Hoellenprinz
tat sie das nie.
»Bist du mit dem Rad hier?«
Ela nickte.
»Willst du was trinken?«
Ela schüttelte den Kopf. Ute setzte sich neben sie.
»Ich glaube, ich fahr jetzt besser wieder«, sagte Ela, blieb aber sitzen.
»Der Arzt war gestern bei Caro. Er hat ihr eine Beruhigungsspritze gegeben. Seitdem schläft sie.«
In dem Moment kam Linus rausgestürmt.
»Eeeelllaaaa. Die Ela ist da, die Ela ist da!!!« Freudenschreie ausrufend tanzte er um die Hollywoodschaukel, bis Ute ihn einfangen und zu sich auf den Schoà setzen konnte.
»Bist du verrückt, am Sonntagmorgen so rumzuschreien, Mensch!«
»âtschuldigung«, sagte er zerknirscht und kuschelte sich an seine Mutter. »Caro ist krank. Gestern hat der Doktor ihr sooooo eine groÃe Spritze gegeben.« Er breitete seine Arme weit aus. Dann hielt er in seiner Begeisterung inne und musterte Ela auf eine Weise, wie er es noch nie getan hatte. »Stimmt das, dass du jemand totgemacht hast, den Caro lieb hatte?«
»Linus!« Utes Stimme war schneidend. »Geh bitte rein und kuschle dich noch mal zu Papa. Ich komme gleich.« Linus schaute fragend, gehorchte aber sofort.
»âtschuldigung«, sagte Ute, als er verschwunden war. »Er hat gestern anscheinend mehr mitbekommen, als gut war.«
Ela stand auf und ging zu ihrem Fahrrad. Sie wollte weg. Hier war sie nicht willkommen. In dem Moment öffnete sich im ersten Stock das Fenster und Caro kam zum Vorschein. Sie sah schrecklich aus, verquollen, ihre Lippen waren ungewöhnlich dick und die Augen rot. Ihr blondes Haar hatte sie zu einem Dutt zusammengebunden, der sich in der Nacht halb aufgelöst hatte.
»Was willst du?«
»Ich â¦Â« Elas Hals war total ausgetrocknet. Sie bekam keinen Ton heraus. Als sie sich aufs Rad setzen wollte, merkte sie, dass der Fahrradständer mal wieder klemmte. Sie musste mit Gewalt gegen ihn treten, doch er bewegte sich nicht.
»Ela, warte. Vielleicht solltet ihr beiden euch doch unterhalten«, sagte Caros Mutter und kam auf Ela zu.
»Vergiss es! Sie soll gehen!« Caro verschwand in ihrem Zimmer.
In dem Moment knallte bei Ela eine Sicherung durch. Sie trat wütend auf den Ständer, dann auf das ganze Fahrrad ein. Ihre Sandalen waren weich und dünn, deshalb taten ihr nach ein paar Tritten die FüÃe weh. Aber das war ihr egal, sie trat weiter, bis Caros Mutter sie von hinten packte und zurück auf die Terrasse schob.
»Komm Ela, setz dich noch mal. Das hat doch keinen Sinn«, sagte Ute, drückte Ela auf die Hollywoodschaukel und blickte nach oben. »Caro«, rief sie rauf. »Ela ist den ganzen Weg hierher geradelt. Egal was passiert ist, du solltest ihr die Chance geben, mit dir zu reden.«
Eine kurze Weile herrschte Stille, dann kam die Antwort: »Fünf Minuten. Keine Sekunde länger.«
Ela ging durch das Esszimmer, wo noch das Geschirr und die Essenreste vom gestrigen Abend zu sehen waren. Ein absolut untypisches Bild in diesem akkurat geführten Haushalt. Sie lief die Treppe nach oben und betrat Caros Zimmer. Ihre Freundin stand mit dem Rücken zur Tür und blickte aus dem Fenster. Es tat weh, mit einer solchen Stimmung in das vertraute Zimmer zu treten. Caro hatte die gleiche Fotowand, es war ihre gemeinsame Idee gewesen. Sie kannte jedes Foto in- und auswendig, daher sprang ihr das neue sofort ins Auge. Es hing in der Mitte, war auf andere Fotos draufgeklebt, so wie sie es eigentlich nie getan hatten. Neue Bilder und Menschen kamen an den Rand, damit das Herz wuchs. Fang jetzt bloà nicht an zu heulen, dachte Ela und riss ihren Blick vom lächelnden Daniel los.
»Es tut mir so leid!«, sagte sie leise und schluckte den Kloà im Hals runter.
Caro drehte sich um und verschränkte ihre Arme vor der Brust. »Was tut dir leid?«, fragte sie kalt.
»Alles.«
»Dass du ihn mir ausspannen wolltest? Dass du so tust, als wüsstest du von nichts? Dass du ihn â¦Â« Sie sprach nicht weiter.
»Mir tut leid, dass es so gekommen ist. Ich kann mich wirklich nicht mehr an alles von dem Abend erinnern. Ich weià nur noch, dass ich mit Mirko getanzt und mich dabei schrecklich gefühlt habe. Danach ist alles schwarz, Caro, das musst du mir glauben.«
»Ich muss gar nichts.«
Ela zitterte am ganzen Leib. Jetzt half nur noch eins, wenn überhaupt â sie musste Caro die Wahrheit sagen! »Es gibt etwas, das ich dir
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