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Hoellenpforte

Hoellenpforte

Titel: Hoellenpforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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der Wüstenlandschaft von Nevada verbracht und war es nicht gewohnt, Dinge zu sehen, die tatsächlich alt waren. Für ihn war London mit seinen Denkmälern und Palästen eine andere Welt. Er sah rote Doppeldeckerbusse, Tauben, Polizisten in blauen Uniformen, schwarze Taxis – es war, als fiele man in einen Haufen Ansichtskarten. Er bedauerte nur, dass Scott nicht bei ihm war. So weit war er noch nie von seinem Bruder entfernt gewesen.
    Der Fahrer brachte sie zu einem Hotel in Farringdon, einem ruhigen Teil von London mit schmalen Straßen und einem Fleischmarkt, den es schon gegeben hatte, als die Tiere noch in Herden dorthin getrieben wurden, statt in Kartons verpackt vom Kontinent angeliefert zu werden. The Tannery, wie das Hotel hieß, war klein und anonym – Richard und Matt waren schon früher darin untergekommen. Von hier waren es nur ein paar Minuten bis zu dem Privathaus, in dem sich der Nexus traf. Es war elf Uhr, als sie am Hotel eintrafen. Für halb acht am Abend war ein Treffen mit den Mitgliedern des Nexus geplant, was ihnen Zeit ließ, sich zu entspannen und von dem langen Flug zu erholen.
    Sie betraten die Rezeption, die mit ihren dicken Teppichen, den Blumen und der beruhigend tickenden Standuhr eher an das Wohnzimmer eines Privathauses erinnerte. Die Empfangsdame war eine Frau mit verkniffen aussehendem Mund. Sie warf Richard einen missbilligenden Blick zu – er trug immer noch sein Hawaiihemd und sah damit noch mehr nach einem Strandpenner aus als vorher – und musterte die beiden Jungen, die bei ihm waren. Dann fragte sie nach ihren Pässen und schob ihnen einige Formulare zum Ausfüllen hin.
    »Wie viele Übernachtungen?«, fragte sie.
    »Wir sind noch nicht sicher«, antwortete Richard.
    »Zwei Zimmer. Ich sehe, sie sind bereits bezahlt…«
    Das Telefon klingelte. Die Empfangsdame pflückte den Hörer ab, als wäre er eine überreife Frucht. »Tannery Hotel«, meldete sie sich. Einen Moment herrschte Schweigen. Dann hoben sich ihre Augenbrauen und sie übergab Richard den Hörer. »Es ist für Sie, Mr Cole.«
    Richard nahm ihn entgegen. Was immer er am Telefon hörte, war keine gute Nachricht. Er murmelte ein paar Worte und legte den Hörer auf.
    »Was ist los?«, fragte Matt.
    »Scarlett Adams… Sie verlässt London.«
    »Was?« Matt konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte.
    »Wieso?«
    »Wir können sie noch erwischen.« Richard sah auf seine Uhr. »Sie fliegt nach Hongkong. Sie nimmt den Flug um fünfzehn Uhr dreißig.«
    »Nicht noch mal zurück zum Flughafen!«, stöhnte Jamie auf.
    »Nein.« Richard wog die Möglichkeiten ab. Es fiel ihm offensichtlich schwer, sich zu konzentrieren. Er brauchte dringend eine Rasur und seine Augen waren rot vor Übermüdung. »Wir können sie nicht in Heathrow ansprechen«, sagte er. »Das ist zu öffentlich. Sie kennt uns nicht. Gut möglich, dass sie nicht mit uns reden will. Aber ihr Taxi kommt erst um zwölf. Wir können sie zu Hause erreichen, bevor sie abfährt.«
    Die Entscheidung war gefallen. Die drei ließen ihr Gepäck bei der Empfangsdame, machten kehrt und verließen das Hotel wieder. Zum Glück war ihr Fahrer noch da. Richard sagte ihm, wohin sie wollten. Matt und Jamie stiegen wieder ein.
    Sie hatten noch nicht einmal ihre Zimmer gesehen und schon waren sie wieder unterwegs, fuhren durch Farringdon und hinunter zur Blackfriars Bridge. Aber jetzt ging es auf Mittag zu und der Verkehr war dichter geworden. Jede Ampel war rot. Es kam ihnen vor, als hätte sich die Stadt gegen sie verschworen.
    »Wer war am Telefon?«, fragte Matt.
    »Susan Ashwood. Sie ist schon in London.«
    Miss Ashwood war Hellseherin und außerdem blind. Matt hatte sie in Yorkshire kennengelernt und sie hatte ihn mit dem Nexus bekannt gemacht.
    »Woher weiß sie es?«, fragte Matt.
     
    »Der Nexus hört immer noch Scarletts Telefon ab. Außerdem lassen sie sie von zwei Leuten beschatten…«
    Es sah nicht so aus, als würden sie es schaffen. Der ganze Londoner Süden war ein einziger Stau. Sie überquerten die Tower Bridge – was Jamie einen kurzen Blick auf die Themse und die St.-Pauls-Kathedrale erlaubte –, aber danach wirkten die Stadtteile einfach nur langweilig und überfüllt. Billige Läden und Restaurants reihten sich endlos aneinander, nur unterbrochen von neuen Bürogebäuden, die schon zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung veraltet ausgesehen hatten. Bermondsey, Walworth, Camberwell… Sie krochen von Vorort zu Vorort, ohne zu merken, wo einer

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