Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)
sonst noch so erzählt?«
»Dass er
sich Sorgen macht, dein Ärger könnte diesmal ein längerer Begleiter sein. Aber wir
hatten nicht viel Zeit, uns darüber auszutauschen. Da oben ist nämlich richtig dicke
Luft.«
»Wie geht
es Schoppen-Erich?«
»Der ist
schon im Klinikum. Der Notarzt meinte, dass es fifty-fifty steht.«
»Na, wenigstens
lebt er noch.«
»Ja, das
tut er. Meinst du, der oder die hatten es auf ihn abgesehen?«
»Keine Ahnung.
Aber wenn ich wetten müsste, würde ich mittlerweile Nein sagen.«
»Warum?«
»Weil es
viel bessere und vor allem einfachere Momente gibt, einen wie ihn zu erlegen und
gleichzeitig dem Kollateralschaden mit der Frau aus dem Weg zu gehen.«
»Vielleicht
ging es ja darum, ihn in dieser verhängnisvollen Situation zu zeigen.«
Lenz dachte
eine Weile nach.
»Interessanter
Ansatz. Nur leider habe ich mit der Sache nichts zu tun, also musst du die Idee
den Kollegen vom Staatsschutz mitteilen.«
»Lass mal.
Die sind alt und erfahren genug, um selbst auf so was zu kommen.«
Draußen
auf dem Parkplatz tauchte ein Kleinbus mit einer heruntergeklappten Satellitenschüssel
auf dem Dach auf.
»Die Aasgeier
haben Witterung aufgenommen«, kommentierte der Mann von der Spurensicherung die
Szene, während einer der auf dem Hof stehenden Uniformierten sofort wild gestikulierend
auf das Auto zustürmte.
»Meinst
du, wir sollten ihnen sagen, dass ein Mann oben an der Einfahrt Wunder wirken würde?«,
wollte Lenz schmunzelnd wissen.
»Warum das
denn? Dein Fall ist es nicht, wie du gerade richtig bemerkt hast, und ich bin nur
der Spurenheini. Nein, lass die Jungs das mal machen, wie sie es für richtig halten.«
Er trat
etwas näher an seinen Kollegen heran und senkte die Stimme.
»Die Tote
da oben dürfte eine Nutte gewesen sein, was meinst du?«
Lenz zuckte
mit den Schultern, während Kostkamp weiter seiner Arbeit nachging.
»Wenn es
mein Fall wäre, würde ich es vermutlich annehmen, ja. Und wenn, dann eine der besseren
Sorte.«
Er wischte
sich mit dem rechten Handrücken den Schweiß von der Stirn.
»Hast du
dich schon ein bisschen in der Wohnung umgesehen?«
»Nur einen
kurzen Blick reingeworfen, und zu mehr wird es vermutlich auch nicht mehr kommen,
weil die Komiker da oben ein Team vom BKA angefordert haben. Wir Kasseler sind gerade
mal gut genug, um für die Spezialisten aus Wiesbaden den Fahrstuhl zu untersuchen.«
»Vermutlich
verfügt Weck noch über sehr gute Beziehungen in die Landeshauptstadt.«
»Und vermutlich
will er auch so schnell wie möglich wieder dorthin zurück«, ätzte der alte Spurensicherer
vergnügt, während er mit einem feinen Pinsel etwas auf dem Edelstahl der Liftkabinentür
verteilte. »Und damit es so kommt, muss er hier bei uns in Hessisch-Sibirien ein
paar schnelle Erfolge vorweisen.«
Kostkamp
hob den Kopf und legte die Stirn in Falten.
»Was mich
ein bisschen verwirrt hat, war die Aufmachung der Frau. Irgendwie hat es mich an
eine Kreuzigungsszene erinnert, wie sie so dalag.«
»Nur die
Löcher in Händen und Füßen haben gefehlt«, stimmte Lenz ihm zu.
Im Treppenhaus
wurde das Geklapper von Absätzen laut, bis schließlich Thilo Hain und Rolf-Werner
Gecks um die Ecke bogen.
»Was machst
du denn noch hier?«, rief Hain erstaunt, als er seinen Boss sah. »Ich dachte, du
würdest schon in der familieneigenen Galerie Häppchen naschen und Schampus schlürfen.«
»Nein, ich
hatte noch ein paar Dinge im Haus zu erledigen.«
Sowohl Hain
als auch Gecks und Kostkamp sahen dem Leiter von K11 ungläubig ins Gesicht.
»Mannomann,
Paul«, erwiderte der junge Oberkommissar fassungslos, »wenn du glaubst, dass die
Jungs da oben das, was sie dir mitgegeben haben, nicht ernst meinen, dann solltest
du diese Meinung schleunigst überdenken. Die machen nämlich wirklich keinen Spaß.«
»Davon bin
ich restlos überzeugt, Thilo; aber danke trotzdem für den Hinweis. Wie geht es weiter
bei euch?«
»RW soll
sich in den umliegenden Häusern umhören, mir wurde aufgetragen herauszufinden, ob
es sich um ihre Wohnung handelt, in der sie liegt, und wenn nicht, wem sie gehört.
Die Dame heißt übrigens Stefanie Kratzer, so steht es zumindest in ihrem Personalausweis.«
Lenz sah
seinen Kollegen anerkennend an und tat so, als höre er den Namen der Frau zum ersten
Mal.
»Wenn du
mich zur Galerie fährst, erzähle ich dir, wer der Eigentümer der Immobilie ist.«
Gecks, Kostkamp
und Hain warfen sich einen vielsagenden Blick zu.
»So ist
er, unser
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