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Höllenjob für einen Dämon (German Edition)

Höllenjob für einen Dämon (German Edition)

Titel: Höllenjob für einen Dämon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen B. Kraft
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ihre Anweisung befolgte und den Mund hielt. Es war schon schlimm genug, sich Shatan gegenüber unnahbar zu zeigen. Die Stimme brächte sie jedoch aus der Fassung, sollte sie etwas Mitfühlendes von sich geben.
     
    ***
     
    Die Temperatur im Hotelzimmer musste gen Gefrierpunkt gefallen sein. Shatan fröstelte und war dankbar, dass er seinen Pullover wieder tragen konnte. Als er den Kopf aus dem Halsausschnitt schob, fiel Shatans Blick auf Evangelina.
    Sie hatte die Hände in die Seiten gestemmt, die Hüfte vorgeschoben und tippte ungeduldig mit dem Fuß auf. Evangelinas Augen schossen Blitze, und ihr verkniffener Gesichtsausdruck sagte Shatan alles, was er wissen musste.
    Egal, wie sie vorher empfunden haben mochte, jetzt hasste sie Shatan aus tiefstem Herzen. Sofern es überhaupt möglich war, kroch noch mehr Kälte an ihm herauf. Er schüttelte sich unbewusst.
    Evangelina erinnerte ihn so sehr an Luzifer, dass er sich stumm fragte, wie er jemals hatte vergessen können, wessen Tochter sie war.
    „Endlich fertig?‟ Ihre Frage kam bissig, bar jeder Emotion.
    Das hatte er nicht gewollt. Sie waren Freunde gewesen, auch wenn sie es jetzt bestritt. Shatan hatte diese Kameradschaft nicht zerstören wollen. Er unterdrückte einen schweren Seufzer.
    Es war zu spät; sein Verhalten unverzeihlich.
    „Ja.‟
    „Dann bitte. Nach dir, Satan.‟
    Er zuckte wie unter einem Schlag zusammen. Sie sprach seinen Namen absichtlich falsch aus. So wie Luzifer es immer tat, wenn sie ihm zürnte. Vergessen war der Kosename Shati, mit dem sie ihn oft genug in den Wahnsinn getrieben hatte. In diesem Augenblick gäbe Shatan sein anderes Horn mit Freuden ebenfalls her, würde sie ihn noch einmal so nennen.
    Doch er schwieg, ließ zu, dass Lina ihren Hass auf ihn projizierte. Was konnte er schon groß tun? Spätestens, wenn sie Hel erreichten, wäre er ohnehin nur noch einer unter Vielen für sie.
    Sie verhielten sich wie Fremde, und das passte ihm nicht. Er machte einen Schritt auf sie zu.
    Weder wich Lina zurück noch ermutigte sie Shatan, näher zu kommen. Dafür straffte sie sich. Ihr Kinn nach oben gereckt, starrte sie ihn aus eiskalten Augen an. Diesen Blick kannte er zu genüge.
    Ergeben drehte sich Shatan um und ging zur Tür. Im Vorbeigehen schnappte er sich den Regenschirm. Shatan fühlte Evangelina direkt hinter sich, als er die Treppen hinunterstieg, an der Rezeption vorbeiging und das Hotel verließ. Unter dem Vordach öffnete er den Schirm und bot Lina den Arm.
    Zwar trat sie neben Shatan, achtete aber darauf, ihn nicht zu berühren. Sie war so schmal, dass sie nebeneinander stehen konnten, ohne sich anzufassen oder nass zu werden. Sehr zu Shatans Leidwesen.
    Der Regen wurde langsam weniger, dennoch rechtfertigten die noch fallenden Tropfen den Schirm. Es gab genug Menschen, die selbst bei leichtem Niesel unter Dächern Schutz suchten.
    Shatan führte Evangelina über einen kreisförmigen Marktplatz, der mit Kopfsteinpflaster ausgelegt war. In der Mitte befand sich ein Brunnen, auf dem die Figur eines der Stadtväter thronte, der in dem ovalen Becken angelte. Trotz des schlechten Wetters standen Menschen davor und fotografierten einander. Sie lachten unbeschwert und nichtsahnend.
    Zu einer anderen Zeit wäre Shatan stehen geblieben und hätte den Brunnen betrachtet, weil er die menschliche Kunstfertigkeit bewunderte. Und er mochte Fotografien. Er fand, sie spiegelten das wahre Wesen eines Menschen wieder. Wenngleich seine Erinnerungen von Bildern herrührten, die sepiafarben und ein wenig unscharf waren.
    Während er Lina zielstrebig zu der kleinen Kirche auf der anderen Seite des Marktplatzes steuerte, streifte sein Blick flüchtig ein Schild, auf dem die Pfarrgemeinde den Touristen eine Kunstausstellung im Garten des Pfarramtes anpries. Einen winzigen Moment lang verspürte Shatan Bedauern. Es gab keine Kunst in der Hölle.
    „Wohin gehen wir?‟
    Er wies mit dem Kinn zu der beindruckenden Kirchentür aus Eichenholz. „Dorthinein.‟
    Sie betraten das Gotteshaus, und Evangelina sah sich neugierig um. Sie waren alleine, was angesichts der vielen Touristen ein Wunder war. Eine geschickt angebrachte indirekte Beleuchtung ließ warmes Licht auf die kunstvoll gearbeiteten Fresken fallen. Es roch nach Weihrauch und dem Wachs der Kerzen, die in schmiedeeisernen Lüstern brannten. Die Bänke waren blankpoliert. Man sah ihnen an, dass sie regelmäßig benutzt wurden.
    Die Bewohner San Secretos waren offenbar gläubige Christen. Wenn

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