Hoellenfluestern
finden können, werden sie mich dafür den Kopf hinhalten lassen?
Die Tür öffnete sich. »Mitkommen«, sagte einer der Jäger und winkte ihn zu sich.
Beck schwang seine Beine seitlich aus dem Bett und zog die Stiefel an. Er schnürte sie absichtlich langsam zu, während er versuchte, aus der Situation schlau zu werden. Bin ich frei und kann gehen? Oder wird es schlimmer?
»Was ist los?«, fragte er.
»Ich bin nicht befugt, Ihnen das zu sagen«, erwiderte sein Bewacher.
Als er in den Korridor trat, sah Beck einen düster dreinblickenden Hauptmann Salvatore auf sich zukommen.
»Was ist los?«, verlangte Beck zu wissen.
Ehe der Jäger antworten konnte, bekam er seine Antwort. Am Ende des Korridors verließ Leutnant Amundson den Fahrstuhl. Der Kerl sah aus, als hätte er in der Lotterie gewonnen. Hinter ihm, versteckt in einem Pulk aus vier schwerbewaffneten Jägern, ging eine kleine Gestalt.
Sie haben sie gefunden . Egal, wie sauer er auf Riley war, Beck hatte gehofft, dass ihr das erspart bleiben würde. Zu ihrer Ehre musste er feststellen, dass sie nicht weinte, sondern das Kinn trotzig vorgereckt hatte.
Amundsons dröhnende Stimme hallte durch den Gang. »Schafft diesen Fänger hier raus, auf der Stelle!«
»Ich gehe nirgendwo hin«, schoss Beck zurück. Ich kann sie unmöglich allein lassen .
Salvatore stellte sich zwischen Beck und die näher kommenden Männer. Ohne Zweifel nahm er die unterschwellige Gewaltbereitschaft des Dämonenfängers wahr. Seine Hand schwebte über seiner Waffe.
»Wenn Sie hierbleiben, wird es für sie nur noch schwerer. Großmeister Stewart ist unterwegs«, riet er ihm. »Wir werden sie nicht ohne sein Beisein befragen.«
Beck musterte ihn. »Kann ich mich darauf verlassen?«
»Ja. Ich gebe Ihnen mein Wort.«
Es war das Beste, was Beck tun konnte. Er biss die Zähne zusammen, machte auf dem Absatz kehrt und marschierte in die andere Richtung. Der Jäger, der die Treppe bewachte, ging ihm aus purem Selbstschutz aus dem Weg.
The walk of shame. Der Weg der Schande.
Rileys Angst bescherte ihr zittrige Knie und schweißige Hände. Sie achtete darauf, tief und gleichmäßig zu atmen, um sich nicht in eine Panikattacke hineinzusteigern. Bloß nicht noch schuldbewusster wirken.
Die Jäger, die im Korridor aufgereiht standen, waren schwer bewaffnet, als erwarteten sie selbst in einem Hotel mitten in der Stadt irgendein Unheil. Beck hatte ihr erzählt, dass die Waffen Spezialmunition enthielten, die einen Dämon töten konnte. Riley vermutete, dass es einem Menschen nicht anders ergehen würde. Die Blicke der Männer waren emotionslos, als hätten sie alles Böse in der Welt gesehen und würden es kaum noch wahrnehmen.
War es das, was Simon werden wollte? Vielleicht wurde man dadurch zu einem Dämonenjäger – durch eine hautnahe, brutale Begegnung mit einem Dämon, die einen zwang, die Welt nur noch in Schwarz und Weiß zu sehen, höllisch und heilig, ohne jeden Raum für Grautöne. Wenn es zum Job gehörte, diejenigen zu verraten, die man liebte, dann war ihr Exfreund gut gerüstet.
Weiter unten im Korridor wurde eine Tür geöffnet, und Beck trat heraus, mit stoppeligem Gesicht und finsterem Blick. Die Vorderseite seines T-Shirts war schmutzig, die Jeans genauso, als hätte man ihn in den Dreck geworfen. Seine Miene war mehr als zornig. Dahinter erkannte sie Verbitterung und ein Misstrauen, das allein ihr galt.
Er wechselte ein paar Worte mit Salvatore, von denen sie keins verstand, dann knurrte Beck wütend und war verschwunden. Er stapfte davon, als könne er es nicht ertragen, dieselbe Luft zu atmen wie sie. Ihre Knie zitterten heftiger.
Als sie das Zimmer erreichten, das er gerade geräumt hatte, bedeutete einer der Jäger ihr, ihm ihren Rucksack zu geben. Salvatore hatte sie gewarnt, dass das passieren würde, also reichte Riley ihm widerstandslos den Rucksack. Sie war allerdings nicht darauf gefasst, dass ein anderer Jäger darauf bestand, dass sie sich an die Wand lehnte, damit er sie abtasten konnte.
»Das ist nicht nötig, Corsini«, sagte der Hauptmann. »Sperr sie in das Zimmer. Wir warten, bis der Repräsentant der Zunft hier ist.«
»Vater Rosetti sagte, er will sie auf der Stelle sehen«, erwiderte der Jäger.
»Das würde nichts nützen. Sie wird unsere Fragen nicht beantworten, bis Stewart hier ist.«
Was ebenso ein Hinweis war, wie sie sich zu verhalten hatte. Auf wessen Seite steht dieser Typ?
»Aber, Sir …«, protestierte Corsini, dem offenkundig
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