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Höllenfracht

Höllenfracht

Titel: Höllenfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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wurde ihm klar, daß sein grünes IR-SPUR-Licht schon längst erloschen war. Die beiden Raketen, jede im Wert von Hunderttausenden Rubeln, verschwanden irgendwo in der Dunkelheit.
    Er fuhr fort, seine sämtlichen Vorgesetzten der Reihe nach wüst zu beschimpfen. Den Flugkommandeur. Die Boden- Controller. Die Kommandoposten-Offiziere. Und überhaupt alle, die ihm auf seinem Weg zurück nur einfielen. Er machte sich nicht einmal so sehr Sorgen um diese eisige Garnison in Sibirien. Viel stärker beschäftigte ihn, wie er wohl am besten dem ersten Unglücklichen, der ihm nach seiner Landung über den Weg laufen würde, den Hals umdrehen konnte.
     
    General Elliott und Lieutenant Colonel Ormack zwangen in gemeinsamer Anstrengung den Old Dog tiefer und tiefer in die Berge. Der Bodenabstandscomputer war bereits auf die niedrigstmögliche Flughöhe des Automatikmodus eingestellt, doch mit der Bedrohung, ständig russische Jäger im Genick sitzen zu haben, waren selbst hundert Fuß über Grund noch wie zehntausend.
    Die Sonarwarnungen piepten praktisch unaufhörlich, wenn die beiden Piloten die automatischen Steigkommandos von Hand wieder nach unten korrigierten, und der Radarhöhenmesser, der ständig den tatsächlichen Abstand zwischen dem Rumpf des Bombers und dem Grund darunter maß, stieg zuweilen in die zweistelligen roten Gefahrenzahlen.
    Dave Lugers verbliebenes unbeschädigtes Auge und die beiden Augen Patrick McLanahans hingen aufmerksam an der
    Bodendarstellung auf McLanahans Zehn-Inch-Schirm. Die beiden Navigatoren riefen sorgfältig selbst die kleinsten Hügelchen und Grate aus, die möglicherweise gefährlich werden konnten. Elliott und Ormack reagierten darauf in immer synchroner werdender Aktion.
    Der eine drückte den Bomber ständig wieder nach unten, der andere behielt unablässig die Instrumente im Auge und zog entsprechend den Warnungen des Bodenabstandscomputers und dem, was er über Bordfunk von der Navigation hörte, leicht an.
    »Er war verdammt nahe dran«, sagte Wendy. »Sein Funksignal war so stark, daß ich schwören könnte, ich hab' ihn über unseren Bordfunk gehört.« Sie schluckte und beobachtete weiter ihren Bildschirm. »Sein Signal wird schwächer ... sieht so aus, als entfernte er sich...«
    »Mein Schirm ist leer«, meldete Angelina, die ein leichter Schauer überlief. »Ich habe ihn einen Augenblick lang drauf gehabt. Aber jetzt ist er weg.«
    Elliott lockerte den Griff um das Steuer etwas und ließ den Bodenabstandscomputer wieder allein fliegen. »Das war ja wohl ziemlich knapp. Ich habe die Raketen schon hier einschlagen sehen ... Sie waren so verdammt nahe, und wir wußten nicht einmal, daß der Bursche da war. Wir wußten das nicht mal...«
FLUGPLATZ OSSORA
    Juri Papendrejow stand stramm vor dem Schreibtisch seines Geschwaderkommandeurs im Bereitschaftsraum der Abfangjägerstaffel der PVO-Stranji auf dem Flugplatz Ossora. Der Kommandeur, ein hagerer, älterer Mann namens Wascholtow, der schon in den Zeiten des Großen Vaterländischen Krieges aktiv war, ging hinter dem Schreibtisch auf und ab. Noch kein Wort war bisher gesprochen worden, obwohl Papendrejow nun schon geschlagene zwei Minuten in Habachtstellung dastand.
    Er mußte diesem jungen Springinsfeld Papendrejow noch einige Minuten lang die Hölle heiß machen, dachte der Staffelkapitän; auch wenn dies nicht unbedingt bedeuten mußte, ihn anzubrüllen. Die Staffel - und seine eigenen Vorgesetzten - erwarteten, daß derartige Rapportmeldungen mindestens fünf bis zehn Minuten hinter verschlossenen Türen dauerten, einschließlich vielleicht einer zugeschmetterten Tür, einem oder zwei herzhaften Flüchen und einem dienstlichen Verweis zum Schluß - der freilich kaum jemals weiter ging als bis in die Akten der Staffel selbst. Gute Piloten, die zudem im Dienst nicht tranken, waren hier im fernen, kalten Kamtschatka schwer zu bekommen. Die Verweise pflegten deshalb in aller Regel auch nach einem oder zwei Monaten wieder aus den Akten zu verschwinden. Er haßte diese Art Rapports. Aber sie mußten eben sein, um die Disziplin und die Moral der Truppe aufrechtzuerhalten.
    »Sie haben das Vertrauen Ihrer ganzen Staffel enttäuscht, Papendrejow«, sagte er endlich mit einem Blick auf den jungen Piloten. »Die Tatsache, einen Rückrufbefehl nicht unverzüglich zu befolgen, ist fast so schwerwiegend wie Verrat. Oder Desertation.«
    Der junge Mann blinzelte nicht einmal mit den Augen und bewegte nicht einen einzigen Muskel. Und dabei

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