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Hoellenprinz

Hoellenprinz

Titel: Hoellenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zara Kavka
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Geschwätz einer Meute, die einen Schuldigen gesucht und gefunden hatte.
    Ein unbändiges Bedürfnis, sich Caro anzuvertrauen, überfiel sie und in dem Moment wusste sie, dass Caro ihre einzige Chance war. Sie brauchte sie an ihrer Seite. Sie würde sie zwingen, ihr zuzuhören, würde ihr die Fotos und den Film zeigen und ihr von ihrer Erinnerung im Wald und ihrer Unschuld erzählen.
    Ela radelte, als wäre es ein Wettkampf. Es tat gut. Wie ein Mantra wiederholte sie im Rhythmus ihres Trettempos: »Ich habe Daniel nicht umgebracht. Ich habe Daniel nicht umgebracht. Ich habe Daniel nicht umgebracht.«
    Am Zeltplatz angekommen hatte sie das Gefühl, sich einen regelrechten Schutzpanzer angeradelt zu haben. Sollten sie sie doch alle anglotzen, es war ihr egal! Sie war nicht das Monster, das sie aus ihr gemacht hatten.

25
    E la lehnte ihr Fahrrad gegen die Hecke, die den Zeltplatz von dem kleinen Feldweg abschirmte. An dem Stimmengemurmel, das über den Platz bis zur Straße hallte, konnte sie entnehmen, dass schon viele da waren. Sie ließ den Lenker los und sah, dass sie tiefe Abdrücke in den Handflächen hatte, so festgekrallt hatte sie sich. Sie atmete ein paar Mal tief durch, dann trat sie durch das Loch in der Hecke auf den Zeltplatz. Während sie die 50 Meter über die freie Wiesenfläche auf die Feuerstelle zuging, veränderte sich die Atmosphäre der sich dort Versammelten sofort. Die Gespräche verstummten, Finger zeigten auf sie, erst schauten nur einige, dann immer mehr, bis schließlich alle auf sie blickten, staunend, ungläubig, fassungslos, ja, einige sogar aggressiv. Ela hatte das Gefühl, die vielen Blicke auf ihrem Körper wie Nadelstiche zu spüren. Ihre Gedanken arbeiteten dagegen an und bemühten sich um den Erhalt ihres erradelten Schutzmantels: Ja! Ich, Michaela Janzen, Mörderin, Schlampe, Monster, gehe zur Trauerfeier meines besten Freundes! Ihr Arschlöcher, ihr ignoranten, verfluchten, dummen Arschlöcher! Ich hasse euch. Wenn ich wirklich eine Mörderin wäre, müsstet ihr jetzt, in diesem Moment, alle dran glauben …
    Ela konnte es nicht zurückhalten, sie musste lächeln. Klar, dass die meisten das für eine grenzenlose Unverschämtheit und sie für geisteskrank hielten, schließlich hatte sie einen Menschen aus ihrer Mitte gerissen, eiskalt.
    Ela entdeckte Caro und spürte den mittlerweile vertraut gewordenen Schmerz, der aber dank ihres festen Schrittes wieder verschwand, als hätte er gemerkt, dass er heute fehl am Platz war.
    Da löste sich jemand aus der starrenden Menge und kam auf sie zu. Mirko. Er lächelte und – Ela konnte es nicht fassen – breitete seine Arme aus. Die anderen schienen mindestens so erstaunt, denn es ging ein Raunen durch die Gruppe. Wenn Mirko nichts mit dem Tod von Daniel zu tun hatte, wovon Ela so gerne ausgehen wollte, war er der freundlichste, netteste und beste Mensch auf Erden. Wenn allerdings doch, dann war er perfide und krank. Er nahm sie in seine Arme und flüsterte:
    Â»Du bist wahnsinnig, dass du hierherkommst. Sie hassen dich.«
    Â»Mir egal.« Sie löste sich aus der Umarmung und ging die restlichen Meter alleine.
    Sofort wandten sich alle wieder ihren Nachbarn zu, tuschelten und taten so, als sei nichts geschehen. Ela verschaffte sich schnell einen Überblick über die Gruppe und registrierte, dass nur Caro und Sophie da waren, Luna und Lukas allerdings nicht. Egal. Jetzt wollte sie als Allererstes mit Caro sprechen. In dem Moment tippte sie jemand von hinten auf die Schulter. Ela drehte sich um und schaute in Caros Augen. Sie fühlte regelrecht, wie ihr das Blut aus dem Kopf wich. Musste sie jetzt mit weiteren Vorwürfen und Anfeindungen rechnen?
    Â»Hallo Ela, kann ich dich mal sprechen?«, fragte Caro.
    Ela schaute Caro misstrauisch an. Etwas war passiert, das sah sie an Caros Gesichtsausdruck, aber sie biss sich auf die Zunge, um nicht zu fragen. In ihrer jetzigen Stimmung würde sie nicht den richtigen Tonfall treffen. Die Stille zwischen ihnen knisterte unangenehm. Da kramte Caro etwas aus ihrer hinteren Jeanstasche. Einen Briefumschlag.
    Â»Kommst du mal ein Stück weg von hier?«, fragte sie und zog Ela am Ellenbogen ein paar Meter mit sich.
    Â»Ich hab was, das ich dir zeigen möchte.« Mit diesen Worten hielt sie Ela den Umschlag hin. Er war völlig zerknittert, weil er viel zu groß für eine

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