Höllenfracht
»das ist einfach zuviel. Es ist verdammt viel zuviel. Ich glaube Ihnen einfach nicht, daß -«
»General«, unterbrach ihn Elliott, »glauben Sie mir, das ist sogar erst der Anfang.« Er winkte von der Spitze der linken Tragfläche einen Posten herbei. Dieser sprach kurz in ein Walkie-talkie, wartete die Antwort ab und gab dann dem General ein Antwortzeichen.
Curtis und Elliott duckten sich unter den ebenholzschwarzen Rumpf des Flugzeugs und stiegen in die hintere Hälfte des Bombenschachtes. Innen blieb Curtis erneut verblüfft stehen. »Was, verdammt...« Auf einem trommelartigen, rotierbaren Abschußgerät im hinteren Teil des zwanzig Meter langen Bombenschachtes lagen vierzehn lange, schlanke Marschflugkörper.
»Unser As im Ärmel, Sir«, sagte Elliott. »Das sind weitere zehn nagelneue AIM-120 Scorpion AMRAAM-Marschflugkörper. Sie sind lenkbar über das Schußkontrollradar oder über das Bombenradar. Sie können sich sogar über das Radar des feindlichen Jägers oder dessen Blockiersignale selbst ins Ziel lenken. Wir haben sie hier zum Abschuß nach hinten gelagert, aber tatsächlich können sie in jede beliebige Richtung abgeschossen werden, um Angriffe abzuwehren. Wenn eines der Radars einen Jäger ausgemacht hat oder wenn die Warnsysteme einen sehen, dann trifft ihn die Rakete auch unweigerlich. Und der ›Trommelrevolver‹ da kann Raketen im Abstand von zwei Sekunden abschießen.«
»Das ist unglaublich, Brad«, staunte Curtis. »Freilich, irgendwie war es ja auch Zeit, nicht? Nuklearbomber mit kleinen MGs gegen Jäger, die mit Mach-1 fliegen - das war mir schon immer ziemlich albern erschienen.« Er besah sich das Abschußgerät näher. »Ich kann's kaum erwarten, daß Sie mir erzählen, was die anderen Raketen alles können.«
»Gut, daß Sie mich daran erinnern«, sagte Elliott. »Also, da wären einmal die vier HARM-Missiles, Typ AGM-88 B. HARM, der Schaden, ist die Abkürzung von High-Speed-Anti-Radiation Missile, Hochgeschwindigkeits-Antistrahlung-Marschflugkörper. Die waren die Stars damals in Libyen 1986. Sie finden ihr Ziel entweder von alleine mit Radarhilfe oder fliegen, wenn die Radars abgeschaltet werden, den zuletzt vom Computer eingegebenen Weg ins Ziel.
Dann haben wir hier zweiundzwanzig Luft-Luft-Raketen, vier Boden-Luft-Raketen und insgesamt fünfzig Luftminenraketen. Alles Bomber-Waffen zur Selbstverteidigung.
Zusammen mit dem üblichen Täuschungs- und Störzeugs und den speziellen Gegenmaßnahmen-Paketen, die sowieso routinemäßig an Bord sind, haben wir nach unserer Meinung die Chancen dieser Megafestung, jedes Ziel zu erreichen, beträchtlich erhöht. Wie ich schon mal sagte, Sir: Unsere alte B-52 hier ist ein fliegendes Schlachtschiff!«
»Das bis an die Zähne bewaffnet ist«, meinte Curtis. Er betrachtete sich die langen, schlanken Raketen in ihrem Abschußgerät noch einmal genau und deutete nach vorne: »Und was ist das?«
»Der einzige für Offensivwaffen freigelassene Platz«, erläuterte Elliott. »Wir haben uns, weil die Megafestung ja auch ein Versuchskaninchen ist, vorwiegend auf defensive Bewaffnung für strategische Bomber konzentriert. Aber sie kann trotzdem zusätzlich noch fünfzehntausend Pfund sonstiges Gerät tragen -
Nuklearsprengköpfe, normale Sprengbomben, Raketen, Minen, was Sie wollen. Oder wir packen noch Extratreibstoff in sie rein, zusätzliche Verteidigungsraketen oder Köder und Attrappen, oder wir vergrößern die Besatzung. Wollen Sie zwei zusätzliche Bordschützen, wie etwa in einer B-17 im Zweiten Weltkrieg? Bitte sehr, kein Problem. Das haben wir hier im Old Dog sogar schon ausprobiert. Und wir haben Abwurftests mit der neuen AGM-130-68 Striker gemacht, das ist eine mit TV und Infrarot gelenkte Gleitbombe, die größte nichtatomare Bombe in unserem Inventar.
Das Ei wiegt nicht weniger als eineinhalb Tonnen, aber es kann selbst bei Niedrigabwurf bis zu zwanzig Kilometer segeln.«
»Nicht zu fassen«, sagte Curtis. »Die Maschine ist wirklich phantastisch.«
Sie verließen den Bombenschacht wieder. Mehrere Sicherheitsoffiziere schlossen die muschelartigen Bombenklappen hinter ihnen sofort wieder. Elliott führte Curtis zum Einstieg unter dem Rumpf, den sie hinaufkletterten.
»Kaum zu glauben«, sagte Curtis, »daß so ein Riesenflugzeug innen so wenig Platz hat.«
»Im Vergleich zu einer normalen B-52 ist hier drin viel Platz, glauben Sie mir das, Sir«, sagte Elliott. »Hier haben wir eine Menge Zeug hinausgeworfen, vieles
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