Hoellenfluestern
auszuprobieren.
»Bedienen irgendwelche von denen auch Raketenwerfer?«, fragte sie und deutete mit der Hand auf eine Reihe Knöpfe auf der Konsole. Müller warf ihr einen verwirrten Blick zu, dann begriff er, dass sie einen Witz gemacht hatte.
»Tut mir leid, nein. Und für das ganze Geld, dass sie ausgegeben haben, ist die Stereoanlage höchstens drittklassig.«
Riley lachte. Der Typ wurde ihr mit jeder Minute sympathischer. »Ich schätze, sie braucht nicht allzu gut zu sein für die ganzen Gregorianischen Gesänge und solches Zeug.«
Er lachte ebenfalls. »Sie sind ganz anders, als ich erwartet hatte.«
Ich bin nicht länger der Feind . Welche Befehle der Papst den Jägern auch immer gegeben hatte, ihr Verhalten hatte sich dadurch auf jeden Fall geändert.
Riley schielte auf den dünnen Silberring an der linken Hand ihres Begleiters. »Ich wusste gar nicht, dass Jäger heiraten dürfen«, sagte sie. »Ich dachte, Sie leben alle im Zölibat oder so.«
Müller schüttelte den Kopf. »Wir dürfen heiraten. Man ermutigt uns allerdings nicht dazu, wegen der Gefahren, denen wir ausgesetzt sind. Meine Frau versteht das.«
»Wie viele von Ihnen sind verheiratet?«, fragte sie neugierig.
»In unserem Team zwei. Corsini ist der andere. Seine Frau erwartet gerade ihr erstes Kind.«
»Haben Sie Kinder?«
Das Gesicht des Jägers strahlte vor Stolz. Offensichtlich hatte sie einen empfindlichen Punkt getroffen. »Ich habe einen Sohn. Er heißt Lukas und ist zwei Jahre alt.«
»Zu jung, um zu wissen, was Sie tun«, sagte sie grübelnd.
»Eines Tages wird er es erfahren. Vielleicht wird er auch Dämonenjäger.«
Sie musterte ihn von neuem. »Und das macht Ihnen keine Angst?«
»Wenn es Gottes Wille ist, wird er in meine Fußstapfen treten.«
»So wie bei mir und meinem Dad«, sagte sie. »Ich wusste einfach, dass ich Dämonenfängerin werde.«
Riley hatte die Dämonenjäger immer für kalte, berechnende Dämonen-Tötungsmaschinen gehalten. Jetzt begriff sie, dass sie wie die Dämonenfänger waren. Sie hatten Familien und ein Leben außerhalb der Arbeit. Sie waren genauso menschlich wie sie selbst.
Als sie am Bordstein vor ihrem Wohnblock anhielten, rechnete Riley damit, dass ihr Begleiter ihr folgen und oben warten würde, während sie ein paar Sachen für ihren Aufenthalt bei Stewart zusammenpackte. Doch stattdessen blieb Müller im Wagen sitzen und sprach übers Handy auf Deutsch mit jemandem. Seinem zärtlichen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, handelte es sich höchstwahrscheinlich um seine Frau. Wie spät ist es jetzt in Deutschland? Wahrscheinlich war es wie beim Militär: Die Familie ging ans Telefon, wann immer der Soldat die Möglichkeit hatte, anzurufen, selbst wenn es mitten in der Nacht war.
Rileys Zuhause sah aus wie immer – abgenutzt und zerschlissen. In einem früheren Leben war das Gebäude ein Hotel gewesen und tat jetzt so, als sei es ein Apartmentblock. Sie sah in den Briefkasten und wurde mit einem Haufen Rechnungen sowie der Mitteilung belohnt, dass die Miete zum ersten April angehoben wurde. Wenn sie Glück hatte, war der Scheck von der Lebensversicherung ihres Vaters bis dahin eingetroffen. Wenn nicht, würde sie sich Geld von Beck leihen müssen. Der Gedanke tröstete sie keineswegs.
Er wird mir das Leben zur Hölle machen . Was sie reichlich verdient hätte, nach allem, was er ihretwegen durchgemacht hatte.
Als die Tür zu ihrer Wohnung aufschwang, hielt Riley die Luft an, überzeugt, dass die Jäger alles auf den Kopf gestellt hatten. Aber das hatten sie nicht. Wenn sie in der Wohnung gewesen sein sollten, waren sie sehr behutsam vorgegangen, denn alles schien dort zu sein, wo es hingehörte.
Die Tür auf der anderen Flurseite öffnete sich quietschend, und das runzelige, von einem weißen Haarschopf gekrönte Gesicht ihrer Nachbarin tauchte auf. Mrs Litinsky trug ein schlichtes, marineblaues Nachthemd und einen pinkfarbenen Pullover. Im Hintergrund lief dröhnend der Wetterbericht.
»Ach, du bist wieder zu Hause«, sagte die alte Frau mit dem Hauch eines russischen Akzents.
»Ja. Tut mir leid. Im Moment ist so viel los.« Wie viel weiß sie? Haben die Jäger irgendetwas zu ihr gesagt?
»Mr Beck hat nach dir gesucht. Du weißt schon, der nette Dämonenfänger.«
Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, war er gar nicht nett . »Er hat mich gefunden.«
Während sie sich unterhielten, zockelte die Main Coon der Nachbarin zu Riley herüber und rieb ihre Schulter an ihrer Wade,
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