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Höllenherz / Roman

Höllenherz / Roman

Titel: Höllenherz / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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Schreibtisch stand ein Lateinwörterbuch. Der Detective fing an, einige andere Bücher von den Stapeln zu verschieben. »Hier sind lateinische Übersetzungen von Vergils
Aeneis, Stolz und Vorurteil, Anna Karenina.
Eine DVD von Hugh Grants besten Filmen, zum Ausgleich.«
    Ein merkwürdiger Schauer überlief Lor. Normalerweise konnte er Leute erschnuppern, aber ihre zahllosen Einkaufstüten, glitzernden Handys und lächerlichen Absätze hatten es Lor unmöglich gemacht, auch nur zu erahnen, dass sie eine Lehrerin sein könnte. Talia umgaben keine Nettes-Mädchen-Schwingungen. Aber sie strahlte genauso wenig die Messerschwinger-Aura aus.
    Sie verbarg sich fürwahr gründlich, und sie war besser darin, als er es jemals jemandem zugetraut hätte.
    Oder aber Lor lag doch nicht so falsch, und er hatte eine Mörderin an sein Bett gefesselt.
    Er sah hinaus in den Schnee, der unablässig auf die kalten trockenen Straßen hinabwirbelte wie ausgestreuter Puderzucker. Er fing sogar schon an, an den Grashalmen zu haften.
    Baines trat neben ihn. »Wenn das so weitergeht, befindet die Stadt sich morgen früh im Ausnahmezustand.«
    »Was es für unseren Mörder schwer macht wiederzukommen.«
    Baines schnaubte. »Sie wären erstaunt, wie gut die sich vor unserer Nase verstecken!«

[home]
8
    Dienstag, 28. Dezember, 23 Uhr 35
Innenstadt von Fairview
    D arak schmeckte das Böse in der Luft und wollte es auf der Stelle vernichten.
    Bei Plutos Eiern, irgendein Idiot war an ein Zauberbuch gekommen!
    War das nicht entzückend?
    Wer in diesem verlassenen Kaff besaß denn eine solche Macht?
Obgleich es nur ein Fliegenschiss auf der Karte war, steckte Fairview voller Überraschungen. Vampire kandidierten für öffentliche Ämter, von hier aus hatte man Zugang zu einer ganzen Gefängnisdimension, und – das war definitiv sein persönlicher Favorit – es tummelte sich ein unsichtbares Übel hier, das Brände legte.
    Kommen Sie zur Wahl, und bleiben Sie gleich da, um die Magie der Massenvernichtung zu erleben!
    Darak richtete sich auf, mühsam, denn er hatte eine ziemliche Zeit wie ein aufgeblasener Wasserspeier auf dem Kathedralendach gehockt. Nun klopfte er sich den Schnee ab, der sich in seinen Ärmelaufschlägen gesammelt hatte, und suchte den Horizont ab, während er gleichzeitig einen Schluck aus seinem Flachmann nahm.
    Seine dunkle Lederkleidung schützte ihn gegen den Wind, doch die Kälte kroch durch sämtliche Nähte und Verschlüsse. Als einer der alten Untoten konnte er sie ignorieren. Was ihm mehr Sorge bereitete, war ohnehin der Rauch. Er roch nicht nach heimeligem Kaminfeuer, sondern stank nach brennendem Gebäude. Der beißende, säuerliche Gestank hatte ihn auf den höchsten Punkt gelockt, den er finden konnte, und von dort sah er die Quelle: ein glühendes Flammenmeer im Südwesten, unnatürlich grell und erbarmungslos.
    Wer oder was hatte es verursacht? Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden: zur Quelle gehen.
    Darak balancierte über den Dachfirst, einen Fuß vor den anderen setzend. Sein Stolz machte ihn vorsichtig. Vampire konnten fliegen, aber mit gut zwei Metern zehn war er nicht gerade aerodynamisch und musste ziemlich zirkeln, wenn er nicht nach unten krachen wollte wie ein Amboss.
    Als er das Dachende erreichte und sprang, bildete seine Gestalt lediglich einen Schattenstreifen vor dem schwarzen Himmel. Luft blies ihm entgegen, Schnee stach ihm in die Wangen. Er landete halbwegs sanft, wobei seine Stiefelsohlen auf dem überfrorenen Gehweg rutschten. Vorsichtig richtete er sich auf und schritt auf das Feuer zu.
    Darak und seine Blutsbrüder waren Untote, beugten sich jedoch keinem König und keiner Königin. Zweitausend Jahre hatten sie gebraucht, bis sie die nötige Stärke besaßen, um sich wahre Freiheit zu erkämpfen, und das mit Waffengewalt. Auf die ehrenwerte Art eben.
    Darak mochte weder Magie noch Leute, die sie benutzten. Waffen waren viel verlässlicher. Allerdings brauchte es eine ganze Wagenladung Macht, um eine solche Feuersbrunst zu erzeugen, und Macht war interessant.
    An einem Telefonmast, von denen einige die Straße säumten, blieb er stehen. Ein Wahlplakat drängte sich zwischen Vermisstenanzeigen für entlaufene Katzen und Ankündigungen von Ska-Gothic-Bands. Darak las das Plakat mit einem Anflug zynischer Belustigung.
     
    Wählt Michael de Winter
    Gleichheit und Gerechtigkeit für alle Bürger von Fairview!
    Wählt einen Kandidaten mit Jahrhunderten an Erfahrung!
    Es ist Zeit für

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