Höllenjagd
aus.«
»Das meiste, wovon ich Ihnen erzählen kann, ist schiefgelaufen«, sagte Bell bitter.
»Machen Sie sich keine Vorwürfe«, tröstete ihn Van Dorn. »Ich wünschte, ich hätte für jeden Plan, den ich mir ausgedacht habe und der schiefgegangen ist, einen Dollar bekommen.«
Ein Zimmerkellner brachte ein Glas Portwein, und Bell verbrachte die nächsten vierzig Minuten damit, Van Dorn über den Plan zu berichten, mit dem sie den Schlächter hatten schnappen wollen, und wie Cromwell den Spieß umgedreht hatte. Er erzählte vom Mord an Irvine und wie er selbst verletzt worden war und schloss damit, wie er im Krankenhaus von Telluride aufgewacht war.
»Sind Sie sich ganz sicher, dass Jacob Cromwell der Schlächter ist?«, fragte Van Dorn, als Bell fertig war.
»Seine Verkleidung war genial, und Irvine und ich wurden in einem unachtsamen Moment erwischt. Doch ich habe keinen Zweifel daran, dass Cromwell derjenige war, der in den Frauenkleidern steckte. Pardee und ich haben außerdem seine Schwester Margaret identifiziert.
Sie war ebenfalls in der Stadt, um ihrem Bruder beim Bankraub zu helfen.«
Van Dorn zog ein Zigarrenetui aus seiner Westentasche, entnahm ihm eine lange, dünne Corona und zündete sie mit einem Streichholz an, das er am Daumennagel anriss. »Das ergibt keinen Sinn. Wenn Cromwell wohlhabend ist, eine Bank mit einem Millionenvermögen besitzt und in San Francisco in Nob Hill lebt, was hat er dann davon, Banken zu überfallen und zu morden und dabei alles aufs Spiel zu setzen?«
»Ich reime mir das so zusammen, dass er mit dem gestohlenen Geld das Vermögen seiner Bank aufgebaut hat.«
»Aber warum jetzt, da er finanziell gesichert und seine Bank gut aufgestellt ist? Warum mit der Verbrechens Orgie weitermachen?«
Bell blickte durch ein Fenster auf den blauen Himmel über der Stadt. »Die einfache Antwort wäre, dass der Mann verrückt ist. Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht und ein Profil von ihm erstellt. Ich bin mir sicher, dass er raubt und mordet, weil er es genießt. Es geht ihm nicht mehr um Geld. Das spielt keine Rolle. Wie ein Mann, der von Whiskey oder Opium abhängig ist, treibt ihn etwas an, Chaos und Tod zu verbreiten. Er hält sich selbst für unangreifbar in Hinsicht auf eine Strafverfolgung. In seiner Vorstellung ist er unbesiegbar und betrachtet jede verbrecherische Handlung als eine Herausforderung, das Gesetz auszutricksen.«
»Sie müssen zugeben«, sagte Van Dorn und blies einen großen blauen Rauchring in die Luft, »dass es ihm bisher hervorragend gelungen ist, uns und jeden anderen Gesetzeshüter westlich des Mississippi wie blutige Amateure aussehen zu lassen.«
»Cromwell ist ein Mensch, und Menschen machen Fehler. Wenn es so weit ist, will ich zur Stelle sein.«
»Was haben Sie als Nächstes vor?«
Bell verzog das Gesicht. »Ich wünschte, nicht jeder würde mich danach fragen.«
»Nun?«
Bell blickte Van Dorn direkt in die Augen. »Zurück nach San Francisco, um an der Anklageerhebung gegen Cromwell zu arbeiten.«
»Nach allem, was Sie mir erzählt haben, wird das nicht einfach sein. Sie haben nicht genügend Beweismaterial für eine Anklage. Ein Strafverteidiger würde Sie im Zeugenstand kreuzigen. Er würde darüber lachen, dass Sie einen Mann in Frauenkleidern identifiziert haben, und behaupten, dass es unmöglich sei, den Unterschied festzustellen. Und leider muss ich sagen, dass Sie ohne einen weiteren Zeugen oder Fingerabdrücke auf verlorenem Posten kämpfen.«
Bell fixierte Van Dorn mit eisigem Blick. »Wollen Sie damit etwa sagen, dass ich die Nachforschungen einstellen soll?«
Van Dorn sah ihn ernst an. »Ich sage nichts dergleichen. Ich lege nur die Sachlage dar. Sie wissen genau, dass der Fall für unser Büro höchste Priorität hat. Wir werden nicht eher ruhen, bis Cromwell hinter Gittern ist.«
Bell berührte leicht seinen Kopf, als wollte er sich überzeugen, dass die Verletzung immer noch da war. »Sobald ich hier in Denver ein paar Sachen geregelt habe, kehre ich nach San Francisco zurück.«
»Ich kann ein Agententeam für Sie zusammenstellen. Sie müssen nur darum bitten.«
Bell schüttelte den Kopf. »Nein. Mit Carter als meine rechte Hand und der Unterstützung von Bronson und den Agenten in seinem Büro habe ich alles, was ich brauche. Wir sollten unsere Arbeit verdeckt fortsetzen, ohne ein Heer von Agenten.«
»Was ist mit Colonel Danzler und der Bundespolizei in Washington? Kann die Regierung in dieser Sache behilflich
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