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Höllenknecht

Höllenknecht

Titel: Höllenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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sie das Rosenöl aus dem Kästchen und stieg die Treppe hinab, um zurück ins Badehaus zu gehen.
    Sie war gerade im Flur, als sie vor der Tür des Pfarrhauses aufgeregte Stimmen hörte. Stimmen, die ihr bekannt vorkamen. Gustelies schlang den Umhang fester um sich und seufzte. So gern wäre sie allein mit ihrer neuen, altenHaut geblieben, hätte sich so gern weiter an sich gefreut, für kostbar gehalten, aber Hella und Jutta Hinterer kannten nun einmal kein Erbarmen.
    Also öffnete Gustelies die Tür. «Kommt herein», sagte sie und verbarg das Rosenöl in der Umhangtasche.
    Die beiden Frauen strebten schnurstracks der Küche zu, ließen sich auf die Bank fallen und schnappten laut nach Luft.
    «Wollt ihr etwas trinken?»
    Wortloses Nicken.
    Gustelies holte Becher und einen Krug mit Apfelmost, schenkte ein und setzte sich. «Ihr wisst, dass ich heute nicht viel Zeit habe», erinnerte sie.
    «Ja, ja, dein Stelldichein mit Arvaelo», meinte Hella. «Wir wissen davon, natürlich. Und wir sind auch gleich wieder weg.» Sie feixte, und Gustelies fand, dass ihre Tochter sich das gut hätte schenken können.
    Jutta Hinterer dagegen sah Gustelies aufmerksam an. «Irgendetwas ist anders an dir», stellte sie fest.
    «Wie anders?», fragte Gustelies.
    «Ich weiß auch nicht. Irgendwie strahlst du so. So von innen. Du siehst sehr hübsch aus heute.»
    Jetzt strahlte Gustelies auch außen. «Danke», sagte sie und hätte sich beinahe mit der Hand die Halsfältchen glatt gestrichen. «Jetzt sagt, warum ihr gekommen seid.»
    «Der Kannengießer ist ein Betrüger!», platzte Jutta Hinterer heraus. «Das Goldklümpchen, welches er dir gestern verkauft hat, ist gar nicht echt.»
    «Kein Gold?»
    Jutta schüttelte den Kopf. «Ich habe es auf die Goldwaage gelegt, und siehe da, das Gewicht stimmte nicht. Also habe ich einige Versuche durchgeführt und dabei herausgefunden,dass das Klümpchen zum Großteil aus Messing besteht, dem ein bisschen Kupfer und ein bisschen Zinn beigemischt wurden.»
    Sie sah Gustelies an. «Hmm», machte die und schlang den Umhang noch fester um sich. «Wahrscheinlich bist du nicht die Einzige, die festgestellt hat, dass dieser Mann ein Betrüger war.»
    «Da hast du recht», bestätigte Jutta. «Die meisten Geldwechsler haben kein Klümpchen gekauft. Auch die Gold- und Silberschmiede ließen sich nicht lumpen. Ich glaube, mehr als ein Dutzend Frankfurter sind dem Betrüger auf die Schliche gekommen. Und dass die ganze Stadt in der Gerüchteküche tafelt, wissen wir ja. Es wissen also wohl alle Bescheid.»
    Gustelies ließ sich an das andere Ende der Küchenbank sinken. «Das könnte bedeuten, dass sich jemand sein Geld hat wiederholen wollen. Und das wiederum heißt, dass sich der Kannengießer womöglich nicht selbst umgebracht hat, sondern ermordet worden ist. Von einem, der sich betrogen fühlte.»
    Hella und Jutta Hinterer nickten.
    «Eigentlich hätte ich es mir ja gleich denken können, dass an der Goldmacherei etwas faul war. Wann hätte jemals ein Mann freiwillig seine Kunstkniffe einfach so verraten und für vier Gulden an alle und jeden verkauft? Da musste doch ein Schwindel dahinterstecken. Obwohl ich es niemandem gönne, gemeuchelt zu werden, er hatte es vielleicht nicht anders verdient. Betrug bleibt nun einmal Betrug. Und ich bin ihm auch auf den Leim gegangen. Für kurze Zeit. Ich bin einfach noch immer nicht misstrauisch genug, den Männern gegenüber.»
    Sie lachte und schüttelte den Kopf über sich selbst.
    «Wenn aber der Kannengießer ein Betrüger gewesen ist, warum ist er dann in der Stadt geblieben und hat darauf gewartet, dass seine Täuschung entdeckt wird? Ich an seiner Stelle wäre sofort nach meinen Verkäufen auf dem Markt aus Frankfurt geflohen.»
    Hella und Jutta sahen sich an, dann wanderten ihre Blicke zu Gustelies. «Natürlich», sagte Jutta. «Natürlich. So blöd war der Kannengießer nicht, dass er gewartet hätte, bis man ihm etwas nachweisen kann.»
    «Wenn er aber fliehen wollte, so müsste es dafür doch Beweise geben», gab Hella zu bedenken.
    Die drei Frauen sahen sich an. Dann standen Jutta und Hella auf. «Ich überprüfe das jetzt», sagte Hella.
    «Warte, ich komme mit. Du solltest bei so etwas nicht allein unterwegs sein», antwortete Gustelies und klang dabei nicht gerade glücklich.
    «Lass mal», beruhigte Jutta Hinterer sie. «Ich gehe mit. Du musst dir keine Sorgen machen. Ich werde deine Hella hüten wie meine Goldwaage. Mach du dir mal einen

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