wie ein Baum. Für einen winzigen Augenblick zucke ich zusammen, ich muss unwillkürlich an Thor denken, als er gegen die Wand des Aufzugs geprallt war. Doch meine Angst um Kati überdeckt alle anderen Gefühle und ich greife schnell nach der Paketschnur, fessle Giltine an Armen und Beinen und zerre sie unter den Tisch.
    Warum taucht Thor nicht auf?
    Was macht er mit Kati? Wenn ich an sein schmieriges Lachen denke, wird mir übel. Ich schleiche schnell in die Küche und suche ein Messer.
    So bewaffnet begebe ich mich auf die Suche nach den beiden.
    Endlich komme ich an eine Tür, aus der ein merkwürdiges Geräusch dringt, so ähnlich wie ein Surren, aber doch irgendwie anders.
    Ich kann das Geräusch nicht zuordnen, obwohl ich es kenne, ich kenne es gut, es verursacht mir eine Gänsehaut.
    Ich atme tief durch, dann drücke ich vorsichtig die Klinke der Tür, die unglaublich schwer aufgeht. Erst als sie ein Stückchen weit offen ist, erkenne ich den Grund dafür. Die Türfüllung ist schwarz gepolstert. Deshalb haben sie mich nicht gehört – und deshalb höre ich Kati nicht.
    Als ich die Tür weit genug geöffnet habe, möchte ich am liebsten sofort weinen.
    Kati sitzt auf einem Polsterbett, ihre Hände sind auf dem Rücken gefesselt, sie schaut mich mit großen Augen an.
    Riesigen Augen.
    Unnatürlich großen Augen.
    Thor steht vor ihr und rasiert ihr, fröhlich vor sich hin summend, die Haare ab.
    Katis prächtige rote Haare.
    Dieses miese Schwein!
    Er steht mit dem Rücken zu mir. Gut.
    Mit einem Satz bin ich heran und bohre ihm die Messerspitze in seinen Rücken. »Hör sofort auf oder du bist tot!« Ich

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