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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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bräuchte Chloe dieses ganze Zeug nicht.«
    »Was für ein süßes kleines Ding du bist«, sagte die Frau. »Wie alt bist du, Püppchen?«
    »Fünfzehn.«
    »Und kannst Geister sehen. Ich seh’s an deinem Schimmer. Ich habe nie einen von euch getroffen, aber ich habe die anderen von solchen Dingen erzählen hören. Sie nennen euch …« Sie suchte nach dem Wort.
    »Nekromanten«, erklärte ich.
    Ihr Gesicht verzog sich, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. »Zu meiner Zeit haben sie Menschen, die mit Geistern geredet haben, Spiritisten oder Medien genannt. Viel hübschere Worte, findest du nicht auch?«
    Ich stimmte zu.
    Sie sah von mir zu Margaret und lachte. »All die Jahre, die ich den anderen nicht geglaubt habe, wenn sie von Leuten wie euch erzählt haben, und jetzt treffe ich zwei an einem Tag.«
    Sie streckte die Hand aus und tippte rings um mich in die Luft – um meinen Schimmer zu berühren, nehme ich an.
    »Wie hübsch«, murmelte sie. »Es zieht wirklich den Blick auf sich … Deiner ist so hell, Liebes. Viel heller als ihrer. Ich nehme an, es liegt daran, dass du jünger bist.«
    Ich hatte gehört, dass der Schimmer umso stärker ausfiel, je mächtiger der Nekromant war, und es musste wohl stimmen, denn Margarets Lippen wurden schmal.
    »Darf ich etwas ausprobieren?«, fragte ich.
    »Natürlich, Püppchen. Kein Grund zur Schüchternheit. Das ist ein besonderer Tag für mich.« Sie senkte die Stimme. »Es ist manchmal ein bisschen eintönig auf der anderen Seite. Das hier gibt eine wunderbare Geschichte für meine Freundinnen.«
    »Ich nehme jetzt meinen Anhänger ab, und ich würde gern wissen, ob das irgendwas an meinem Schimmer ändert.«
    »Gute Idee«, murmelte Tori.
    Margaret räusperte sich, als hielte sie das für Zeitverschwendung, aber ich ließ mich nicht beirren. Ich zog mir das Band über den Kopf und gab es Tori.
    Die alte Frau keuchte. »O mein Gott.«
    Ich drehte mich zu ihr um und stellte fest, dass sie mich anstarrte, die Augen so groß wie Untertassen. Dann sah ich einen Schimmer links von mir … und dann zu meiner Rechten.
    Margaret stieß einen Fluch aus. Sie stürzte vor, entriss Tori den Anhänger und drückte ihn mir in die Hand. Die Luft schimmerte weiter, Gestalten begannen zu erscheinen, als ich mir das Band hastig wieder über den Kopf zog.
    Edith verschwand. An ihrer Stelle stand nun eine junge Frau in einem Kleid der amerikanischen Pionierzeit. Sie schluchzte auf und fiel vor mir auf die Knie.
    »Oh, Dank sei dem Herrn. Dank sei Gott. Ich habe so lange gewartet. Bitte hilf mir, Kind. Ich brauche …«
    Ein junger Mann in einer schmutzigen, zerrissenen Jeansjacke packte sie an der Schulter und riss sie aus dem Weg. »Hör mal, Mädchen, ich hänge hier schon seit …«
    Ein dicklicher Mann versetzte dem jungen Mann einen Stoß, der ihn zur Seite schleuderte. »Bisschen Respekt vor denen, die vor dir da waren, du Penner.«
    »Danke.« Ich sah an ihm vorbei zu der Pioniersfrau, die zusammengekauert vor sich hin schluchzte. »Wie kann ich …«
    »Ich hab von mir geredet«, sagte der Mann. »Ich war zuerst da.«
    »Nein, waren Sie nicht. Ich komme noch zu Ihnen.« Ich versuchte, mich an ihm vorbeizuschieben.
    »Ich soll eine Nummer ziehen? Schön.« Er griff nach der Pioniersfrau und schleuderte sie von sich weg. Sie verschwand. »Ups. Sie scheint gegangen zu sein. Ich bin dran.«
    Ich sprang auf. »Glauben Sie bloß nicht …«
    »Bloß nicht was?« Er stürzte auf mich zu, sein Gesicht wurde violett und schwoll auf die doppelte Größe an. Seine Augen traten hervor, und eine schwarze Zunge hing ihm aus dem Mund. Ich torkelte rückwärts, und der Mann in der schmutzigen Jacke sprang hinter mich. Rasch drehte ich mich um.
    »Sorry, Kleine.« Er lächelte und ließ zwei Reihen verrotteter Zähne sehen. »Wollte dich nicht erschrecken. Du siehst ja aus, als hättest du einen Geist gesehen. Geist gesehen, verstehst du?« Er lachte. Ich wich zurück, aber er kam näher. »Hab da ein Problem, und du kannst mir sicher helfen, Kleine. Weißt du, ich hänge hier zwischendrin fest wegen ein paar Dingen, die ich nicht gemacht hab. Reingeritten, verstehst du? Also, ich bin hier gefangen, und du musst da was für mich erledigen.«
    »Und für mich auch!«, schrie eine Stimme hinter mir.
    »Und mich!«
    »Mich!«
    »Mich!«
    Ich drehte mich langsam um und stellte fest, dass ich von Geistern jeden Alters umgeben war. Mindestens ein Dutzend, und sie drängten sich näher. Ihre

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