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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Ingredienzien, die du nicht hast.«
    »Aber den obdachlosen Mann habe ich beschworen, nachdem wir schon weggelaufen waren.«
    »Das ist der Eindruck, den sie erwecken wollten. Sie waren euch die ganze Zeit auf der Spur – in Andrews Haus haben sie auf euch gewartet. Aber darauf kommt es ja gar nicht an. Selbst wenn du die Toten zurückholen könntest … ich bin ja hier und werde dafür sorgen, dass wir die nötigen Sicherheitsvorkehrungen treffen. Kontrolle ist die beste Methode, über deine Ängste hinwegzukommen.«
    Ich wollte protestieren, aber Tori fragte stattdessen, ob wir einen Moment unter vier Augen reden konnten. Wir stiegen aus, und sie führte mich zu einer Stelle unter einem Ahorn. Mein Magen verkrampfte sich jedes Mal, wenn ich einen Blick auf die Grabsteine warf, denn ich stellte mir vor, wie ich Geister versehentlich in die Leichen zurückzerrte, die unter ihnen begraben lagen.
    Tatsächlich brauchte ich nur zur Friedhofsmauer hinüberzublicken, und schon sah ich Dereks Stirnrunzeln vor meinem inneren Auge und hörte ihn blaffen: »Du wirst ja wohl nicht mal nur eine Sekunde daran denken, da drin zu trainieren, oder?«
    »Sie ist eifersüchtig, weißt du«, sagte Tori.
    »Was?«
    »Du kannst die Toten zurückholen. Wenn sie das zugibt, hat sie zugegeben, dass du eine bessere Nekromantin bist als sie.«
    »Ich glaube nicht, dass es irgendwen
besser
macht, die Toten rufen zu können.«
    »In ihrer Welt schon, weil das bedeutet, dass du mächtiger bist. Jeder will mächtiger sein.« Sie sah über den Friedhof hinweg, ihr Blick wurde abwesend. »Es kommt nicht drauf an, ob es eine gute oder eine schlechte Kraft ist. Ich hab lang genug mit meiner Mom zusammengelebt, um das zu wissen. Margaret will vielleicht keine Toten zurückrufen, aber sie würde es gern
können,
und sie will nicht, dass irgend so ein Teenager besser darin ist als sie. Also erzählt sie dir, dass du’s nicht kannst.«
    »Okay, aber ich will sie eigentlich nicht in ihrem Glauben korrigieren.«
    Tori schob die Lippen vor. »Also, wenn man sich’s recht …«
    »Vergiss es! Ich rufe doch keinen armen Geist in seine verwesende …«
    »Nur zeitweise!«
    Ich warf ihr einen vielsagenden Blick zu.
    Sie seufzte. »Schön. Aber ganz egal, was die alte Eule für Probleme hat, im Moment hat sie die Aufgabe, dich zu trainieren, und du kannst’s brauchen. Wir alle. Wird schon gehen, solang du’s nicht übertreibst, oder?«
    Schon wahr. Trotzdem musste ich genau in dem Moment daran denken, dass Derek Tori verdächtigte, uns verraten zu haben. Aber welchen hinterhältigen Vorteil sollte sie sich damit verschaffen wollen, dass sie mich ermutigte, die Toten zu beschwören?
    »Weißt du was? Mach das, was du willst«, sagte sie jetzt. »Ich geb dir Rückendeckung. Hört sich grässlich klischiert an, aber wir stecken zusammen hier drin. Du, ich, die beiden Jungs. Nicht grade die Gang, die ich mir ausgesucht hätte, nimm’s mir nicht übel, aber …«
    »Uns hast du jetzt eben an der Backe.«
    »Willst du noch einen Rat von mir? Nimm alles mit, was sie dir beibringen kann, und sei vorsichtig.«
    Ich versuchte mir vorzustellen, was Derek sagen würde. Die Situation würde ihm nicht gefallen, aber ich glaube, am Ende hätte er ihr zugestimmt.
    Ich kehrte zu Margaret zurück und teilte ihr mit, dass ich so weit war.

[home]
11
    M argaret führte uns auf den Friedhof. Unter einem transportablen Baldachin stand eine Gruppe Trauernder dicht gedrängt um einen Sarg. Wir machten einen Bogen um sie.
    Der einzige Friedhof, auf dem ich jemals gewesen war, war der, auf dem meine Mutter begraben war. Dad und ich gingen jedes Jahr an ihrem Geburtstag hin.
    Dieser Friedhof war größer, und die neuen Gräber lagen vorn, dort, wo die Trauernden standen. Margaret führte uns weiter nach hinten zu den älteren Grabstätten. Dort war es menschenleer. Die Toten hier waren schon so lange tot, dass niemand mehr kam, um sie zu besuchen.
    Ich nehme an, für einen Friedhof war dieser hier sehr hübsch gestaltet – jede Menge Bäume und Bänke. Wenn man die Steine entfernt hätte, hätte er einen ganz brauchbaren Park abgegeben, vor allem jetzt, als die Sonne den kalten Aprilvormittag aufzuwärmen begann. Ich versuchte, mich auf die Sonne und die Umgebung zu konzentrieren und nicht auf das, was sich unter meinen Füßen befand.
    Margaret blieb neben einem der neueren Gräber stehen. Es gehörte einer Frau, die 1959 im Alter von dreiundsechzig Jahren gestorben war.

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