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Höllenknecht

Höllenknecht

Titel: Höllenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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gibt da etwas.»
    «Nämlich?»
    «Die Bissspuren. Sie ergeben überhaupt keinen Sinn.»
    «Hmm.» Richter Blettner kratzte sich am Kinn und seufzte.
     
    Es regnete noch immer, als es erneut an der Tür zum Pfarrhaus klopfte. Ein Büttel stand davor. «Ihr sollt mit mir kommen, Pater Nau. Der Richter hat einen Toten im Brandhaus gefunden. Ihr sollt die letzten Gebete sprechen.»
    «Sofort, sofort, ich komme!»
    Der Büttel sprang einen Schritt zurück, so erstaunt war er. Normalerweise murrte Pater Nau erst und gab vor, überdie Maßen beschäftigt zu sein. Es war ungewöhnlich, dass er heute sofort aufsprang.
    «Du musst leider jetzt gehen, Bruder Göck», sprach er zu dem Antonitermönch, der in einem schlammverkrusteten schwarzen Mantel am Küchentisch saß und Wein trank.
    «Du hörst ja, mein Lieber, ich werde gebraucht», beschied ihm der Pater. Der Mönch nickte, stand auf und verabschiedete sich. Wenig später eilte Pater Nau neben dem Büttel über den Liebfrauenberg. «Ist es wahr, dass Ihr den Teufel bannen könnt?», fragte der Büttel und sah den Pater voller Hochachtung an. Pater Nau schaute zurück, räusperte sich. «Nun ja, der Teufel. Also, hm, nun, also   …»
    «Wie macht man das?», platzte der Büttel heraus. «Ich meine, was für ein Mensch muss man sein, um dem Teufel die Stirn bieten zu können?»
    Pater Nau stutzte. Diese Frage fand er tatsächlich reizvoll. War er vielleicht ein außergewöhnlicher Mensch mit außergewöhnlichen Fähigkeiten? Ein stolzes Lächeln erschien auf seinen Lippen.
    «Nun, mein Sohn, Ihr habt recht, es ist nicht einfach. Es gibt sieben Regeln, die man beachten muss, bevor man einen Exorzismus durchführen kann.»
    «Und welche sind das?», fragte der Büttel. «Ihr müsst wissen, allein mit dem Sold von der Stadt kann man keine Familie ernähren. Und meine Braut drängt darauf, endlich zu heiraten. Da ich ansonsten keine Gaben habe, dachte ich, ich könnte es ja mal mit Exorzismus versuchen. Den Teufel gibt es ja immer. Sagt, habt Ihr ordentlich verdient daran?»
    Pater Nau war stehen geblieben und starrte den jungen Büttel an. Ein offenes, ehrliches Bauerngesicht mit roten Wangen und kieselgrauen Augen. «Nein, mein Sohn»,sagte er. «Ich habe kein Geld dafür genommen. Ich stehe im Dienst der Kirche.»
    Ob sich der junge Mann nicht wirklich als Exorzist einen Namen machen könnte? Das wäre es doch, dachte der Pater. Er erledigt das, und ich bin aus dem Schneider. Die Leute rennen mir doch immer noch die Türe ein. Und jeden Tag werden es mehr. Aber vermutlich würde die Kirche etwas dagegen haben, wenn kein geistlicher Herr bei so etwas die Oberaufsicht führte. Pater Nau brachte es nicht übers Herz, die Hoffnungen des Büttels gleich so zu enttäuschen. Vermutlich war der ohnehin nicht geeignet.
    «Nun, die Geister müssen dir parieren, das ist das Wichtigste.»
    «Ich verstehe.»
    «Um Macht über die Geister zu erhalten, musst du in der Heiligen Schrift erfahren sein.»
    «Hmm, ich kann nicht lesen.»
    «Du musst fleißig zur Kirche gehen und zum heiligen Nachtmahl.»
    «Jeden Sonntag.»
    «Du solltest keusch und ohne Wollust mit einer Weibsperson gelebt haben.»
    «Vielleicht ist Exorzismus doch nicht das Rechte für mich.»
    «Du musst unbedingt stets ehrbar, in reinlicher Kleidung und mit süßem Geruch sein. Außerdem solltest du die Stille und Verschwiegenheit lieben, insbesondere, wenn es um geheime Orte geht.»
    Der Büttel schwieg. Er hatte die Unterlippe zwischen die Zähne gezogen und biss ein wenig darauf herum.
    «Na?», wollte Pater Nau wissen.
    Der Büttel schüttelte den Kopf. «Ich bin ein jungerMann, stehe voll im Saft. Ich glaube, die Geister sind mir nicht gewogen.»
    Pater Nau wollte gerade noch eine fromme Bemerkung anschließen, als sie dem Brandmeister direkt in die Arme liefen.
    «Halt, bleibt stehen, Herr. Ihr müsst mir zeigen, wo die Leiche liegt.»
    «Dort hinten, Pater, neben dem Schrank. Der Büttel soll Euch führen. Ich muss in die Ratsschänke, um dem Richter die Brandursache zu nennen.»
    Der Pater dankte und ging den bezeichneten Weg. Dort blieb er stehen, schwenkte sein Weihrauchfass, bekreuzigte sich und sprach einige Gebete. Anschließend kniete er sich mit dem Salböl in der Hand neben den verkohlten Leichnam und zeichnete ihm das Kreuzzeichen auf Stirn und Hände. Kaum war er damit fertig, richtete sich Pater Nau auf.
    «Da», gellte eine Frauenstimme, «da, schaut, das ist er. Das ist der Pater, der die Besessenen

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